Hamburg. Erste Visualisierungen zeigen, wie die Attraktion in der Parkanlage in der Hamburger City nach der Sanierung aussehen soll.

Ob Touristen, Hamburger, Wissenschaftler oder Studierende: Bei den Plänen für die Schaugewächshäuser des Botanischen Gartens in Hamburg wurde an alle gedacht. Dementsprechend kostspielig und langwierig wird das Projekt, das allerdings in Zukunft vielen Zielgruppen eine Freude machen dürfte. Rund 62 Millionen Euro soll das Ganze kosten und die Umsetzung bis mindestens 2030 dauern.

Erstmals gibt es nun Visualisierungen. Sie vermitteln einen Eindruck von den Gewächshäusern, die in Planten un Blomen im alten Botanischen Garten nach Sanierung und Umbau sowie im neuen Botanischen Garten in Klein Flottbek durch einen Neubau entstehen sollen.

Planten un Blomen: Das sind die Pläne für die Schaugewächshäuser in Hamburg

Nach einem aktuellen Nutzungs- und Entwicklungskonzept soll die dringende Sanierung der Schaugewächshäuser in der Parkanlage Planten un Blomen genutzt werden, um gleich mehrere Punkte in Angriff zu nehmen. Es geht um eine bessere Energieeffizienz, fehlende Barrierefreiheit – und die Chance, die einstigen Pläne im Botanischen Garten in Klein Flottbek doch zu realisieren.

Denn das, was in den 1970er-Jahren angedacht war, wird nun in kleinerem Umfang verwirklicht – und zwar genau am damals vorgesehenen Standort. Damit die derzeit aufgrund von Einsturzgefahr geschlossenen Schaugewächshäuser in Planten un Blomen saniert werden können, müssen die teils seltenen und empfindlichen Pflanzen für etwa 1,5 bis zwei Jahre woanders untergebracht werden.

Die Idee: In Klein Flottbek soll für die Zwischenlagerung ein neues Gewächshaus entstehen, das anschließend den Besuchern aber erhalten bleiben soll. Aus Kostengründen war beim Umzug des Botanischen Gartens der Uni Hamburg von der Innenstadt nach Klein Flottbek damals auf den Bau verzichtet worden. Deshalb gibt es bis heute die Schaugewächshäuser an alter Stelle. Daran soll auch nicht gerüttelt werden.

Botanischer Garten Flottbek: Neubau des Gewächshauses für 2025 geplant

Nach dem derzeitigen Zeitplan wird in diesem Jahr die Planung für das etwa 3000 Quadratmeter große, neue Gewächshaus im Loki-Schmidt-Garten in Flottbek bis zur Genehmigung vorangetrieben. In 2025 soll der Neubau verwirklicht werden und in 2026 der aufwendige Umzug der Pflanzen vonstattengehen. Dieser ist nur in den Sommermonaten möglich, damit die teils seltenen und temperaturempfindlichen Pflanzen keinen Schaden nehmen.

Anschließend kann es mit den Arbeiten am Gewächshaus in Planten un Blomen in der Innenstadt losgehen. Die Umbauphase soll sich bis 2029 erstrecken. Dann müssen die Pflanzen wieder aufwendig und vorsichtig zurückziehen. 2030 könnten die bei Besuchern so beliebten Schaugewächshäuser in der Parkanlage am Dammtor wieder öffnen, so der aktuelle Zeitplan.

Die Schaugewächshäuser in Planten un Blomen: Nach der Sanierung sollen die Besucher auf der neu gestalteten Terrasse Platz nehmen können. Die angrenzende Rasenfläche soll für Veranstaltungen genutzt und in den Sommermonaten auch an Händler vermietet werden, die Getränke und Snacks verkaufen.
Die Schaugewächshäuser in Planten un Blomen: Nach der Sanierung sollen die Besucher auf der neu gestalteten Terrasse Platz nehmen können. Die angrenzende Rasenfläche soll für Veranstaltungen genutzt und in den Sommermonaten auch an Händler vermietet werden, die Getränke und Snacks verkaufen. © Uni HH | Haas Architekten

Chef des Botanischen Gartens: „Das wird uns ganz neue Möglichkeiten geben“

Die jeweiligen Standorte in Planten un Blomen sowie in Flottbek sollen sich dann thematisch ergänzen, indem sie einen unterschiedlichen Einstieg in wissenschaftliche Themen bieten. „Dies wäre ein Alleinstellungsmerkmal für Hamburg“, heißt es in dem Nutzungskonzept.

„Die lang ersehnte Sanierung der Schaugewächshäuser und auch das den veränderten Anforderungen angepasste Nutzungskonzept wird uns ganz neue Möglichkeiten geben, die Vielfalt der Pflanzen und die Bedeutung ihrer natürlichen Habitate auch vor dem Hintergrund des Klimawandels in Führungen und Vorträgen zu erläutern“, schwärmt Dominik Begerow, Direktor des Botanischen Gartens Hamburg.

Insbesondere Schulklassen und andere Gruppen sollen die verschiedenen Klimazonen der Erde anhand der Pflanzen verstehen und für ihren Schutz sensibilisiert werden.

