Hamburg. Seit Monaten ist die Unterkunft am Bauerberg verwaist. Sollen hier nun Flüchtlinge einziehen? Bezirksamt bezieht Stellung.

Es ist ein etwas in die Jahre gekommener Bau, dort am Bauerberg in Hamburg-Horn – und eines von vielen aktuell leer stehenden Gebäuden in der Hansestadt: das von dem Träger Pflegen und Wohnen betriebene Pflegeheim, in dem zuletzt pflegebedürftige Menschen umsorgt und betreut wurden.

Doch seit vier Monaten ist es dort sehr ruhig geworden. Das Gebäude liegt verlassen da und wird lediglich von einem Sicherheitsdienst bewacht – das heizt aktuell die Gerüchteküche im Stadtteil an. Und wie das nun mal so ist mit Spekulationen: Irgendwann verselbstständigen sie sich. So wie nun in Horn.

Hamburg-Horn: Altes Pflegeheim soll abgerissen und neu gebaut werden

Aber von vorne: Im Oktober vergangenen Jahres waren alle Bewohner und Bewohnerinnen aus der Unterkunft im Hamburger Osten aus- und in eine Ersatzunterkunft am Husarendenkmal umgezogen. „Das Haus am Husarendenkmal 16 ist frei geworden, da wir nebenan einen Neubau an der Zitzewitzstraße bezogen haben“, äußerte sich die Geschäftsführerin von Pflegen und Wohnen Hamburg auf Abendblatt-Anfrage.

Hintergrund des Umzugs waren die Pläne vom Träger Pflegen und Wohnen sowie dem Vermieter Deutsche Wohnen SE, das alte Gebäude abzureißen und einen großen Neubau zu realisieren.

Schon seit September 2022 gibt es für dieses Vorhaben eine Baugenehmigung, die anonymisiert im Transparenzportal Hamburg zu finden ist. Konkret genehmigt wird „der Neubau eines Wohn- und Pflegeheims“ mit 180 Betten mit einem „konzeptionell verknüpftem Wohnanteil“. Für das betreute Wohnen sind dabei laut Genehmigung 100 Wohnungen vorgesehen, zusätzlich sollen 14 Personalwohnungen entstehen.

Neues Pflegeheim in Hamburg-Horn: Baupläne sollen überarbeitet werden

Im ersten Obergeschoss sind Praxisflächen für eine Physiotherapie- und eine Hausarztpraxis geplant. Und auch ein hausinternes Restaurant mit 99 Sitzplätzen soll in der neuen Unterkunft Platz finden. Zudem wurde im Zuge des Neubaus der Einzug eines Lebensmitteldiscounters genehmigt, bei dem es sich nach Abendblatt-Informationen um den schon vor Ort ansässigen Penny-Markt handelt.

Theoretisch sind also alle Voraussetzungen erfüllt, um mit den Bauarbeiten vor Ort zu beginnen. Warum passiert also nichts? Diese Antwort kann der Vermieter der Einrichtung – Deutsche Wohnen SE – geben. „In Hamburg-Horn soll eine Einrichtung für stationäre Pflege und betreutes Wohnen entstehen. Es liegt bereits eine Baugenehmigung vor“, sagt Pressesprecher Christoph Metzner. „Die der Baugenehmigung zugrunde liegende Planung überarbeiten wir aktuell. Mitte des Jahres werden wir die neuen Unterlagen beim zuständigen Bauamt einreichen.“

Gerüchte um leer stehendes Gebäude in Hamburg-Horn machen die Runde

Zu einem konkreten Baubeginn könne allerdings noch keine „zuverlässige Auskunft“ erteilt werden, so Metzner. Da aber viele Anwohner und Anwohnerinnen von den Überarbeitungen der Baupläne nichts wissen, herrscht Irritation im Stadtteil – der perfekte Nährboden für Mutmaßungen jeglicher Art.

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Schon seit einigen Wochen spricht sich in Horn herum, dass 800 Geflüchtete das aktuell leer stehende Gebäude beziehen sollten – und deshalb der Abriss noch nicht erfolgt sei.

Hamburg-Horn: Bezirksamtsleiter räumt Gerüchte aus der Welt

Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD) findet für diese Art der Spekulationen klare Worte: „In den vergangenen Wochen wurden in Horn immer wieder gezielt Gerüchte über angeblich geplante Großunterkünfte für Geflüchtete in Umlauf gebracht. Ich möchte das in aller Deutlichkeit sagen: Solche Pläne gibt es nicht.“ Und auch die Deutsche Wohnen SE betont: „Es ist keine Zwischennutzung als Geflüchtetenunterkunft geplant.“

Stattdessen sei laut Bezirksamtsleiter Neubauer vorgesehen, dass rund 85 Bewohnerinnen und Bewohner der Pflegeplattform Katharinenhof übergangsweise bis zum Herbst in das Pflegeheim einziehen. „Im Jahr 2025 soll das Gebäude dann tatsächlich abgerissen werden“, so Neubauer weiter. Er hofft, damit den Gerüchten ein Ende setzen zu können. Deutlich machen will er auch: „Der Neubau am Bauerberg wird eine gute Sache – wir freuen uns darauf.“