Hamburg. Die Marke Reverb bespielt ab April 2024 das Gästehaus auf dem Bunker – und verwandelt das Kriegsmonument in einen pulsierenden Raum.

Mit Verzögerungen kennen sich die Macher des neuen Hotels auf dem Grünen Bunker aus. Das „Reverb by Hard Rock Hotel“, das eigentlich schon im ersten Halbjahr 2022 an den Start gehen sollte, eröffnet nun am ersten Aprilwochenende 2024. Auch die große Präsentation mussten die Macher verschieben – allerdings nur um acht Tage wegen des Wintereinbruchs.

Aber jetzt schauen Marek N. Riegger und Audun Lekve von der Hamburger RIMC-Gruppe sowie Hotelmanager Till Westheuser nur noch nach vorne. Und sind sichtlich zufrieden. „Der Bunker ist einmalig! Wir lieben Herausforderungen“, sagt Vorstandschef Riegger. Und Finanzvorstand Lekve verspricht: „Wir wollen etwas schaffen, was die Hamburger begeistert und anzieht.“

Ihre hochgesteckten Erwartungen könnten sich erfüllen: Denn das, was dort seiner Vollendung entgegenstrebt, ist viel mehr als ein Hotel – es versteht sich als gastronomisches Gesamtkunstwerk mit Bar, Café, Restaurant, Dachgarten und Veranstaltungsort in einem. Und überall spielt die Musik.

Bunker Hamburg: Café, Bar und Shop in alten Geschütztürmen

Auf der untersten Ebene, Level 0 genannt, dem ehemaligen Bunkerdach in 37 Meter Höhe, befindet sich die Plaza. Von hier geht es zum Dokumentations- und Gedenkort oder in die vier ehemaligen Geschütztürme. In dem einen befindet sich der Hotelempfang mit digitalem Check-in und Rezeption.

Der zweite beherbergt den Rockshop, der nicht nur das Merchandising der Hard-Rock-Cafés bietet, sondern auch Fan-Utensilien des FC St. Pauli. Im dritten Geschützturm wird der Selbstbedienungs-Coffeeshop Constant Grind eingerichtet, der sieben Tage die Woche geöffnet sein wird.

Marek Riegger, Vorstandsvorsitzender der RIMC Hotels & Resorts GmbH, steht auf der Dachterrasse des Bunkers.
Marek Riegger, Vorstandsvorsitzender der RIMC Hotels & Resorts GmbH, steht auf der Dachterrasse des Bunkers. © Funke Foto Services | Roland Magunia

Snacks im Feldstraßenbunker sollen erschwinglich sein

Der besondere Clou ist die Bar mit Panoramablick, die sich über drei Ebene im Bunker erstreckt. Wie ihre namensgebenden Stadtteile will „Karo & Paul“ so laut wie bunt sein. „Wir hoffen, dass ganz viele Hamburger auf einen Drink vorbeikommen“, sagt Riegger. Auf der untersten Ebene gibt es den klassischen Barbereich mit 125 Plätzen – der Rosmarin für den Gin Tonic soll auf dem Bunker geerntet werden.

Darüber befindet sich ein Snack-Restaurant mit 75 Plätzen. „Essen wird immer mehr zum Luxus“, sagt Westheuser. „Dem wollen wir etwas entgegensetzen. Hier sollen alle Gerichte unter 20 Euro kosten.“

Spanisches Erolgskonzept „La Sala“ zieht in den Bunker

Das gastronomische Herz schlägt in fast 57 Meter Höhe auf Level 5. Bei diesem Restaurant mit offener Showküche setzen die Macher auf ein Konzept, das in Spanien große Erfolge feiert. Das „La Sala“ aus Marbella verbindet Essen und Trinken mit Lebensgefühl und Musik – und soll vom frühen Morgen bis zum späten Abend öffnen. „Wir holen starke Brands als Ergänzung“, beschreibt Riegger im Gespräch mit dem Abendblatt die Strategie.

Auch der Dachgarten bekommt ein besonderes Gastrokonzept. „Wir wollen das Angebot an die Jahreszeiten anpassen“, sagt Riegger. Den Auftakt macht ein Fischmarkt mit Fischbrötchen und Fish and Chips, verrät Westheuser.

Wird sogar ein eigenes Bunkerbier gebraut?

Im Sommer wird der begrünte Bunker zur höchsten Strandbar der Stadt, im Winter stellt sich der RIMC-Vorstand Riegger Weihnachtsbeleuchtung auf dem Bergpfad und Glühwein im Dachgarten vor.

„Wir wollen nicht alles selber machen, sondern mit Hamburger Gastronomen zusammenarbeiten und hier einen Marktplatz für Pop-up-Ideen schaffen.“ Sogar ein Bunkerbier könnte in Zusammenarbeit mit Ratsherrn gebraut werden.

5000 Menschen können sich zeitgleich im und auf dem Grünen Bunker aufhalten

Das Dach ist der Höhepunkt des Aufbaus und zugleich ein öffentlicher Raum: Bis zu 900 Menschen dürfen sich dort zeitgleich aufhalten und sich auch ihr Bierchen mitbringen; insgesamt ist der Bunker für höchstens 5000 Menschen ausgelegt; ein Infrarotzählsystem ermittelt die Anzahl. Die Planungen gehen davon aus, dass täglich 6000 bis 7000 Menschen das Monument auf St. Pauli besuchen werden.

