Hamburg. Am Valentinskamp haben Chris Brock und Simon Back ein besonderes Konzept realisiert. Warum Men‘s Needs auch Frauen begeistert.
Es war einer dieser Momente, der Simon Back und Chris Brock immer wieder aufs Neue zum Schmunzeln bringt. Ein Mann betritt den Laden Men‘s Needs, und in seinem Gesicht spiegelt sich eine positive Reizüberflutung wider. Im Eingang steht ein Ducati-Motorrad, an den Wänden hängen spektakuläre Kunstwerke, in Regalen stehen Lego-Bausätze, auf Tischen liegt neben Klamotten und Bar-Zubehör eine Fleisch-Bibel. Männerherz, was willst du mehr?
Die beiden Hamburger haben im Valentinskamp in der Hamburger City einen ungewöhnlichen Shoppingtempel geschaffen, der das Testosteron der Kunden in Wallung bringt. „Frauenläden und irgendwelche Concept-Stores gibt es genug in der Innenstadt. Wir wollen hier Lifestyle, Genuss und Gemeinschaft unter einem Dach vereinen“, sagt Chris Brock. „Es soll sich nicht wie ein Laden anfühlen, sondern, dass die Kunden zu Besuch bei Kumpels sind. Gastfreundschaft steht bei uns über allem.“
Men‘s Needs in der Hamburger City: Warum der Laden gerade bei Frauen beliebt ist
Die Idee für den Laden reifte bei Chris Brock schon im Jahr 2006. Als er elf Jahre später seinen heutigen Geschäftspartner kennenlernte, wurde aus dieser Idee ein Plan. „Durch unseren alten Arbeitgeber waren wir gemeinsam viel auf der Autobahn unterwegs, haben auf den langen Fahrten über unser Projekt philosophiert. Später wurde dann bei vielen Steaks und Kaltgetränken alles so weit finalisiert, dass wir gesagt haben: Wir machen das“, erinnert sich Back zurück.
Der gelernte Hotelfachangestellte Brock und der Automobilkaufmann Back legten ihr Erspartes zusammen, planten mit der Bank die restliche Finanzierung und eröffneten inmitten der Corona-Pandemie im September 2021 den wohl ungewöhnlichsten Männer-Laden der Stadt.
Männer-Shoppingladen in der City wurde in der Corona-Pandemie eröffnet
Dass der Name Men‘s Needs (Deutsch: Bedürfnisse des Mannes) dabei polarisieren könnte, war den beiden Inhabern von Beginn an bewusst. „Eine gewisse Sorge hat uns schon umgetrieben“, gibt Back zu. Man könnte schließlich den Eindruck gewinnen, dass Frauen in dem 180 Quadratmeter großen Laden nicht willkommen seien, oder das Konzept gar machohaft und sexistisch sei.
„Dem ist aber definitiv nicht so. Hier wird niemand ausgeschlossen. Ganz im Gegenteil. Knapp 80 Prozent unserer Kunden sind weiblich“, freut sich Back.
Hamburger Unternehmer setzen bei Men‘s Needs auf lokale Produkte
Über der Tür steht in großen Lettern „Everybody is welcome“. Es ist wirklich jeder willkommen. „Meine Mutter und meine Schwestern gehören hier zu den besten Stammkunden. Und was uns freut: Viele Frauen finden auch für sich selbst etwas bei uns. Uns ist völlig egal, welches Geschlecht, welche politische Einstellung, welche Herkunft unsere Kundschaft hat. Hier soll sich jeder wohlfühlen“, sagt Simon Back.
Jede Frau wisse, wie schwer es sei, Männern etwas zu schenken. „Bei unserer Produktvielfalt wird hier eigentlich jede Frau fündig“, fügt Back an.
