Hamburg. Nicht nur schön und bezahlbar, auch nachhaltig sollen diese Wohnungen sein. Was im neuen Quartier Rathausviertel geplant ist.

Wie sieht nachhaltiges Bauen in der Zukunft aus? Ein Projekt aus Wilhelmsburg gibt Antwort auf diese wichtige Frage – und könnte nun Vorbild für ganz Hamburg sein. Darin werden architektonische Qualität mit Nachhaltigkeit und Wiederverwertung in einer innovativen und anspruchsvollen Quartiersentwicklung vereinigt, heißt von der IBA Hamburg.

Die IBA Hamburg ist eine hundertprozentige Tochter der Stadt Hamburg und entwickelt in zehn Gebieten mit einem Flächenvolumen von mehr als 440 Hektar neue Wohnprojekte, die Platz für Wohnen und Arbeiten bieten. Eines davon soll jetzt im neuen Wilhelmsburger Rathausviertel entstehen.

Hamburg-Wilhelmsburg: 185 Wohnungen sollen entstehen

Das neue Bauvorhaben liegt im Süden des zukünftigen Quartiers, gegenüber vom Bürgerhaus an den Ursula-Falke-Terrassen, auf einem Grundstück im Bereich der ehemaligen Trasse der Wilhelmsburger Reichsstraße, und beinhaltet im aktuellen Entwurf rund 185 Eigentumswohnungen, frei finanzierte wie auch geförderte Mietwohnungen.

Zusätzlich sind unter anderem Kitas und Spielplätze geplant. Der Sprecher der IBA betonte die „exponierte Lage“ des Bauvorhabens, die sich auch durch die Nähe zur S-Bahn-Station Wilhelmsburg, die attraktive Wasserlage sowie die direkte Anbindung an die Veloroute in die City auszeichne.

185 Eigentumswohnungen, frei finanzierte wie auch geförderte Mietwohnungen sollen im Wilhelmsburger Rathausviertel entstehen.
185 Eigentumswohnungen, frei finanzierte wie auch geförderte Mietwohnungen sollen im Wilhelmsburger Rathausviertel entstehen. © moka-studio | moka-studio

Der Bebauungsplan des Quartiers Wilhelmsburger Rathausviertel soll im kommenden Frühjahr verabschiedet werden. Danach folgt die Erstellung der Infrastruktur. Mit einem Baustart der Wohnungen wird im Jahr 2027 gerechnet. Noch in diesem Jahrzehnt sollen die ersten Bewohner einziehen können, so die Planung.

Immobile Hamburg: Es geht um umweltfreundliche und regenerative Kreislaufwirtschaft

Nach erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen der IBA Hamburg und dem Bauunternehmen Otto Wulff während der Internationalen Bauausstellung 2013 wurde nun ein gemeinsames Projekt entwickelt, welches an das EU-Forschungsprojekt Circuit zum Thema Kreislaufwirtschaft für regenerative Städte anknüpft.

Die Expertinnen und Experten im Bausektor waren sich einig: Die Branche braucht eine Wertschöpfungskette, die eine umfassend intelligente, umweltfreundliche und regenerative Kreislaufwirtschaft ermöglicht.

Bauprojekt im Wilhelmsburger Rathausviertel setzt auf recycelte Materialien

Die Nachhaltigkeit, die sich die Planer bei dem Wilhelmsburger Modellprojekt auf die Fahnen geschrieben haben, soll unter anderem dadurch entstehen, dass 50 Prozent recycelte Materialien verwendet werden. Außerdem wirke es sich positiv auf die Ressourceneffizienz aus, wenn Baustoffe beispielsweise ökologisch nachwachsend sind, so wie Holz oder Lehm.

Zudem setzt man auf den Einsatz von emissionsreduzierten und ressourceneffizienten Baustoffen. Ziel dabei sei es, den Verbrauch auf ein langfristig global verträgliches Maß zu reduzieren, indem Material und Energie eingespart und die negativen Umweltwirkungen bei der Gebäudeerstellung verringert werden.

Attraktives und zentral gelegenes Baugrundstück in Wilhelmsburg

Kay Gätgens, Geschäftsführer der IBA Hamburg, sagte: „Innovationen und Nachhaltigkeit gehören zur DNA der IBA Hamburg. Daher stellen wir für dieses Projekt gerne ein attraktives und zentral gelegenes Baugrundstück im Wilhelmsburger Rathausviertel zur Verfügung, um zu zeigen, wie der Kreislauf städtischer Material- und Ressourcenströme geschlossen werden kann. Mit diesem nachhaltigen Projekt werden wir eine vielfältige Nutzung mit gefördertem Wohnungsbau, Gewerbe und Gastronomie umsetzen.“

Bei der Entscheidung, wie ressourcenschonendes und zukunftsfähiges Bauen aussehen soll, ging nach einem Wettbewerb der Entwurf von Behnisch Architekten als Sieger hervor. Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg: „Der Kreislaufgedanke muss in der Bauwirtschaft noch in Schwung kommen. Das Projekt in Wilhelmsburg kann dafür hilfreich und lehrreich sein. Aber trotz aller Diskussion um Konstruktion und Materialeinsatz: Am Ende geht es um gute Grundrisse, schöne Wohnungen, die bezahlbar sind, und ansehnliche Häuser. Genau diese Synthese leistet der Entwurf von Behnisch Architekten.“

Wettbewerb: Viel Lob für den Siegerentwurf auch vom Oberbaudirektor

Und Stefan Wulff, geschäftsführender Gesellschafter bei Otto Wulff, stellte heraus, dass „mithilfe von materialeffizienten Strategien und zirkulären Konstruktionen der Ressourcenverbrauch minimiert und die gebaute Umwelt zum Materiallager der Zukunft“ werde. Behnisch Architekten präsentiere nicht nur eine gute Ausarbeitung der räumlichen Qualitäten, sondern auch die Verwendung der richtigen Materialien für den richtigen Zweck.

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Vorteilhaft sei auch, dass durch eine flexible Raumtrennung eine lange Nutzungsdauer der Wohnungen sichergestellt werde. Durch die Möglichkeit, eine Vierzimmerwohnung in zwei Zweizimmerwohnungen zu verwandeln, schaffe der Entwurf eine Anpassungsfähigkeit der zukünftigen Wohnräume an die individuelle Lebensgestaltung je nach Alter und Bedarf der Bewohnerinnen und Bewohner.

Insgesamt entstehen im Wilhelmsburger Rathausviertel circa 1600 Wohneinheiten mit gewerblichen Nutzungen und ergänzender sozialer Infrastruktur auf einer Fläche von 32 Hektar.