Hamburg. Wegen der Immobilienkrise rutschte die NB-Gruppe in die Insolvenz. Welche Flächen in Hamburg und an der Ostsee nun zu haben sind.

Es geht um 24 Grundstücke in bevorzugten Hamburger Stadtteilen wie Blankenese, Finkenwerder, Lokstedt oder Sasel. Weitere sind im Umland sowie an der Ostsee in Timmendorfer Strand und Scharbeutz zu finden.

Diese gehören zum Portfolio der NB-Gruppe mit Sitz am Alten Teichweg in Barmbek-Süd sowie in Oststeinbek. Die NB-Gruppe rutschte in die Gruppeninsolvenz mit ihren zwölf Unternehmen. Der erfahrene Hamburger Jurist Andreas Romey aus der Kanzlei Eckert Rechtsanwälte mit Sitz am Großen Burstah unweit des Rathauses wurde vom Amtsgericht Reinbek zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt und ist nun Herr über die bereits erwähnten 24 Grundstücke.

Immobilien Hamburg: Nach Insolvenz – 24 Grundstücke in Toplagen zu verkaufen

Die Goldgräberstimmung in der Immobilienbranche ist auch in Hamburg schon seit geraumer Zeit vorbei. Was zur Insolvenz der NB-Gruppe führte, erläutert der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht beim exklusiven Abendblatt-Gespräch. Die aktuellen Entwicklungen in der Baubranche sowie die gestiegenen Zinsen und Baupreise hätten zu einem rapiden Einbruch bei dem Abverkauf der Grundstücke geführt.

Der Jurist erklärt, wie angespannt die Lage auf dem Markt ist. „Selbst für Grundstücke in sehr attraktiven Lagen lassen sich aktuell nur schwer Käufer finden.“ Die NB-Gruppe ist keiner der „Big Player“, die mit Grundstücken jonglieren, auf denen Hunderte von Wohnungen entstehen sollen.

Ein Blick in die Liste der Projekte – ein Auszug liegt dem Abendblatt vor – zeigt: Hier geht es eher um kleinteilige Projekte. So sollten am Neuen Korbmachersand auf Finkenwerder acht Wohneinheiten entstehen.

NB-Gruppe hat Grundstücke in Blankenese und in Lokstedt

Ein Areal am Kapitän-Dreyer-Weg in Blankenese sollte mit vier Wohneinheiten mit insgesamt 545 Quadratmeter Wohnfläche bebaut werden. An der Straße Op’n Schiernholt nicht weit vom Elbstrand waren drei Wohneinheiten mit jeweils 150 Quadratmeter Wohnfläche geplant.

In Lokstedt an der Kollaustraße sollten es drei Reihenhäuser und am Fichtenkamp in Sasel zwei Doppelhäuser werden. Am Waldweg in Sasel waren acht Wohnungen in zwei Häusern geplant. Wie das Konzept der von zwei ehemaligen Bänkern gegründeten NB-Gruppe zumindest – bisher – lief, erklärt Insolvenzverwalter Romey.

„Es wurden Grundstücke, die teilweise noch bebaut sind, erworben und entwickelt. Wenn dann das Baurecht geschaffen war, wurden die Grundstücke insgesamt oder in einzelnen Einheiten weiter veräußert.“ Doch da der Käufermarkt nachgelassen hat, funktionierte auch das Geschäft nicht mehr.

Auf einem Grundstück am Kapitän-Dreyer-Weg in Blankenese sollten Wohnungen gebaut werden, wie diese Visualisierung zeigt.
Auf einem Grundstück am Kapitän-Dreyer-Weg in Blankenese sollten Wohnungen gebaut werden, wie diese Visualisierung zeigt. © NB-Gruppe

Immobilien Hamburg: NB-Gruppe mehr als 20 Millionen Euro Verbindlichkeiten

Aber die finanzierenden Banken wollen weiter von den Unternehmen der NB-Gruppe ihre Zinsen bezahlt haben. Wenn jedoch die Grundstücke wie Blei liegen und kein neues Geld durch Verkäufe reinkommt, dann können die Kredite nicht mehr bedient werden.

Von Verbindlichkeiten allein bei den Kreditinstituten in Höhe von rund 20 Millionen Euro ist die Rede. Die gute Nachricht: Es gibt jetzt keine halb fertigen Häuser, sondern nur mit dem Altbestand bebaute oder bereits freie Grundstücke. Um nun Geld in die Kasse zu spülen, damit die Gläubiger bedient werden können, ist Rechtsanwalt Romey jetzt sozusagen zum Grundstückshändler geworden.

„Es gibt durchaus Interessenten. Dabei geht es meist um einzelne Grundstücke“, sagte er. Und der Preis ist heiß. „Im Sinne der Gläubiger kann ich die Grundstücke natürlich nur zu angemessenen Konditionen verkaufen.“ Aber Romey ist sich auch darüber bewusst, dass „man Geduld haben muss“. Im Idealfall würde der Insolvenzverwalter „die Grundstücke möglichst in einem Gesamtpaket an einen Investor verkaufen.“

Grundstücke in Scharbeutz und Timmendorfer Strand zum Verkauf

Und wie schon erwähnt, auch drei Grundstücke an der Ostsee gehören zum Portfolio. Das eine liegt an der Neißestraße in Scharbeutz. Nur wenige Gehminuten vom Strand entfernt. Die Planungen der NB-Gruppe sahen dort fünf Doppelhäuser mit 100 Quadratmeter Wohnfläche vor. Am Breitenkamp in Scharbeutz waren acht Wohneinheiten vorgesehen. Auf beiden Grundstücken stehen noch alte Gebäude. Hier sind Anträge für eine geänderte Bebauung von der NB-Gruppe gestellt.

Zudem waren in Timmendorfer Strand auf einem Grundstück an der Dornkampstraße bis zu vier Wohnungen vorgesehen. Übrigens ist das Aufgabenfeld von Insolvenzverwalter Romey vielfältig. Aktuell ist der 55-Jährige auch noch als vorläufiger Insolvenzverwalter einer bekannten Hamburger Werbeagentur sowie eines Bremer Onlinehandels mit rund vier Millionen Kunden tätig.

Insolvenzverwalter Andreas Romey ist jetzt für den Verkauf der Grundstücke in Hamburg und an der Ostsee verantwortlich.  
Insolvenzverwalter Andreas Romey ist jetzt für den Verkauf der Grundstücke in Hamburg und an der Ostsee verantwortlich.   © Robert Grischek

Insolvenzverwalter Andreas Romey hat Arko Süßwaren saniert

Und Romey hat die Insolvenz in Eigenverwaltung der DCH-Gruppe (Deutsche Confiserie Holding GmbH), zu der unter anderem die auf Süßwaren spezialisierten Arko und Hussel Shops mit zahlreichen Filialen in Hamburg gehören, begleitet.

Das Unternehmen mit Zentrale im Kreis Segeberg führte Andreas Romey aus den roten Zahlen. Die Sanierung des Unternehmens wurde erfolgreich abgeschlossen.