Hamburg. Martin Max geht bei Arbeitszeiten neue Wege. Davon profitieren auch die Mitarbeiter. Auch andere Salons weiten Öffnungszeiten aus.

Morgens vor der Arbeit noch schnell die Haare schneiden und Strähnchen machen lassen? Oder lieber später nach Feierabend? Bei dem Friseur Martin Max in seinem gleichnamigen Salon in Hamburg-Altstadt ist das kein Problem. Ein innovatives Schichtsystem macht es möglich, zwischen 8 bis 22 Uhr einen Termin zu bekommen. Das weiß auch eine Hamburger Senatorin zu schätzen.

Es war wie bei so vielen Betrieben die Corona-Pandemie, die Martin Max dazu brachte, völlig neu denken zu müssen, kreativer zu werden, damit sein Betrieb die Krise übersteht. Als systemrelevante Branche durfte der Friseursalon zwar überwiegend geöffnet bleiben, musste im ersten Lockdown jedoch auch vier Monate schließen. Anschließend mussten die Sicherheitsabstände im Salon eingehalten werden.

Friseur Hamburg: Corona brachte die große Arbeitszeitenwende

„Durch die Corona-Pandemie mussten wir einen komplett neuen Umgang mit unseren Arbeitsabläufen als Friseure etablieren. Abgesehen von den sehr viel aufwendigeren Hygieneregeln, waren es vor allem die Abstandsregeln, die uns sehr zu schaffen gemacht haben“, erzählt er beim Treffen im Salon.

Petek, Auszubildende bei Martin Max, bekommt gerade die Haare gewaschen. Sie schätzt das Zwei-Schichtsystem in dem Salon: „Meine Mitschüler an der Berufsschule sind neidisch auf mich.“
Petek, Auszubildende bei Martin Max, bekommt gerade die Haare gewaschen. Sie schätzt das Zwei-Schichtsystem in dem Salon: „Meine Mitschüler an der Berufsschule sind neidisch auf mich.“ © Funke Foto Services | Thorsten Ahlf

„Wir arbeiten normalerweise mit zehn Friseuren, drei Auszubildenden und einer Teamassistentin“, so Max. „Durch die Abstandsregeln und die Größe des Salons durften wir jedoch nur mit sechs Friseuren gleichzeitig im Salon sein. Meine größte Sorge dabei war dann natürlich, wie ich all meinen Mitarbeitern weiterhin einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen kann.“

Es waren drei sehr schlechte Corona-Jahre. „Die haben mich sehr gestresst, diese Zeit hat mich aber auch dazu gebracht, ‚out of the box‘ zu denken.“

Schichtsystem bietet flexibles Arbeiten mit langen Öffnungszeiten

Und so führte er ein Zwei-Schichtsystem ein, damit nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig im Salon arbeiten. „Während Corona konnte ich so die notwendigen Abstände zwischen meinen Mitarbeitern einhalten.“ Auch nach Corona blieb Martin Max bei dem Zwei-Schichtsystem, denn es ermöglicht flexibles Arbeiten mit erweiterten Öffnungszeiten.

Und das funktioniert so: Jeder der sechs Friseure arbeitet im Wechsel zwei Tage früh von 8 bis 15 Uhr und zwei Tage spät von 15 bis 22 Uhr. Montags und sonnabends gibt es nur eine Schicht – an diesen beiden Tagen hat der Salon nur bis 18 Uhr geöffnet.

Friseur Hamburg: Mitarbeiter haben regelmäßig drei freie Tage am Stück

Der Clou: „Wer dann dienstags und mittwochs Spätschicht hat und donnerstags und freitags früh, kann jedes zweite Wochenende freitags um 15 Uhr ins lange Wochenende bis Dienstag um 8 Uhr gehen“, sagt Max. „Meine Mitarbeiter können sich also jedes zweite Wochenende etwas vornehmen.“

Der Salon von Martin Max in der Straße Hopfensack wird im Zwei-Schichtbetrieb geführt.
Der Salon von Martin Max in der Straße Hopfensack wird im Zwei-Schichtbetrieb geführt. © Funke Foto Services | Thorsten Ahlf

Auszubildende Petek weiß das Schichtsystem zu schätzen: „Ich finde es toll, dass ich morgens und abends Zeit habe, um Dinge zu erledigen.“ Und sie hat viel mehr Zeit für ihre Hobbys und geht an den langen Wochenenden gern auf Conventions – auf Cosplay-Messen. Dafür stylt sie sich aufwendig, denkt sich Kostüme auf. „Ich bin dankbar, dass ich dafür Zeit habe.“ Und in der Berufsschule seien alle neidisch, dass sie so „coole“ Arbeitszeiten hat.

Für den Friseurberuf sei diese Art des Arbeitens eigentlich kaum denkbar, so Martin Max. „Da die Leute zum Wochenende und vor Feiertagen immer die Haare schön haben wollen.“ Max: „Ich musste früher jeden Sonnabend arbeiten und vor Ostern und Weihnachten war immer komplett Urlaubssperre. „Damit haben wir Schluss gemacht. Flexibles Arbeiten und Freiräume für meine Mitarbeiter sind mir sehr wichtig.“

Auch andere Friseure in Hamburg gehen neue Wege bei den Arbeitszeiten

Auch andere der 1508 Friseursalons in Hamburg haben während der Pandemie im Schichtsystem gearbeitet, sie sind aber überwiegend zum alten System zurückgekehrt – oder gehen andere Wege. Bei Nicolaisen Intercoiffure Hamburg am Ballindamm zum Beispiel arbeiten die Mitarbeiter auch in einem Schichtsystem von 9 bis 17.30 Uhr und von 11.30 bis 20 Uhr.

Innungsobermeister Henry Riehl bietet seinen Mitarbeitern auch innovative Arbeitszeiten, so dass jeder Friseur bei ihm regelmäßig drei Tage am Stück freihaben kann. „Aber ein richtiges Zwei-Schichtsystem fahren wir nicht. Generell arbeiten einige Hamburger Salons inzwischen arbeitnehmerfreundlicher.“

Friseur Hamburg: Hamburgs Zweite Bürgermeisterin ist Stammkundin bei Martin Max

Martin Max ist von seinem Zwei-Schichtsystem überzeugt, da es die so häufig beschriebene Work-Life-Balance bei Vollzeit biete. Und na klar, als Geschäftsmann macht er das nicht nur aus Fürsorge für seine Angestellten, sondern auch für seine Kunden. „Diese können gleich um 8 Uhr morgens noch vor der Arbeit zu uns kommen oder eben nach Feierabend.“

Das nimmt auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) in Anspruch – sie gehört zu den Stammkundinnen und schätzt als Mutter von Zwillingen die familienfreundlichen Arbeitszeiten vor allem in der Frühschicht. Überhaupt hat sich der Salon in den vergangenen 22 Jahren zu einem kleinen Hotspot entwickelt. Martin macht für die Frauenzeitschrift „Brigitte“ dort immer mal wieder Vorher-Nachher-Stylings.

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Gerade hat der Laden einen komplett neuen Look erhalten, wurde für zwei Wochen geschlossen und völlig neu eingerichtet. Witziges Detail: Zufällig hat Martin für die Renovierung nicht nur den gleichen Zeitraum ausgesucht wie sein Zwillingsbruder Matthias Max, der gerade einen zweiten Standort seines Café Herr Max in Hoheluft-Ost geöffnet hat. Beide haben sich zufällig auch für eine ähnliche Wandfarbe entschieden. Martin Max: „Das ist mal wieder so eine typische Zwillingsnummer.“