Hamburg. Die TV-Bekanntheit wurde wie auch Tim Mälzer von einem Hamburger Geschäftsmann zur Marke aufgebaut. Was dafür nötig war.

  • Oliver Wirtz Brito ist der Manager hinter diversen Berühmtheiten
  • Bei „Entscheider treffen Haider“ verrät er ein gut gehütetes Geheimnis über Jorge González
  • Wie der heutige „Let‘s Dance“-Juror zur Marke wurde und wie es ist, mit Tim Mälzer zu arbeiten

Was haben Jorge González, Tim Mälzer, Jan Hofer, Steffen Hallaschka und Vicky Leandros gemeinsam? Denselben Manager – alle werden von Oliver Wirtz Brito und seiner Agentur Sundance Communication betreut, die es inzwischen seit einem Vierteljahrhundert gibt.

In unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ spricht Wirtz über die Zusammenarbeit mit den Spitzenköchen und TV-Moderatoren, die hohe Kunst der Absagen und verrät, wie aus Personen Marken werden. Zu hören ist das komplette Gespräch unter www.abendblatt.de/entscheider

Das sagt Oliver Wirtz Brito über …

… seinen Nachnamen: „Wirtz ist mein Geburtsname, Brito mein angeheirateter Name. Mein Ehemann heißt Brito Wirtz, er ist Brasilianer, und die Brasilianer drehen das um, verzichten aber anders als wir Deutschen auf den Bindestrich.“

… seine Zeit bei der Bundeswehr und im Leopard 2: „Ich hatte komischerweise nach meiner Schulzeit die beste Rekrutenprüfung bei der Bundeswehr gemacht, weswegen die mich gefragt haben, ob ich nicht Reserveoffizier werden wolle. Das passte damals ganz gut zu meinen Plänen: Ich konnte etwas Geld verdienen und zurücklegen für das, was ich danach vorhatte. Ich war interessanterweise in derselben Kompanie, in derselben Brigade wie mein Vater, ich habe sogar im selben Gebäude meine Stube gehabt wie er. Am Ende bin ich Panzerkommandant gewesen und am Leopard 2 ausgebildet worden, der damals noch ziemlich neu war. Damals musste man sich fast schämen, darüber zu sprechen, heute ist dieser Panzer leider in aller Munde.“

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… sein Wunsch, etwas mit Künstlerinnen und Künstlern zu machen, ohne selbst im Rampenlicht zu stehen: „Ich habe als junger Mensch ein Jugendtheater geleitet, ich habe getanzt, bin mit meiner Schwester sogar Deutscher Vizemeister geworden, und ich habe in den USA für die Kulturorganisation ‚Up with people‘ gearbeitet. Durch die habe ich an großen Konzerten vor Hunderttausenden Menschen teilgenommen, teilweise stand ich auch auf der Bühne. Das war toll, aber ich habe schnell gemerkt, dass ich lieber auf der Seite derjenigen bin, die so etwas organisieren. Ich wollte nicht selbst im Rampenlicht sein, das war mir zu stressig. Ich habe mich dann zunächst auf die Konzeption und Umsetzung von großen Events spezialisiert.“

… seine berufliche Vision, die er schon mit 14 Jahren entwickelt und dann konsequent umgesetzt hat: „Ich hatte schon mit 14 Jahren eine Dekadenplanung. Ich habe gedacht: bis 20 musst du die Schule fertig haben, was dank einer Ehrenrunde ziemlich knapp wurde. Bis 30 wollte ich alles lernen, was ich für mein weiteres Berufsleben brauchen könnte, und das sollte so facettenreich wie möglich sein. Und ab 30, so war mein Plan, wollte ich selbstständig sein in dem Bereich, der mir am besten liegt. Das habe ich auch der British American Tobacco, kurz BAT, gesagt, die mich mit 26 Jahren angestellt haben. Denen hatte ich schon beim Vorstellungsgespräch mitgeteilt, dass ich mich mit 30 selbstständig machen werde. Das hat sie aber nicht davon abgehalten hatten, mir einen Vertrag zu geben, vielleicht, weil sie nicht gedacht haben, dass ich das tatsächlich durchziehen werde. Aber es ist genau so gekommen: Kurz vor meinem 30. Geburtstag bin ich zu meinem Chef gegangen und habe gekündigt.“