Bei ihrer riesigen Produktauswahl setzen die beiden Hamburger auf Lokalkolorit. Ihren eigenen „Alsta Gin“ haben sie gemeinsam mit der Bahrenfelder Destille Drilling auf den Markt gebracht. Die Uhren der Marke Sternglas sind ebenso „Made in Hamburg“ wie die spektakulären Neon-Kunstwerke von Margarita Kriebitzsch. Ein Werk mit Karl Lagerfeld als Motiv kostet schlappe 8000 Euro.
Das nötige Kleingeld benötigt man auch für die handgefertigten Messer mit sogenanntem Damast-Schliff, die in Fockbek in Schleswig-Holstein angefertigt werden. Eines der edlen Schneidewerkzeuge kostet 999 Euro. „Es gibt natürlich hochpreisige und exklusive Produkte bei uns. Aber es gibt genauso auch Schuhputzsets, Socken, Shirts, Caps und Accessoires, die im preiswerteren Segment liegen“, sagt Back.
Bei allen Produkten sei ihnen der lokale Aspekt sehr wichtig. „Wir sind Nordmänner und wollen ansässige Labels unterstützen“, sagt Back.
Shoppen in Hamburg: Men‘s Needs setzt auf Lifestyle, Genuss und Gesellschaft
Doch auch wenn das Sortiment riesig erscheint, gibt es immer wieder kuriose Momente, in denen Kunden unglücklich den Laden verlassen. „Einmal kam ein Kunde um 17.30 Uhr bei uns leicht in Panik rein und wollte Brot bei uns kaufen. Ich habe ihn dann dezent fassungslos angeschaut und gefragt, ob ihm klar sei, in was für einem Laden er sei“, erinnert sich Brock und lacht.
„Der Kunde meinte nur, dass ihn seine Frau losgeschickt hat, und er dachte, dass Männer ja auch das Bedürfnis nach Brot haben. Also hatte er die Hoffnung, dass wir ihm helfen können. Dem war aber leider nicht so“, scherzt der Men‘s-Needs-Mitinhaber.
Doch Shopping – für viele Männer häufig mehr Folter als Freude – ist nur ein Teil des Konzepts von Men‘s Needs. Regelmäßig finden in dem Laden in der Hamburger Innenstadt Events statt. Tastings für Gin, Whisky und Rum, zudem wird regelmäßig zum Barbecue-Abend der Grill angeworfen.
„Gerade in der Corona-Zeit ist uns allen bewusst geworden, wie schön es ist, in Gesellschaft zu sein. Wenn die Leute zu uns kommen, sollen sie sich fühlen, als würden sie Kumpels besuchen. Bei leckeren Drinks und Steaks frisch vom Grill lernen sich hier unsere Kunden – egal ob Männer oder Frauen – kennen und haben einen geilen Abend. Was gibt es Schöneres?“, sagt Back.
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Seit vergangenem Jahr wird bei den beiden Hamburgern aber nicht nur geshoppt und geschlemmt, sondern auch gelacht. Am 6. April steigt der nächste Stand-up-Comedy-Abend, an dem Hamburger Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne stehen. Zu den Harley Days (28. bis 30. Juni) veranstalten die beiden Inhaber gemeinsam mit dem Motorrad-Hersteller Ducati ein großes Sommerfest am Valentinskamp.
Men‘s Needs: Inhaber wollen von Hamburger Innenstadt aus expandieren
In den kommenden Monaten wollen die beiden ihre Pläne für eine weitere Filiale in „A-Lage in der Innenstadt“, wie es Brock sagt, vorantreiben. Langfristig planen die beiden Macher von Men‘s Needs aber auch Läden außerhalb der Hansestadt.
„Düsseldorf ist der Favorit für den nächsten Standort. Aber auch München und Zürich stehen auf unserer Liste. Hamburg ist zwar unsere Basis, aber wir sind davon überzeugt, dass unser Konzept auch in anderen Städten funktionieren kann. Wichtig ist uns aber, dass wir gesund wachsen und nichts überstürzen“, erklärt Back, ehe er einen weiteren Kunden erspäht, der ob der vielen ungewöhnlichen Produkte ein wenig überfordert wirkt.