Hamburg. Einen Tag nach der Beisetzung des Kremlkritikers werden an dem kleinen Gedenkort in der City weiter Blumen niedergelegt.

  • Am Sonnabendmorgen ist der kleine Gedenkort in der City mit frischen Blumen geschmückt
  • Dieser Ort wurde am Mittwoch von Unbekannten errichtet
  • Eine kurze Hommage an Nawalny endete mit den Worten „Rest in Power“

Der Tod des Kremlkritikers Alexej Nawalny in der sibirischen Strafkolonie Polarwolf erschütterte viele Menschen im rund 3500 Kilometer entfernten Hamburg nicht nur – er löste in der Hansestadt mittelbar auch einen Eklat aus. Denn: Was Menschen im Gedenken und im freien Willen an den am 16. Februar verstorbenen Oppositionellen vor dem seit Jahresbeginn geschlossenen russischen Generalkonsulat am Feenteich niedergelegt hatten – Kerzen, Plakate, Blumen, Kondolenzschreiben –, all das war urplötzlich verschwunden.

Mutmaßlich hatten Mitarbeiter des ehemaligen Konsulats vier Tage nach Nawalnys Tod, an einem Dienstagmorgen, die Trauerbekundungen entfernt. Ein weiterer Beleg dafür, dass Russland rigoros gegen alle Menschen vorgeht, die um den Oppositionellen öffentlich trauern. So hatten russische Gerichte in Eilverfahren binnen weniger Tage mehr als 200 Strafen gegen die an spontanem Gedenken teilnehmenden Trauernden verhängt.

Nach dem Tod des Kremlkritikers Alexej Nawalny sind vor dem geschlossenen russischen Generalkonsulat am Feenteich in Hamburg Blumen, Kerzen und Schilder für den Oppositionellen abgelegt worden.
Nach dem Tod des Kremlkritikers Alexej Nawalny sind vor dem geschlossenen russischen Generalkonsulat am Feenteich in Hamburg Blumen, Kerzen und Schilder für den Oppositionellen abgelegt worden. © FUNKE / Foto Services | Privat

Anonyme Trauer um Putin-Kritiker Nawalny mit berührendem Kondolenzschreiben

Vor diesem Hintergrund ist auch die Aktion eines oder einer Unbekannten in der Hamburger City zu sehen. Nahe dem Hamburger Rathaus und den Alsterarkaden standen am Mittwoch auf einem Steinblock Fotos, die an den toten Politiker erinnern; außerdem Rosen und Tulpen, Grabkerzen und eine in englischer Sprache verfasste, zu Herzen gehende Botschaft.

Auf Deutsch: „Warum kehrte er nach Russland zurück?, fragen Sie. Und die Antwort ist einfach: Es wäre nicht Nawalny gewesen, wäre er nicht zurückgekehrt. Danke für alles, Alexey. Ein Stück von mir starb mit dir. Aber ich werde weiterkämpfen für ein freies und glückliches Russland, an das du immer geglaubt hast.“ Die kurze Hommage endet nicht mit der gängigen Formel „Rest in Peace“, (dt. Ruhe in Frieden), sondern wohl in Anspielung auf Nawalnys bis zum Schluss ungebrochenen Kampfgeist mit der Wendung „Rest in Power“ (dt. Ruhe in Stärke). Auch am Sonnabendmorgen, einen Tag nach der Beerdigung des Kremlkritikers, ist der kleine Gedenkort mit frischen Blumen geschmückt.

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Übrigens: Nachdem die Kerzen und sonstigen Beileidsbekundungen an jenem Dienstagmorgen vor dem ehemaligen russischen Generalkonsulat entfernt worden waren, standen dort am Mittag schon wieder neue Blumen und Botschaften. Am kommenden Freitag soll Alexej Anatoljewitsch Nawalny, gestorben in russischer Strafhaft im Alter von 47 Jahren, auf dem Moskauer Borissowskoje-Friedhof beigesetzt werden. Erst eine Woche nach seinem Tod war Nawalnys Mutter der Leichnam ihres Sohnes übergeben worden.