… Künstler, die Rat bei ihm suchten: „Das erste große Projekt, das ich als Unternehmer umgesetzt habe, war die Produktion des Musicals ‚Freak out‘ im Schmidts Tivoli. Ich dachte damals, dass es in dieser Richtung weitergehen würde. Aber dann kamen immer mehr Künstler auf mich zu und fragten, ob ich mich um ihre Verträge kümmern könnte. Die suchten Rat bei mir, und ich bemerkte, dass ich einen guten Draht zu Künstlern habe. Das waren oft Menschen, die an einer Weggabelung standen, sich entscheiden mussten, in welcher Richtung sie weitermachen. Und ich fand es spannend, mein ganzes Wissen aus dem Event- und Organisationsbereich auf Personen anzuwenden und Menschen zu Marken zu machen.“

… Tim Mälzer, den er seit 2006 betreut, und die hohe Kunst der Absagen: „Ich hatte schon als Eventmanager viel mit Tim Mälzer zu tun gehabt. Eines Tages kam er auf mich zu und fragte: ‚Ich will eine Marke werden, und das kannst du doch. Wollen wir nicht zusammenarbeiten?‘ Das war mein erstes große Mandat, das etwas mit dem Fernsehen zu tun hatte. Wir haben dann damals, es war 2006, eine Vision entwickelt, wo es mit der Marke Mälzer hingehen könnte, die wir seitdem immer wieder überarbeitet haben. Ich arbeite weiter gern mit Fünf- oder Zehnjahresplänen. Die hohe Kunst ist, möglichst nur Dinge zu machen, die zu der Person als Marke passen – und alle anderen Anfragen abzusagen, auch wenn das vielleicht 80 Prozent sind.“

… den Geschäftspartner Jorge González: „Ich habe Jorge 1996 kennengelernt, als ich das Musical ‚Freak out‘ produziert habe. Er hat geholfen und bei den Kostümen mitgearbeitet, weil er aus dem Bereich Styling kam. Dann hat er die Konzepte für die Events mitentwickelt, die ich organisiert habe, hat sich um die Auswahl der Leute gekümmert, die wir dafür gebraucht haben, und vor allem um den Spirit unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Irgendwann wurde er dann mein Geschäftspartner, was er bis heute ist.“

„Entscheider treffen Haider“

… die Marke Jorge González: „Als ‚Germany‘s Next Topmodel‘ ins deutsche Fernsehen kam, habe ich Jorge dort als Laufsteg-Trainer von Heidi Klum vorgestellt. Nachdem er angenommen worden war, haben wir damit begonnen, an ihm als Marke zu arbeiten. Das begann mit seinen Schuhen, die gar nicht hoch genug sein konnten; es ging weiter mit der Art und Weise, wie Jorge spricht: Weil er sich Namen schlecht merken kann, sagt er sowieso zu allen ‚Chicas‘, und wir haben uns damals bewusst entschieden, dass er das als Markenzeichen beibehält. Das funktionierte wunderbar, Jorge wurde schnell zu einer Art Ikone und ist heute weder aus der Jury von ‚Let’s Dance‘, der er seit zwölf Jahren angehört, noch aus dem Fernsehen wegzudenken. Jorge ist das perfekte Beispiel dafür, wie aus einem Künstler eine Marke werden kann.“

… sein Anspruch an das Künstlermanagement: „Die Künstler müssen merken, dass ich tatsächlich als Erstes ihr Interesse im Blick habe – ob es ihr physisches Wohlergehen ist, ihr seelisches, ihr finanzielles. Das ist mein Anspruch. Mir ist es lieb, wenn ich weiß, dass ich in allen wichtigen Fragen, die das Leben des Künstlers betreffen, einbezogen werde. Und sei es nur, um ihn davor zu schützen, zu viel oder etwas zu machen, was der Marke schaden könnte. Als Boutique-Agentur kümmern wir uns nur um wenige Künstlerinnen und Künstler, machen das aber ganzheitlich und sind an allem beteiligt. Unser Motto lautet: Erfolg ist, wenn Chance auf gute Vorbereitung trifft.“