Hamburg. Sonnabend wollen bundesweit Menschen auf eine Krankheit aufmerksam machen, unter der auch Tausende Hamburger leiden. Die Details.
Es sollen aufrüttelnde Bilder und eindrückliche Gesten sein, mit denen die Initiative #LiegendDemo an diesem Sonnabend (11. Mai) in Hamburg auf das Leid von Long-Covid-Patienten aufmerksam machen möchte. Konkret geht es um die schwerste Form von Long Covid: ME/CFS. Die Abkürzung steht für die schwere neuroimmunologische Krankheit Myalgische Enzephalomyelitis/Chronische Fatigue Syndrom, an der weltweit Millionen Menschen erkrankt sind.
Das Besondere an der Demo: Die Teilnehmer werden sich um 14 Uhr auf dem Gänsemarkt auf den Boden legen und teilweise Sonnenbrillen und Gehörschutz tragen. So wollen sie zeigen, was das chronische Fatigue Syndrom für den Alltag der Betroffenen bedeutet: Viele sind so geschwächt, dass sie das Bett nicht mehr verlassen können, sind zudem licht- und geräuschempfindlich und arbeitsunfähig. Nach Angaben der Polizei Hamburg wird mit 500 Demo-Teilnehmern gerechnet.
Hamburg City: Demo im Liegen – Teilnehmer fordern Therapiemöglichkeiten für Long Covid
„Mit der Aktion wollen wir die vielen von ME/CFS betroffenen Menschen sichtbar machen, die zu Hause ihre Betten kaum oder gar nicht mehr verlassen können. Sie müssen gesellschaftlich und politisch gesehen werden“, sagt die Initiatorin Gritt Buggenhagen, die selbst schwer von ME/CFS betroffen ist.
Konkret fordern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellvertretend für die Betroffenen, die wegen ihrer Erkrankung in vielen Fällen nicht teilnehmen können, Versorgung, Anerkennung und Therapiemöglichkeiten. Die Betroffenen selbst sollen durch Porträts, Fotos und Botschaften präsent gemacht werden. Drappierte Kleidungsstücke sollen die aus dem Leben verschwundenen Personen symbolisieren.
Hamburg-Demo im Liegen – Veranstalter: „Es gibt kaum medizinische Versorgung“
Das Motto der Demonstration am Sonnabend lautet: „An ME/CFS erkrankt = Unerwünscht – unerforscht – unversorgt – eine humanitäre Katastrophe!“ Dass die Demonstration zum Teil liegend stattfindet, sei laut Veranstalter ein besonderes Mittel, um auf die besondere Lage der Betroffenen aufmerksam zu machen.
„Obwohl mehr als 500.000 Menschen betroffen sind, die Krankheit die Lebensqualität extrem beeinträchtigt, gar schwere Behinderungen verursacht und schon seit 1969 bekannt ist, gibt es kaum medizinische Versorgung. Es gibt kein einziges zugelassenes Medikament und nur zwei spendengeförderte Anlaufstellen in ganz Deutschland“, so die Veranstalter.
Long Covid: Liegend-Demo startet in Hamburg um 13.30 Uhr
Anlässlich des Awarenessdays für ME/CFS-Betroffene am 11. Mai findet die Aktion bundesweit parallel in zwölf Städten statt, die größte Veranstaltung ist in Berlin geplant. Sie wird live auf YouTube übertragen. Die Demonstration in Hamburg startet am Sonnabend um 13.30 Uhr auf dem Gänsemarkt. Bereits im Januar hatte in der Hansestadt eine Liegend-Demo stattgefunden.
Neben zahlreichen Redebeiträgen wird am Sonnabend auch ein Kurzfilm der Hamburger Filmemacherin Antje Büll über eine Schwerbetroffene gezeigt.
Long Covid: 80.000 Kinder leiden in Deutschland unter ME/CFS
Bundesweit wurde bereits 2021 von rund 500.000 ME/CFS-Betroffenen ausgegangen, darunter auch 80.000 Kinder. Dadurch, dass die Erkrankung unter anderem durch Corona ausgelöst werden kann, sind die Zahlen seit der Pandemie weiter gestiegen. Die Initiative geht zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.
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Genaue Zahlen für Hamburg sind nicht bekannt. Laut Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVHH) wurde aber allein in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 durch Vertragsärztinnen und -ärzte 14.000-mal die Diagnose Post-Covid gestellt.