Im Sommer ist der Dachgarten von 7 bis 23 Uhr, zwischen Oktober und April von 7 bis 20 Uhr geöffnet. „Willkommen auf dem Dach Hamburgs“, sagt Westheuser.

Tagsüber Sporthalle, abends Veranstaltungsraum: die neue Georg Elser Halle.
Tagsüber Sporthalle, abends Veranstaltungsraum: die neue Georg Elser Halle. © Funke Foto Services | Roland Magunia

Das Alleinstellungsmerkmal des Bunkers ist sein weltweit wohl einzigartiges Gesamtkonzept: die Umwidmung vom Kriegsmonument zur Erlebnis-Location, sein grünes Dach und der Ausblick über die Stadt. Hinzu kommt die Musik. „Reverb ist eine internationale Marke, Hard Rock Hotels sind untrennbar mit Musik verbunden“, sagt Riegger.

Das Hauptthema auch auf dem Heiligengeistfeld sei dementsprechend die Musik. „Wir wollen Teil von St. Pauli sein, Künstler ansprechen und ihnen eine Plattform bieten.“ Im Bunker soll es jeden Tag Livemusik geben. Und mit der Georg Elser Halle, die im April eröffnen soll, gibt es eine Veranstaltungsfläche für große Konzerte mit 2200 Plätzen. Tagsüber verwandelt sie sich in eine Sporthalle.

US-Reisemagazin nennt den Bunker schon „the place to be in 2024“

Der Bunker hat die Stadt um Blick, aber die Zielgruppe reicht weit darüber hinaus. „Wir gehen davon aus, dass der Bunker ein Tourismusmagnet wird“, sagt Riegger. Das US Travel Magazine hat den Bunker schon vor der Eröffnung zu einem „The place to be in 2024“ gekürt.

Ein Blick in eines der ersten Zimmer des Reverb-Hotels auf dem Bunker
Ein Blick in eines der ersten Zimmer des Reverb-Hotels auf dem Bunker © Funke Foto Services | Roland Magunia

Die Marke Reverb, englisch für „Nachhall“, feiert auf St. Pauli ihre Premiere in Europa. Das Haus für Musikfans versteht sich als „ein Zufluchtsort für Eklektiker:innen“ – was immer das auch bedeuten soll. Das Hotel verfügt über 134 Zimmer. Vier Apartments werden in Zusammenarbeit mit der Kulturbehörde gratis an Künstler vermietet. Die Hotelzimmer richten sich an jüngere Reisende mit einer „einzigartigen Mischung aus King-, Double-Queen- und Roadie-Bunk-Zimmern“ also Einzel- und Doppelbetten.

Die Einrichtung ist hip, aber nicht luxuriös: einfache Möbel, Kunst auf rohem Beton, praktische Nasszellen, ein sehr großer Fernseher. Ein intelligenter Sprachassistent gibt den Reisenden Tipps, reguliert das Licht im Zimmer oder steuert Musik-Playlists an. Die Suite heißt „Roadie Bunk Room“ mit zwei Queen-Bunk-Betten und einem Queensize-Bett, zwei privaten Bädern, einer Karaokemaschine und überdimensionierten Smart-TVs.

Für das Hamburger Unternehmen RIMC ist der Bunker ein besonderes Wagnis

Ein besonderes Wagnis ist das Engagement auf dem Bunker auch für die RIMC Hotels and Resorts GmbH, die seit 33 Jahren am Markt ist. In dieser Zeit hat das Hamburger Familienunternehmen als sogenanntes „White Label“ rund 200 verschiedenste Hotelprojekte im In- und Ausland realisiert. „Das ist für uns ein einmaliger Schritt. Bislang standen wir eher im Hintergrund. Nun ändert sich die Philosophie der Gesellschaft, und wir geraten in den Fokus“, sagt Riegger. „Das hat uns schon ein paar schlaflose Nächte bereitet. In unserer Heimatstadt können wir nur das Beste machen – das gibt es schon – oder eben etwas Besonderes. Das ist der Bunker.“

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Er gibt sich zuversichtlich: „Wir wissen, wie man ein Hotel eröffnet, wir kennen die Routinen, aber vor dem Bunker haben wir Respekt. Das soll ein Meisterstück werden.“ Am Streit um die Frage, ob der Bunker am Ende so grün wird wie versprochen, will er sich nicht beteiligen: „Ich bin sicher, das wird er. Aber wir müssen den Pflanzen Zeit geben.“

Bunker-Hotel: Zimmer ab 130 Euro aufwärts?

Auf eine klassische Klassifizierung hat RIMC bewusst verzichtet. „Der Bunker ist der Bunker und benötigt keine Sterne.“ Was aber kostet das Besondere? Da hält sich Riegger zurück. „Wir haben die Preise noch nicht festgelegt. Aber das Haus muss für Hamburg bezahlbar sein.“ Bald muss sich das Unternehmen aber entscheiden – die Buchung im Internet wird nun freigeschaltet. Die ersten Preise dürften bei 130 Euro aufwärts liegen und in Spitzenzeiten wie der Europameisterschaft bis auf das Doppelte steigen. Dafür wohnt man in dem wohl spannendsten Hotel der Stadt.