Hamburg. Bei einer Großkontrolle durchforstete das Bezirksamt Mitte das Sorgenkind in Rothenburgsort. Die Einsatzkräfte wurden fündig.
- Erneut Großkontrolle an der Billstraße in Rothenburgsort
- Beamte finden Schreckschusspistole
- Findlinge sollen künftig unerlaubtes Parken verhindern
Für die Gewerbetreibenden an der Billstraße begann der Mittwochvormittag (15. Mai) mit unangekündigtem Besuch: Gegen 11.30 Uhr rückten rund 80 Personen an, um unter der Leitung des Bezirksamts Hamburg-Mitte die mittlerweile schon sechste Kontrolle beim Sorgenkind Rothenburgsorts durchzuführen.
Im Fokus standen bei diesem Verbundseinsatz unerlaubte Warenlagerungen, zum Beispiel Kühlschränke mit gefährlichen Kühlmitteln (FCKW) – eben genau jene, die in den vergangenen Jahren immer wieder für Brände gesorgt hatten. Und spätestens seit dem Großbrand auf einem Autohof im vergangenen Jahr ist klar: Die Billstraße steht unter genauer Beobachtung.
Billstraße: Kontrollen von Bezirksamt Mitte, Polizei Hamburg und Co.
So waren in vorhergehenden Kontrollen unterschiedlichste Missstände aufgedeckt worden, unter anderem ungesicherte Gasflaschen, Schädlingsbefall und ungenehmigte Anbauten. Und auch am Mittwochvormittag erwartete Joscha Heinrich, Leiter der nach dem Feuer gegründeten Taskforce, im Laufe des Tages fündig zu werden: „Wir befürchten, auch heute wieder diverse Verstöße festzustellen.“ Damit sollte er Recht behalten.
Wie schon zuvor begleiten Angestellte der Justiz- und Verbraucherschutzbehörde, der Wirtschaftsbehörde, des Landesbetriebs Immobilienmanagement und Grundvermögen, der Stadtreinigung sowie von Polizei, Feuerwehr, Hauptzollamt, Finanzamt, Steuerfahndung und fördern & wohnen den Einsatz und kontrollierten über mehrere Stunden hinweg 36 Betriebe auf acht Grundstücken.
Großkontrolle in der Billstraße: Hamburger Einsatzkräfte entdecken Verstöße
Fündig wurden sie direkt beim ersten Grundstück: „Wir mussten hier einen Raum versiegeln, weil es schwere bauliche Probleme gab – zum Beispiel Risse in der Decke“, sagte Joscha Heinrich gut eine Stunde nach Einsatzbeginn. Außerdem seien an mehreren Standorten „gefährliches Auseinanderbauen und Zerlegen von Elektrogeräten“ entdeckt und Strafanzeigen gestellt worden. Immerhin: Kühlschränke mit dem Kühlmittel suchten die Einsatzkräfte bei den Objekten vorerst vergeblich.
Auf einem weiteren Grundstück gab es einen größeren Fund. Die Einsatzkräfte stießen auf eine Waffe – nach einer Überprüfung stellte sich diese jedoch „nur“ als Schreckschusspistole heraus. Gegen 18 Uhr beendeten die Beamten schließlich die Großkontrolle: „Während des siebenstündigen Einsatzes mussten die Mitarbeitenden insgesamt sechs Strafverfahren wegen des unerlaubten und gefährlichen Zerlegens von Elektrogeräten und der unerlaubten Lagerung von Kühlmitteln (FCKW) einleiten“, lautete die Bilanz von Joscha Heinrich.
Hamburger Behörde entdeckte unerlaubte Wohneinheiten an der Billstraße
Des Weiteren habe das Kontrollteam zwei unerlaubte Wohneinheiten entdeckt „sowie mehrere Aufenthaltsräume, deren Nutzung aufgrund fehlender Flucht- und Rettungswege untersagt“ worden sei. Die Räume seien anschließend versiegelt, den dort wohnhaften Personen eine Umquartierung in die Notfallunterkünfte von Fördern & Wohnen unterbreitet worden.
- Hamburger Behörde warnt: Zustände an der Billstraße „brandgefährlich“
- Billstraße: Nach Razzia – Linke wirft dem Hamburger Senat Versagen vor
- Billstraße in Hamburg: Taskforce stößt bei Kontrolle auf kurioses Vergehen
„Außerdem wurden acht Ordnungswidrigkeiten durch abgestellte Altfahrzeuge im öffentliche Raum festgestellt“, so Heinrich weiter. Weitere Ordnungswidrigkeiten seien auch wegen „mehrerer Fälle von unerlaubter Gewässereinleitung“ eingeleitet worden.
Billstraße: Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte kündigt weitere Kontrollen an
Ein anderer Schwerpunkt des Einsatzes sollte auch die Kontrolle der unerlaubten Lagerung von Waren und des Parkens von Fahrzeugen sein – unter anderem auf Bürgersteigen und Straßenflächen. Um das künftig zu verhindern, stellten Mitarbeiter der Straßenunterhaltung Findlinge mit einem Gesamtgewicht von etwa 18 Tonnen auf die betreffenden Flächen.
Klar ist auch: Der sechsten Kontrolle sollen noch weitere folgen. „Wer es jetzt noch nicht verstanden hat, dem sagen wir es noch einmal ganz deutlich: Wir bleiben in der Billstraße weiter am Ball, die nächsten Verbundeinsätze sind bereits in Planung“, kündigte Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD) am Mittwoch an.