Hamburg. Der historische Garten war jahrelang zugewachsen. Nun ist der Denkmalverein Hamburg aktiv geworden – und hat einen Wunsch.
Der historisch anmutende Springbrunnen in Planten un Blomen, direkt hinter dem Museum für Hamburgische Geschichte, liegt still. Schon seit Jahrzehnten. Das Wasserbecken ist mit einer dicken Laubschicht bedeckt, vereinzelt ragen abgetrennte Baumreste zwischen den Kacheln hervor. Eine Gruppe Freiwilliger des Denkmalvereins Hamburg läuft an diesem Morgen bepackt mit Spaten und Gartenwerkzeug Richtung Brunnen.
Jahrelang haben Spaziergänger die kleine Gartenanlage mit dem Steinbrunnen wohl übersehen, während sie durch die Großen Wallanlagen des Parks geschlendert sind. Versteckt hinter einer breiten Wand aus Gehölz und Gestrüpp befindet sich dort der sogenannte „Ungarische Garten“ – „ein Schmuckstück, verborgen unter Gehölzen“, wie Sylva Flörke es beschreibt. Sie ist stellvertretende Parkleiterin in Planten un Blomen, wo bald das Café Seeterrassen wieder öffnen soll. Der „Ungarische Garten“ wurde 1973 im Rahmen der Internationalen Gartenbauausstellung angelegt, geriet dann jedoch in Vergessenheit.
Planten un Blomen: Denkmalverein legt historischen Garten frei
Doch seit Mittwoch ist damit Schluss. Der Denkmalverein Hamburg hat eine Freiwilligen-Aktion zur Freilegung der historischen Gartenanlage organisiert. Die Helfer haben sich trotz grauen Himmels und Regen schon früh eingefunden, um den „Ungarischen Garten“ von Gestrüpp und Schlamm zu befreien. Erste Arbeiten, wie den groben Schnitt der Gehölze, haben die Landschaftspfleger von Planten un Blomen bereits durchgeführt.
„Bei uns sind alle herzlich willkommen mitzugärtnern“, sagt Kristina Sassenscheidt, Geschäftsführerin des Denkmalvereins. Egal ob Hobby-Gärtner oder Laien. Auch dafür wurde die AG Grün gegründet, die seit zwei Jahren in den denkmalgeschützten Gärten und Parkanlagen Hamburgs im Einsatz ist. In einem ersten Schritt soll der „Ungarische Garten“ nun also zugänglich gemacht und für mögliche Restaurationsarbeiten vorbereitet werden.
Planten un Blomen: Gartenpflege zwischen Schlamm, Regen und Ingwertee
Das regnerische Wetter kann den Tatendrang der Gruppe, die sich in Planten un Blomen versammelt hat, kaum beeinträchtigen. Den Freiwilligen ist anzusehen, dass sie bereits seit den Morgenstunden mit vollem Körpereinsatz entrümpeln. Keine Jacke ist mehr sauber, kaum ein Fuß mehr trocken.
Trotzdem werden bei bester Stimmung die Schaufeln geschwungen, Bodenplatten geschrubbt und alte Gewächse entfernt. Zwischendurch werden Zimtschnecken und heißer Ingwertee verzehrt. Währenddessen unterstützen die Landschaftspfleger des Parks die Gruppe, indem sie das gesammelte Gestrüpp und Wurzelwerk wegtransportieren.
Planten un Blomen: Vergessener Garten zeichnet sich durch gestalterische Finesse aus
Für Einsätze wie diesen habe man auch die „Corporate Social Days“ eingeführt – ein Angebot für Unternehmen, Teambuilding-Maßnahmen an der frischen Luft und in historischer Atmosphäre durchzuführen. „Das kam super an. Auch bei den Leuten, die noch nie etwas im Garten gemacht haben“, sagt Ina Behrensmeyer, Leiterin der AG Grün.
Vor allem die enge Zusammenarbeit mit dem Gartendenkmalpfleger des Hamburger Denkmalschutzamts, Jens Beck, sei wertvoll. „Die Leute gärtnern mit einem ganz anderen Bewusstsein, wenn sie die jeweilige Gartengeschichte kennen“, erklärt Sassenscheidt. So sei es möglich, während der körperlichen Arbeit an der frischen Luft gleichzeitig etwas über die Geschichte des Ortes zu lernen. In diesem Fall über die gestalterische Finesse und intelligente Materialwahl, wegen derer die Anlage vom ungarischen Gartenarchitekten Mihály Möcsényi bis heute überdauert hat.
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Historischer Garten in Planten un Blomen soll wieder für Besucher zugänglich sein
Der Wunsch der Denkmalpfleger sei es, „dass der Garten mittelfristig restauriert wird“, so Sassenscheidt. Deshalb habe der Denkmalverein von Anfang an eng mit den Landschaftspflegern von Planten un Blomen zusammengearbeitet. Auch seitens des Bezirks Hamburg-Mitte besteht nach wie vor Interesse an einer Restaurierung. Bislang habe es jedoch an erforderlichen finanziellen Haushaltsmitteln gefehlt, teilte Bezirkssprecherin Josefina Kordys mit.
Wie eine Gestaltung und Nutzung der Gartenanlage in Zukunft aussehen könnte, steht noch nicht fest. Bei dem Wunsch, den Ort wieder für Besucherinnen und Besucher zugänglich zu machen, sind sich alle Parteien einig. Und möglicherweise wird das Wasser in dem historischen Steinbrunnen somit in den kommenden Jahren wieder plätschern.