Hamburg. Katz-und-Maus-Spiel vor dem geschlossenen russischen Konsulat? Am Dienstag waren zunächst alle Trauerbotschaften verschwunden.
Nach der Nachricht vom Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny in russischer Haft am vergangenen Freitag hatten auch in Hamburg zahlreiche Menschen ihrer Trauer darüber Ausdruck verliehen. Vor allem vor dem seit Jahresbeginn geschlossenen Generalkonsulat der Russischen Föderation am Feenteich wurden am Wochenende zahlreiche Blumen, Kerzen und Beileidsbekundungen abgelegt. Auch eindeutige Botschaften fanden sich darunter, auf einem der Schilder wurde der russische Präsident Wladimir Putin für Nawalnys Tod verantwortlich gemacht: „Navalni = tot, Putin = Mörder!“ war darauf zu lesen.
Am Dienstag waren dann plötzlich sämtliche Schriftstücke, Devotionalien und Kondolenzen vor dem Gebäude auf der Uhlenhorst verschwunden. Am Morgen entfernten mutmaßlich Mitarbeiter des ehemaligen Konsulats rund 25 Kerzen, Plakate und Blumen. Damit reagiert Russland nun offenbar in Deutschland ähnlich wie im eigenen Land – dort geht die Regierung allerdings auch rigoros gegen Menschen vor, die im öffentlichen Raum um den Oppositionellen trauern.
Bis zum Mittag waren vor dem Gebäude dann bereits wieder neue Blumen und Botschaften zu sehen. Auf einem der Zettel stand die Aussage „We won‘t give up“ („Wir werden nicht aufgeben“). Eine russischsprachige Familie legten Tulpen nieder und hielten einen Moment inne.
Tod von Nawalny: Russland geht gegen Trauernde vor
Bis Montag hatten russische Gerichte in Eilverfahren mehr als 200 Strafen gegen die an spontanem Gedenken teilnehmenden Trauernden verhängt. Allein in St. Petersburg ordneten die Gerichte der Millionenmetropole gegen 199 Menschen Arrest oder Geldstrafen an, auch in der russischen Hauptstadt Moskau gab es mehrere solcher administrativen Strafen. In St. Petersburg kamen mehr als 154 Menschen in eine Arrestzelle, die meisten für mehrere Tage.
Seit Freitag legen Menschen in Russland immer wieder Blumen nieder oder zünden Kerzen an Denkmälern für die Opfer politischer Gewalt in Russland. Dabei gab es nach Angaben von Bürgerrechtlern mehr als 400 Festnahmen in mehr als 30 Städten landesweit. Die Strafen vor den Gerichten in St. Petersburg ergingen laut den Protokollen wegen Störung der öffentlichen Ordnung nach unerlaubten Versammlungen auf einem öffentlichen Platz. Dafür drohen laut Gesetz in Russland Geldstrafen bis zu 20.000 Rubel (ca. 200 Euro), Pflichtarbeitsstunden für die Allgemeinheit oder bis zu 15 Tage Arrest.
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Nach offiziellen Angaben war Alexej Nawalny am Freitag in dem Straflager mit dem inoffiziellen Namen „Polarwolf“ gestorben. Die Todesursache und der Ort, an dem die Leiche des 47-Jährigen aufbewahrt wird, sind weiter unklar. Nach offiziellen Angaben brach der körperlich geschwächte Gegner von Kremlchef Wladimir Putin nach vielen Tagen in immer wieder angeordneter Einzelhaft bei einem Hofgang in dem Lager nördlich des Polarkreises bei eisigen Temperaturen zusammen. Wiederbelebungsversuche waren nach Angaben des Strafvollzugs erfolglos.