Hamburg. Jahrelang herrschte an der Adresse Leerstand. Jetzt hat Schwester Kumpir wieder geöffnet, mit Bewährtem – und vielen Neuerungen.
Gute Nachrichten für die Menschen in Wilhelmsburg: Die Veringstraße, die inoffizielle Gastro-Meile im Reiherstiegviertel ist um eine neue alte Anlaufstelle reicher. Seit einigen Tagen hat das Restaurant Schwester Kumpir im Hamburger Süden wieder geöffnet.
Der Name dürfte vielen Insulanern bekannt vorkommen, denn bis vor drei Jahren gab es an derselben Adresse bereits ein gleichnamiges Restaurant. Das musste in der Corona-Pandemie schließen. Geblieben sind davon der Name und die Grundidee des gastronomischen Angebots: Kumpir und belgische Waffeln.
Restaurant Hamburg: Schwester Kumpir nach drei Jahren zurück in Wilhelmsburg
Dass Köche ihr Handwerk lieben und sogar danach streben, die Besten in ihrem Fach zu werden, ist sicherlich keine Seltenheit. Aber wenn Omed Sadat über sein Essen spricht, beginnen seine Augen zu leuchten. Blumig erzählt der 27-Jährige von seinen Saucen-Kreationen, den Zutaten, der mühevollen Zubereitung der Speisen. „Kochen ist mein Leben“, sagt Sadat und wer ihm zuhört, merkt schnell, dass das stimmt. Sadat ist Küchenchef im Schwester Kumpir an der Veringstraße 27 in Wilhelmsburg.
Kumpir, das ist eine besondere Variante der Ofenkartoffel, die vor allem in der Türkei verbreitet ist und von dort über den Balkan ihren Weg nach Deutschland gefunden hat. Aber auch in Sadats Heimat Afghanistan ist das Gericht bekannt. Die Kartoffeln werden mindestens eine Stunde in einem dreistöckigen Ofen gebacken. Anschließend wird das Innere der Kartoffeln mit Butter und Käse – wahlweise auch mit ihren veganen Pendants – zu einer cremigen Masse vermengt.
Der Clou sind aber die zahlreichen Zutaten, mit denen der Kumpir angereichert wird. Karotten, Paprika, Mais, Oliven, Bulgur, Zwiebeln, Avocado, Jalapeños, Rotkohl, eingelegte Gurken, hausgemachter Coleslaw – die Auswahl ist, zumindest bei Schwester Kumpir, riesig.
Restaurant in Hamburg hat Kumpir, New York Rolls, Bowls und Waffeln auf der Karte
Neu auf der Karte hat Küchenchef Sadat Bowls – mit Fleisch, vegetarisch oder vegan. Auch hier haben die Gäste die Auswahl aus fünf Zutaten und drei hausgemachten Saucen. Besonders stolz ist der junge Gastronom auf seine Maracuja-Chili-Mayo. „Am besten nimmt man aber alle drei Saucen, also die Mayo, Teriyaki und eine Sriracha-Sauce“, sagt er. 9,90 Euro kostet so eine Bowl, ein Kumpir ist für 6,90 Euro zu haben.
Außerdem hat der gelernte Koch New York Rolls im Angebot. Das sind üppig belegte Dinkelbrötchen – etwa mit Black Tiger Garnelen, veganen Fischstäbchen, Falafel oder dem besonders aufwendig zubereiteten panierten Hähnchenbrustfilet. „Das Hühnchen wird 48 Stunden lang in Buttermilch und Kräutern mariniert, dann mit einer besonderen Panade und zuletzt mit einer Schicht Cornflakes umhüllt. So ist es außen knusprig und innen saftig“, erklärt Sadat.
Schwester Kumpir mit neuem Bestellkonzept: Aussuchen, ankreuzen, abgeben
Um die Wartezeiten und vor allem die Warteschlange zu minimieren, hat sich Sadat ein einfaches System überlegt. Die Gäste bekommen einen Zettel, können darauf ankreuzen, ob sie Bowl oder Kumpir essen möchten und auch direkt ihre Zutaten auswählen. Alle Speisen gibt es auch zum Mitnehmen.
2021, mitten in der Corona-Pandemie, schloss das alte Lokal, war zwischenzeitlich eine Corona-Teststation und hatte seither nicht wieder geöffnet. Warum also den alten Namen behalten? „Der ist im Viertel schon bekannt“, sagt Sadat, der das Restaurant leitet. Besitzer ist Arash Faqiri, ebenfalls erfahrener Gastronom. Er hat Schwester Kumpir von den Vorbesitzern, einem Wilhelmsburger Brüderpaar, gekauft.
Küchenchef Omed Sadat ist ein Perfektionist: „Kochen ist mein Leben“
Jetzt kehrt also wieder Leben ein. Seit dem 19. März hat Schwester Kumpir wieder geöffnet. Zuvor wurde drei Monate lang im Inneren gewerkelt, eine neue Lüftung eingebaut, das Schild über dem Eingang ausgetauscht, neues Mobiliar, Dekoration und Lampen besorgt. 40 Gäste finden drinnen Platz, bei gutem Wetter gibt es vor dem Laden etwa 20 weitere Plätze.
Sadat hat in der Umbauzeit vor allem in der Küche gewerkelt. Er ist Perfektionist in Sachen Essen. „Ich habe allein den Coleslaw bestimmt 20-mal neu angesetzt, bis ich mit der Zusammensetzung zufrieden war“, sagt der 27-Jährige.
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Vieles habe er sich erst im Laufe der Jahre angeeignet, sagt Sadat, der 2015 aus der Türkei nach Deutschland kam. 2019 begann er eine Ausbildung, machte schon zuvor Praktika, auch, um die Küchen unterschiedlicher Länder kennenzulernen. Diese Einflüsse finden sich nun auf der Speisekarte im Schwester Kumpir wieder. Zu Hause, sagt Sadat, koche allerdings seine Frau. „Die kann viel besser afghanisch kochen als ich“, sagt er lächelnd.
Restaurant Hamburg: Schwester Kumpir in Wilhelmsburg hat wieder geöffnet
Für den zweifachen Vater ist die offene Küche mit direktem Gästekontakt etwas Neues. „Aber ich freue mich sehr darüber. Ich liebe den Kontakt mit den Kunden, und ich mag es einfach, Menschen satt zu machen.“ Ein Vollblutgastronom, der neben seiner riesigen Leidenschaft fürs Kochen auch eine Menge Know-how mitbringt: Seit seinem 13. Lebensjahr, also mehr als die Hälfte seines Lebens, arbeite er bereits in der Gastronomie.
Jetzt hat Sadat bei Schwester Kumpir die Verantwortung für fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihn im Service und in der Küche unterstützen. In den wenigen Tagen seit der Neueröffnung habe er schon viel gelernt, sagt er, die Gäste seien bislang alle zufrieden gewesen. „Aber es wäre auch nicht schlimm, wenn jemand mal unzufrieden ist. Dann weiß ich, was ich verbessern kann“, sagt Sadat.
Schwester Kumpir, Veringstraße 27, hat dienstags bis donnerstags und sonntags von 12 bis 21 Uhr geöffnet, freitags und sonnabends bis 22 Uh.