Hamburg. Kurz vor einem Auftritt mit ihrer Band hatte die Ex-Schönheitskönigin Stress mit der Polizei. Sie findet: „Das war einfach peinlich.“
Dass Alicia Melina (Winter), geborene Kummer, gut aussieht und dass sie hart austeilen kann, hat sie praktisch amtlich: 2013 wurde sie zur Miss Schleswig-Holstein gekürt, außerdem steht sie im Ring ihre Frau, ist mehrfache Boxweltmeisterin im Halbweltergewicht und veröffentlicht mit dem Schlager-Duo Luxusproblem („Tornado im Zug“) jede Menge Ballermann-kompatible Tanzmusik. Spätestens seit ihrer Hochzeit in der TV-Serie „Liebe im Sinn“ (Sat.1) dürfte die 35-Jährige auch einem größeren Publikum bekannt sein.
Klare Sache: Die energiegeladene Ex-Schönheitskönigin aus dem Norden fällt auf, ganz besonders gilt das für ihr Auto, eine schnittige, komplett folierte Sportrakete (150.000 Euro, 420 PS, 330 km/h) von Audi, Modell R8. Für Polizeibeamte der Hamburger Soko Autoposer, die regelmäßig illegal getunte Autos aus dem Verkehr ziehen, war genau das offenbar ein Ticken zu viel des Guten.
Polizei Hamburg: Soko Autoposer beanstandet spiegelnde Folie des teuren Audi R8
Am Donnerstag war Alicia Melina mit ihrer Freundin und Bandgefährtin Sabrina Mina Fischer für einen Dreh mit RTL auf St. Pauli unterwegs. „Nach dem Essen beim Italiener wollten wir losfahren, da sahen wir schon Polizisten am Auto stehen“, sagt die gebürtige Buchholzerin dem Abendblatt. Kurz nach dem Start seien sie auf der Van-der-Smissen-Straße am Elbufer von zwei Polizeiautos „eingekesselt“ worden, hinten eins, vorne eins. „Die haben mit der Taschenlampe reingeleuchtet, alles untersucht am Wagen, außen und innen. Sie haben einen Zollstock ausgeklappt, die Felgen vermessen und einen Riesenaufriss gemacht, das war ziemlich peinlich.“
Peinlich für die Polizei, zumindest aus ihrer Sicht, sagt die Profiboxerin. Etliche Schaulustige hätten die Kontrolle auf der Straße mitverfolgt und sich vergeblich für sie eingesetzt. Am Ende sei ihr Wagen sichergestellt und abgeschleppt worden, weil die Folie spiegele und das den Verkehr gefährden könne.
Boxweltmeisterin Alicia Melina erwägt, einen Anwalt einzuschalten
Die Polizei wird jetzt überprüfen, ob das Auto in diesem Zustand in Deutschland überhaupt fahren darf, während Alicia Melina über rechtliche Schritte nachdenkt. „So ein Quatsch“, sagt sie, „die Folie ist erlaubt in Deutschland, ist mal pink, mal türkis, und die Fenster sind auch frei.“ Sie werde sich wohl einen Anwalt nehmen müssen.
Polizei Hamburg äußert sich: Gehen davon aus, dass Betriebserlaubnis erloschen ist
Die Polizei sieht das natürlich ganz anders. „Unseren Beamten der Soko-Autoposer ist der Wagen aufgefallen, weil er vollflächig mit einer Folie beklebt ist, die andere Verkehrsteilnehmer blenden und gefährden kann“, sagt Polizeisprecherin Nina Kaluza. „Weil sie davon ausgehen mussten, dass deshalb die Betriebserlaubnis erloschen ist, haben sie das Auto sichergestellt.“ Gegen die Halterin sei ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden.
Alicia Melina hingegen kann über den Polizeieinsatz nur den Kopf schütteln. „Ich fahre seit Ewigkeiten mit meinem R8 in Hamburg herum, jeden Tag. Schon so oft müssen mich Polizisten gesehen haben, nie hat jemand etwas beanstandet – bis auf die Beamten der Soko Autoposer jetzt.“ Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ihr R8 von der Soko schon einmal – fast auf den Tag genau vor fünf Jahren – sichergestellt wurde. Der Vorwurf: Der Klappenauspuff mache zu viel Lärm. Auch damals fand die 35-Jährige die Maßnahme ungerechtfertigt.
Soko Autoposer wünscht Alicia Melina viel Erfolg
Sie und ihre Freundin hätten das Auto vor dem Abschleppen komplett ausgeräumt – und das kurz vor dem großen Auftritt von Luxusproblem in der „Show mit Chris“ im Hörsaal auf St. Pauli. Ihre ganzen Sachen aus dem Auto, darunter ihre pinken Boxhandschuhe für den Auftritt, habe sie auf die Straße tragen müssen.
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Immerhin hätten ihnen die Beamten für ihren Gig am Donnerstagabend viel Erfolg gewünscht. Einen Tag später sagt Alicia Melina dem Abendblatt: „Wir durften zwei unserer Stücke live performen.“ Das tröstet sie auch über den zeitweiligen Verlust ihres Autos hinweg. Zumindest ein bisschen.