Hamburg. Seit 1978 schützt eine Überdachung aus Stoff die Gäste. 2017 brachten die Betreiber eine neue Markise an. Warum diese nun wegsoll.

Schon seit 1978 schützt eine Markise die Gäste des Restaurants Thämer’s (serviert nach eigenen Angaben „die besten Bratkartoffeln der Welt“) vor Wind und Wetter. 2017 investierte Inhaberin Dubravka Popovic, die das Kultlokal am Großneumarkt in der Hamburger Neustadt gemeinsam mit ihrer Tochter Valentina betreibt, rund 54.000 Euro in ein neues, robusteres Stoffdach für ihre Terrasse.

Doch jetzt, knapp sieben Jahre später, ist genau diese Markise auch im übertragenen Sinne zum „roten Tuch“ geworden. „Die Politik fordert plötzlich, dass wir unsere teure Markise, die in Handarbeit maßgenau für unseren Außenbereich gefertigt wurde, abbauen sollen“, sagt Gastronomin Dubravka Popovic. „Das verstehen wir überhaupt nicht.“

Restaurant Hamburg: Thämer‘s – Denkmalschutz muss Markise genehmigen

Der Hintergrund: Das Restaurant befindet sich, wie sehr viele benachbarte Restaurants im Bereich von Wexstraße/Alter Steinweg und Großneumarkt, in einem denkmalgeschützten Gebäude. Folglich muss der Denkmalschutz eine Markise vor Anbringung erst genehmigen. Und sie muss in Farbe, Form und Größe den Bestimmungen des Denkmalschutzamtes, das in der Kulturbehörde angesiedelt ist, entsprechen.

„Diese Bürokratie wird doch immer komplizierter, sie überfordert uns Gastronomen völlig“, sagt Popovic. Sie werde immer um ihr Lokal kämpfen – und jetzt eben um ihre teure Markise.

Markisenstreit am Großneumarkt: Bezirk und Kulturbehörde sind im Gespräch

Die Grünen um Manuel Muja, seit 2019 Fraktionsvorsitzender der Grünen-Bezirksfraktion in Hamburg-Mitte, hatten wegen des Vorgangs Mitte Januar eine Kleine Anfrage gestellt. Die Antwort: Die Bezirksamtsleitung von Mitte befinde sich im Austausch mit der Kulturbehörde, was das weitere Vorgehen betreffe. Womöglich könnten jedoch auch andere Gastronomiebetriebe ihre jeweilige Markise abbauen müssen, sollte „eine Ablehnung durch das Denkmalschutzamt erfolgen“.

Schon seit 1978 schützt eine Markise die Gäste im Außenbereich vor Wind und Wetter. 2017 ließen die Betreiber diese neue Überdachung aus rotem Stoff für rund 54.000 Euro fertigen und anbringen.
Schon seit 1978 schützt eine Markise die Gäste im Außenbereich vor Wind und Wetter. 2017 ließen die Betreiber diese neue Überdachung aus rotem Stoff für rund 54.000 Euro fertigen und anbringen. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Ralf Neubauer (SPD), Bezirksamtschef von Mitte, sagt zu dem Fall: „Wir sind im Gespräch mit allen Beteiligten, um eine gute Lösung zu finden. Die Restaurants gehören zum Großneumarkt dazu – und wir möchten eine lebendige Gastronomie.“ Aber selbstverständlich müssten eben immer entsprechende Vorgehensweisen und Bestimmungen eingehalten werden, so der Bezirksamtschef weiter.

Restaurant Hamburg: Thämer‘s benötigt für Markise drei Genehmigungen

Denn ein Restaurant wie das Thämer’s benötigt für eine Markise an einem denkmalgeschützten Haus, die öffentlichen Raum überdachen soll, insgesamt drei Genehmigungen in zwei Verfahren: eine baurechtliche Erlaubnis (Markise ans Haus anbringen), eine denkmalschutzrechtliche (Markise an denkmalgeschütztes Gebäude anbringen) und eine wegerechtliche Genehmigung (Markise überdacht öffentlichen Grund).

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Nach Abendblatt-Informationen hat das Lokal bisher nur die letzte Genehmigung beantragt. Bezirksamtschef Ralf Neubauer sagt jedoch: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diesen Konflikt zeitnah lösen können, wenn jetzt alle ihre Hausaufgaben machen.“