Schaugewächshäuser bieten „Kurztrip in die Tropen“ oder „in die Wüste“

Was Besuchern des Botanischen Gartens, ob in Flottbek oder in Planten un Blomen, zukünftig geboten werden soll, klingt vielversprechend. „Der Kurztrip in die Tropen oder in die Wüste wird nach der Sanierung viel intensiver sein und unvergessliche Erlebnisse schaffen“, verspricht Begerow für den Rundgang durch die Schaugewächshäuser am Dammtor. Der Kurztrip soll dann im umgestalteten Foyer starten und durch das Tropen-, Cycadeen-, Suptropen- und Farnhaus sowie das Wüstenhaus führen.

Das Subtropenhaus in Planten un Blomen ermöglicht zukünftig den barrierefreien Zugang zur Terrasse. Für Veranstaltungen stehen dann auch mobile Sitzmöbel bereit.
Das Subtropenhaus in Planten un Blomen ermöglicht zukünftig den barrierefreien Zugang zur Terrasse. Für Veranstaltungen stehen dann auch mobile Sitzmöbel bereit. © Uni HH | Haas Architekten

Das Foyer soll weiterhin als Eingangshalle fungieren. Es wird allerdings, soweit möglich, in den Ursprungszustand zurückgebaut, die Toilettenanlagen werden barrierefrei umgestaltet und die nachträglich eingebaute Hausmeisterloge soll zukünftig als Infopunkt und Kasse dienen.

Planten un Blomen: Schaugewächshäuser sollen künftig Eintritt kosten

Eine Kasse wird nötig, weil sich im Konzept ebenfalls die Idee findet, für die Finanzierung der laufenden Kosten (geschätzte 369.000 Euro) unter anderem auch einen noch nicht weiter definierten Eintritt in die Schaugewächshäuser am Dammtor zu verlangen. Anders als es bislang der Fall war.

Erste Einblicke in die neuen Schaugewächshäuser, die in Planten un Blomen entstehen sollen. Hier zeigt die Visualisierung: das Tropenhaus.
Erste Einblicke in die neuen Schaugewächshäuser, die in Planten un Blomen entstehen sollen. Hier zeigt die Visualisierung: das Tropenhaus. © Uni HH | Haas Architekten

Dafür soll aber der Besuch in Flottbek kostenlos bleiben. Zudem finden sich im Konzept Ansätze für weitere finanzielle Einnahmen, wie die Vermietung von Flächen in Planten un Blomen an Händler, die hier mobile Gastroangebote in den Sommermonaten anbieten möchten.

Klein Flottbek: Neues Gewächshaus für 13 Millionen Euro im Loki-Schmidt-Garten

Der Standort am Dammtor soll auch ein Ankerpunkt für Touristen als weitere innerstädtische Attraktion werden. Gleichzeitig will man auf den weiteren Standort in Flottbek verweisen.

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Dabei soll eine Dopplung von Pflanzen vermieden werden. Der Plan: In Flottbek soll es zukünftig vertiefend um das Thema tropische Nutzpflanzen gehen. Geplant ist, die vorhandene Sammlung von rund 200 Arten und Sorten auf 400 bis 500 auszubauen, heißt es dazu im Konzept. „Dies würde vor allem auch der Hamburger Tradition als Handelsstadt gerecht, denn viele dieser Pflanzen haben ihren Weg nach Deutschland über die Tradition der Hanse und durch den Hamburger Hafen gefunden.“

Botanischer Garten: Größte Sammlung von Mittagsblumen unter Glas

Der Neubau in Flottbek soll 13 Millionen Euro kosten und ist in den Gesamtkosten von 62 Millionen Euro enthalten. Dafür soll auf dem Areal im Loki-Schmidt-Garten ein Páramo-Haus entstehen, das die Hamburger Sammlung – mit mehr als 100 Pflanzen einmalig in Deutschland – der Öffentlichkeit erstmals zugänglich machen würde.

Dominik Begerow hat seit August 2022 den Posten als neuer Direktor des Loki-Schmidt-Gartens inne (Archivbild).
Dominik Begerow hat seit August 2022 den Posten als neuer Direktor des Loki-Schmidt-Gartens inne (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Zudem ist ein Haus für die Mittagsblumensammlung geplant. „Im Botanischen Garten Hamburg beherbergen wir vermutlich die größte Forschungssammlung von Mittagsblumen unter Glas“, heißt es dazu stolz im Konzept. 3000 Quadratmeter soll der Neubau in Flottbek umfassen, etwa 1200 Pflanzenarten könnten hier gezeigt werden.

Für den Standort in Klein Flottbek werden ganz neue Perspektiven entstehen, ist sich Direktor Begerow sicher. „Nach dem Rückzug der zwischengelagerten Pflanzen vom Dammtor werden wir dort dann erstmals auch Kostbarkeiten und Exponate aus unserer international bedeutsamen Sammlung zeigen. Das ist die perfekte Ergänzung zu unserem unheimlich vielfältigen, 24 Hektar großen Freigelände und bietet den Besucherinnen und Besuchern dann einen wirklichen Mehrwert.“