Hamburg. Zahlreiche Hamburger sind einer perfiden Masche mit Wohnungen auf den Leim gegangen. Opfer müssen nicht nur um ihr Geld fürchten.

Die Zahl ist erschreckend: 120 Anzeigen liegen der Polizei Hamburg zu einer Serie von Betrügereien derzeit vor. Opfer gibt es wohl noch ein paar mehr. All diese Menschen sind offenbar auf eine perfide Masche hereingefallen, bei der die Täter ausgesprochen professionell vorgegangen sind.

Das Abendblatt berichtete vor etwa einem Monat über die Betrugsserie in Hamburg. Dabei fälschten Unbekannte Wohnungsanzeigen, luden ahnungslose Hamburger in existierende Wohnungen ein und schickten ihnen einen falschen Mietvertrag zu. Die Opfer überwiesen den Betrügern anschließend Tausende Euro als Kaution – in die Wohnung konnten sie dann aber natürlich nicht einziehen.

Betrug mit Wohnungen: Inzwischen 120 Hamburger betroffen

Die Zahl der Betroffenen hat sich in den vergangenen Wochen stark erhöht. Ende Juni waren 70 Fälle bekannt. Polizeisprecher Sören Zimbal erklärte am Dienstag, dass mittlerweile 120 Anzeigen erstattet wurden. Weil die Betrüger auch etwa Wohngemeinschaften im Blick hatten, dürfte die Zahl der tatsächlich Betroffenen noch höher liegen.

Sie überwiesen den Tätern meist Beträge zwischen 3000 und 6000 Euro. Kurz vor Einzug folgte dann die Hiobsbotschaft, die alle Betrugsopfer in ihrem Mail-Eingang fanden: Das alles sei ein großer Betrug, schrieben die Kriminellen mutmaßlich selbst. Das Geld war verloren.

Betrüger verstecken sich hinter dem Namen einer existierenden Firma

Dem Anschein nach versteckten sich die Betrüger hinter dem Namen einer Firma in Essen. Die Website wirkte seriös, das Unternehmen hat einen Eintrag im Handelsregister. „Eine entsprechende Firma in Essen gibt es tatsächlich“, sagt Polizeisprecher Zimbal. „Unserem Kenntnisstand nach hat die wirkliche Firma nichts mit den Betrügereien zu tun.“

Es könnte sich also auch um eine Art Identitätsdiebstahl handeln. Dass ihnen etwas Ähnliches passiert, fürchten nun auch die zahlreichen Opfer der Masche. Sie gaben nämlich – wie es auf dem Wohnungsmarkt üblich ist – den Betrügern viele persönliche Daten preis, darunter auch Kopien des Personalausweises.

Eine Frage, die derzeit noch im Raum steht: Wie gelangten die Betrüger an die voll möblierten Wohnungen in den Stadtteilen Hamm, Winterhude und Eimsbüttel? Laut Zimbal handelte es sich um vier Objekte.

Betrug in Hamburg: Wie kamen die Täter an die vollmöblierten Wohnungen?

Wie Betroffene dem Abendblatt schilderten, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um Mietunterkünfte der Plattform Airbnb handelt. Die Betroffenen wurden an den Wohnungen nicht von Menschen empfangen, sondern bekamen per Mail einen Code zugeschickt. Mit dieser Zahlenfolge ließ sich ein Kästchen am Hauseingang öffnen, in dem ein Schlüssel deponiert war – eine Methode, wie sie häufig auf der Urlaubsplattform genutzt wird.

Diese Vermutung konnte Zimbal aber nicht bestätigen. Was er aber sagt: „Hinter den Betrügereien steckt ein eher kompliziertes Konstrukt, bei dem die rechtmäßigen Vermieter lange nicht wissen, dass ihre Wohnung missbraucht wird.“

Professionell wirkte auch, dass die Wohnungssuchenden das Geld auf deutsche Bankkonten überweisen sollten. Ob es inzwischen gelungen ist, diese ausfindig zu machen und zu sperren, dazu kann Zimbal derzeit noch nichts sagen. Die Polizei empfiehlt aber grundsätzlich: „In Betrugsfällen, bei denen Geld auf ein fremdes Konto transferiert wurde, raten wir Geschädigten immer, sich an ihre Bank zu wenden, um so im besten Fall eine Rückabwicklung zu erreichen.“

Opfer des Wohnungsbetrugs in Hamburg: „Die Konten des Betrügers sind leer“

Von einem Geschädigten, der in dem Abendblatt-Artikel Ende Juni von seinen Erfahrungen berichtete, hieß es: „Die Konten des Betrügers sind leer, Chance auf Geld gibt es nicht.“

Wie die Chancen stehen, dass die Täter dingfest gemacht werden, ist schwer einzuschätzen. Ein ehemaliger Ermittler des LKA sagte dem Abendblatt, dass Geschwindigkeit das Wichtigste sei. Die ersten Fälle wurden Ende März dieses Jahres bei den Behörden angezeigt.

Polizeisprecher Zimbal erklärt, dass es von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sei. Und: „Die Wahrscheinlichkeit, solche Fälle aufzuklären, steigt, je früher die Polizei davon erfährt und je mehr Informationen im Rahmen der Anzeigeerstattung mitgeteilt werden.“