Hamburg. Wie entsteht ein Leistenbruch und wie wird er behandelt? Oberarzt aus Hamburg klärt über Risikofaktoren und Therapie auf.
Es ist der am häufigsten durchgeführte chirurgische Eingriff weltweit: Allein in Deutschland werden jedes Jahr 250.000 Patienten wegen eines Leistenbruchs operiert. „Neun von zehn Betroffenen sind Männer“, sagt Dr. Malte Noack, „der Grund dafür ist jedoch noch nicht hundertprozentig erforscht.“
Fest steht dagegen, so der Geschäftsführende Oberarzt für Allgemein-und Viszeralchirurgie von der Asklepios KlinikSt. Georg in Hamburg, dass Übergewicht, erhöhter Druck im Bauchraum und das Heben von zu schweren Gewichten zu den Risikofaktoren zählen. „Kein Zufall, dass Leistenbrüche unter Bodybuildern vermehrt vorkommen. Aber auch Fußballer verletzen sich nicht selten auf diese Weise im Training.“
Krankenhaus Hamburg: Leistenbruch wird im Asklepios-Hernienzentrum behandelt
„Hernia“ komme aus dem Lateinischen und bedeute „Bruch“. „Wobei ein solcher Bauchwandbruch in verschiedenen Regionen auftreten kann, in der Leiste kommt er am häufigsten vor“, sagt der Mediziner, der gemeinsam mit einem Kollegen das Asklepios-Hernienzentrum in St. Georg leitet.
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Doch darf man einen solchen Bruch „aussitzen“? „Auf keinen Fall“, sagt der Experte. Auch wenn der Schmerz zunächst womöglich noch erträglich sei oder sich nur ein Druckgefühl einstelle, so sollten Betroffene dennoch zeitnah einen Arzt aufsuchen. „Sonst kann es lebensgefährlich werden.“
Wer einen Leistenbruch ignoriert, riskiert schlimmstenfalls sein Leben
Eine sogenannte Inkarzeration, also eine Brucheinklemmung, sei eine der schwerwiegendsten Komplikationen. „In drei Prozent der Fälle kommt das vor. Das sind dann Notfalloperationen, die auch nachts um 3 Uhr sofort gemacht werden müssen.“ Oft sei dann der Dünndarm eingeklemmt und damit auch die Blutversorgung abgeschnürt.
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Wer mit einem Verdacht auf Leistenbruch zum Arzt komme, werde zunächst gründlich körperlich untersucht. „Große Apparatemedizin ist in der Diagnostik in der Regel nicht nötig“, sagt der gebürtige Bad Bramstedter, der in Kiel Medizin studiert hat.
Bei der Therapie eines Leistenbruchs gebe es dann „viele, viele unterschiedliche Verfahren“. Auf der einen Seite stünden minimalinvasive Methoden, auf der anderen offene Operationen mit größerem Schnitt. „Ja, die Hautwunde ist bei minimalinvasiven Verfahren kleiner, aber die Präparation, also die Fläche, die wir bearbeiten, bleibt gleich groß“, sagt der Experte.
Krankenhaus Hamburg: Bei Leistenbruch wird oft ein Kunststoffnetz eingesetzt
Die Erfahrung habe gezeigt, dass als beste Behandlungsart eine Operation der Leistenhernie mittels Netzverstärkung gilt. Statt die Bruchstelle also direkt zu vernähen, wird dabei ein Kunststoffnetz in das Loch platziert, das mit dem umliegenden Gewebe überlappt. So werde der Körper zur Bildung einer Bindegewebsschicht im Netzbereich angeregt, erklärt der Oberarzt.
Das Risiko, nach einem erfolgreichen Eingriff erneut einen Leistenbruch zu erleiden, liege ungefähr bei einem Prozent. „Es ist also wirklich sehr, sehr gering“, sagt der verheiratete Vater einer kleinen Tochter.