Hamburg. An zwei Orten in Hamburg wurden Wartehäuschen bepflanzt. Die Ergebnisse des Projekts überraschen sogar die Experten.
„Denn diese Biene, die ich meine, nennt sich …“ Nein, nicht Maja, sondern: „Andrena denticulata“ – so heißt die seltene Wildbienen-Art, die auf der Vorwarnliste der bedrohten Arten steht und von den Wissenschaftlern an der Bushaltestelle Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttel entdeckt wurde. An dieser und der Haltestelle Stadthausbrücke wurde im Juni 2021 auf einem Fahrgastunterstand mit integriertem Gründach ein Lebensraum für Wildbienen und Wespen erschaffen.
Am Donnerstag stellten Vertreter der Deutschen Wildtierstiftung und des Stadtmöbel-Unternehmens Wall die Ergebnisse ihres Projekts vor: Die Zwischenbilanz ist verblüffend.
Hamburg-Eimsbüttel: Seltene Wildbienen auf Bushaltestelle an Osterstraße entdeckt
„Arten- und Klimaschutz kann schon auf kleinstem Raum gelingen: Das zeigen die überraschenden Zwischenergebnisse des Pilotprojektes der begrünten Fahrgastunterstände“, sagt Martin Bill, Staatsrat der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende. Insgesamt machten es sich 49 verschiedene Wildbienen- und Wespenarten in den für sie eingerichteten Herbergen gemütlich.
Wildbienenexperten und -expertinnen begleiteten die Bienen-Bushaltestellen wissenschaftlich anderthalb Jahre lang. Überraschend: An der eher schattigen Haltestelle an der Stadthausbrücke wurde eine größere Artenvielfalt festgestellt als an der sonnigeren Osterstraße.
Neue Goldwespenart an Bushaltestellen in Eimsbüttel entdeckt
„Obwohl sich die Gründächer mitten in der Stadt befinden und sie nur eine geringe Größe haben, konnten wir einige wertgebende Arten nachweisen. Auch die Zahl der Arten und Individuen hat unsere Erwartungen übertroffen“, findet auch Julia-Marie Battermann, Projektleiterin der Deutschen Wildtierstiftung.
Auf den Grünflächen wurde die Goldwespenart „Omalus biaccintus“ entdeckt – eine Art, die zuvor noch nie in Hamburg dokumentiert wurde. Und auch die seltene und erst 2021 in der Hansestadt nachgewiesene Goldwespenart „Elampus konowi“ zog in die Insekten-Hotels an den Bushaltestellen ein.
Osterstraße Eimsbüttel: Bienen-Projekt soll erweitert werden
Auch Patrick Möller, Geschäftsführer Städtemarketing und Service der Wall GmbH, zeigt sich äußerst zufrieden mit den Ergebnissen: „Unser Ziel war es, durch ein wissenschaftlich fundiertes Konzept, einen nachhaltigen ökologischen Effekt zu erzielen und nicht nur einfach einen Fahrgastunterstand zu „begrünen“. Dieses Ziel sei erreicht worden – deswegen solle das Pilotprojekt nicht nur fortgesetzt, sondern auch erweitert werden.
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Die Pflege und Aufrechterhaltung der Insekten-Hotels seien alles andere als aufwendig: Nach dem Bau der Anlage im Jahr 2021 mussten die Flächen nur einmalig bewässert werden – die ausgewählten Pflanzen seien resistent genug gegenüber dem wechselhaften hamburgischen Wetter.
Hamburg-Eimsbüttel: Gründächer schützen Wildbienen-Population
Battermann kommt deswegen zu dem Schluss: „Gründächer können wesentlich zum Schutz von Wildbienen-Populationen beitragen.“ Wenn Sie also demnächst an einer Bushaltestelle in Eimsbüttel warten und sich fragen, wer denn da summt: Nein, das sind keine Stimmen in ihrem Kopf – sondern Wildbienen, die in Hamburg einen grünen Ort gefunden haben.