Hamburg. Ab April soll im Baakenhafen ein Wohngebäude mit Gewächshaus auf dem Dach entstehen. Warum das Projekt zwei Jahre später startet.
Eigentlich sollte Ende vergangenen Jahres bereits ein spektakulärer Neubau im Quartier Baakenhafen in der HamburgerHafenCity bezugsfertig sein: Der Stuttgarter Projektentwickler Archy Nova wollte dort sein ökologisch anspruchsvolles Wohngebäude „we-house“ errichten.
Aber auf dem Areal an der Baakenallee 43 sind keine Bauarbeiten zu sehen. Das rund 1600 Quadratmeter große Grundstück liegt brach.
HafenCity: Baubeginn für Ökohaus „we-house“ im Baakenhafen ist Ende April
Doch es gibt gute Nachrichten: „Wir planen einen Baustart Ende April, sind bereits in weit fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem Generalunternehmer. Die Fertigstellung ist für Ende 2025 geplant“, kündigt Gerd Hansen, Gründer und Geschäftsführer von Archy Nova beim exklusiven Abendblatt-Gespräch an. Das Grundstück, das aktuell von der HafenCity Hamburg GmbH noch dem Bauherrn anhand gegeben ist, soll im April erworben werden.
Das „we-house“ ist nicht das einzige Projekt dieser Art in der HafenCity, bei dem es Verzögerungen gibt. Auch der Bau des Öko-Hochhauses Moringa im Quartier Elbbrücken verzögert sich.
Eigentlich war der Baustart für das „we-house“ Ende 2021 geplant: „Wir sind in eine Phase geraten, in der die Baukosten und die Zinsen massiv gestiegen sind. Das hatte auch zur Folge, dass die Finanzierung eine Herausforderung war. Aber wir haben die Zeit genutzt, um das Bauvorhaben zu optimieren und so auch die Kosten reduziert, ohne an den ökologischen Qualitäten Abstriche zu machen“, sagt Hansen.
Ursprünglich sollten 49 Wohnungen entstehen, jetzt sind in dem Gebäude mit teils begrünter Fassade 54 Einheiten mit einer Größe von 20 bis 120 Quadratmetern vorgesehen. „Wir setzen auf Nachhaltigkeit beim Bau und darauf, dass die Bewohner hier ähnlich wie in einem Dorf bewusst miteinander leben“, sagt Gerd Hansen.
Ökohaus: Gemüse für das hauseigene Restaurant wird auf dem Dach angebaut
Es wird großzügige Gemeinschaftsflächen und einen Dachgarten inklusive Gewächshaus geben. Das Obst und Gemüse, das dort angebaut wird, soll im hauseigenen Restaurant direkt verarbeitet werden.
„Das ist effizienter als Bio-Landwirtschaft, wir haben keine Transportwege und keinen Verpackungsmüll. Die anderen Lebensmittel, wie zum Beispiel Fleisch, werden wir von regionalen Erzeugern beziehen“, sagt Hansen. Die Gastronomie mit rund 80 Plätzen und Terrasse soll dann auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Was macht das „we-house“ ansonsten so nachhaltig? „Wir nutzen nicht nur Solarstrom, sondern recyceln auch Abwasser aus den Duschen für die WC-Spülung. Es gibt zudem in dem Haus keine aufwendige Fußbodenheizung, denn durch die Vollholzaußenwände ist das Gebäude so gut gedämmt, dass eine Heizung kaum benötigt wird“, sagt Hansen. Außerdem werde für die Betondecken ein CO₂-reduzierter Zement verwendet, wodurch etwa 50 Prozent weniger Treibhausgas verursacht werde.
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Es stehen nur 18 Tiefgaragenplätze zur Verfügung. Die Bewohner können gemeinschaftlich hauseigene E-Autos und E-Lastenräder nutzen.
HafenCity: Wohnungen in dem Ökohaus kosten ab 9000 Euro pro Quadratmeter
Interessant ist auch die Eigentümerstruktur bei „we-house“: Wer eine der 32 Wohnungen für ab 9000 Euro pro Quadratmeter erwirbt, erhält ein dauerhaftes Wohnrecht, das weiter vererbt oder zum Marktwert verkauft werden kann. Die Wohnung kann auch vermietet werden, wenn man nicht selber dort leben wird. Die Käufer sind Miteigentümer der we-house Baakenhafen GmbH & Co. KG, die dauerhaft Eigentümerin des Gebäudes bleibt. Bislang seien 56 Prozent der Wohnungen abverkauft, sagt Hansen.
Von den insgesamt 54 Einheiten sind 17 öffentlich geförderte Wohnungen, drei Studierenden-Appartements und zwei ambulant betreute Wohngemeinschaften. „An diesen Einheiten können aktuell Investoren noch Anteile erwerben“, erläutert Hansen.