Hamburg. Jeder Zweite wird nicht richtig behandelt. Dr. Matthias Riedl erklärt, wie es zu der Krankheit kommt – und wie man sie bekämpft.
Wenn man einen Arzttermin hat und dort der Blutdruck gemessen wird, dann ist dieser oft besorgniserregend hoch. Dieses Phänomen hat sogar einen Namen – man nennt es Weißkitteleffekt (auch Weißkittelhypertonie). Viele Menschen sind vor dem Praxisbesuch nämlich ein wenig aufgeregt. Üblicherweise reguliere sich der Blutdruck schnell wieder, sagt Ernährungs-DocMatthias Riedl.
Was man aber macht, wenn der Blutdruck dauerhaft hoch ist, und wie man mit Ernährung vorbeugen oder gegensteuern kann, darum geht es in der neuen Podcast-Folge „Dr. Matthias Riedl. So geht gesunde Ernährung.“
Ernährungs-Doc Matthias Riedl: Warum Bluthochdruck so gefährlich ist
Aber was ist überhaupt zu hoher Blutdruck? „Banal gesagt, ist es ein Anstieg in unserem Rohrsystem, das alle Organe versorgt. Das ist eigentlich kein Rohr-, sondern ein Schlauchsystem mit flexiblen Schläuchen. Und wenn wir einen erhöhten Druck in diesen Schläuchen messen, dann sprechen wir von Bluthochdruck. Optimal wäre 120 zu 80, normal noch bis 129 zu 84. Zuviel ist alles über 140 zu 90“, sagt Dr. Matthias Riedl. Das könne man dann nicht mehr schönreden.
„Dann ist der Blutdruck einfach zu hoch, und das setzt natürlich diesem Schlauchsystem zu.“ Der aus dem Fernsehen bekannte Ernährungs-Doc wagt folgenden Vergleich: „Wenn man einen Gartenschlauch zu lange in der Sonne liegen lässt, dann wird er härter, er verliert ja auch seine Weichmacher.“ Und genau das passiere nicht nur beim Gartenschlauch, sondern auch bei uns.
Dr. Matthias Riedl benutzt einen interessanten Vergleich mit einem Gartenschlauch
„Der hohe Druck sorgt dafür, dass dieses Schlauchsystem altert, härter wird, und durch diese Verhärtung steigt der Blutdruck noch weiter, weil der Schlauch nicht mehr so schön elastisch ist. Dann gibt’s bei uns im Schlauchsystem noch Ablagerungen, die machen das Ganze noch schlechter durchgängig. Aber so wie beim Gartenschlauch kann so ein Schlauch später auch mal reißen, und das ist natürlich eine lebensgefährliche Angelegenheit.“
Vor allem ältere Menschen seien von dem Leiden betroffen, aber oft beginne es früh – wenn jemand die entsprechenden Risikofaktoren für hohen Blutdruck habe. Dazu gehören laut Riedl eine gewisse Erblichkeit, Übergewicht, Bewegungsmangel und salzreiche Ernährung. „Normalerweise ist es so, dass junge Menschen diese Risikofaktoren nicht haben, aber in unserer Gesellschaft tauchen sie ganz früh auf, manchmal schon in der Grundschule.“
Erhöhter Blutdruck: Anfangs merken Betroffene oft nicht, dass sie daran leiden
Dann sehe man den Beginn von Arterienveränderungen schon in der Jugend, und diese Arterienverkalkung nehme über die Jahrzehnte weiter zu. „Man muss da von einer chronisch schleichenden Entwicklung reden“, sagt der Ernährungsmediziner, Internist und Diabetologe.
Leicht erhöhten Blutdruck bemerkten viele Betroffene gar nicht. „Am Anfang kann das bei leicht erhöhtem Blutdruck überhaupt keine Beschwerden machen“, sagt der Ärztliche Direktor des Medicum Hamburg. Unwohlsein, Kopfschmerzen, Ohrensausen könnten Symptome von Bluthochdruck sein. Auch eine Vitalitätsminderung könne sich bemerkbar machen.
Ernährungs-Doc: Die Hälfte der Betroffenen wird nicht richtig behandelt
Riedl sagt: „Das ist häufig schleichend, weil der Bluthochdruck wenig Symptome macht. Dann kann er über Jahre und Jahrzehnte wüten. Wir wissen, dass jeder Dritte Bluthochdruck hat, und die Hälfte ist nicht richtig behandelt. Das hat natürlich Folgen.“
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Um die Weißkittel-Hypertonie zu vermeiden, empfiehlt er, den Blutdruck zu Hause zu messen: „In der häuslichen Umgebung fühlt man sich wohl. Wenn er da erhöht ist, ist das ein Alarmzeichen. Der nächste Schritt wäre dann eine Langzeitblutdruckmessung. Da sehen wir auch solche Dinge wie den nächtlichen Bluthochdruck. Tatsächlich muss nachts der Blutdruck deutlich absinken. Tut er das nicht, sprechen wir von einem isolierten nächtlichen Bluthochdruck, und der allein ist schon ein hoher Risikofaktor. In der Nacht muss sich das ganze Gefäßsystem entspannen und erholen.“
Leiden die Eltern an Bluthochdruck, dann erwischt es oft auch ihre Kinder
Wenn die Eltern an Bluthochdruck leiden, sei auch die Wahrscheinlichkeit für ihre Kinder, zu erkranken, wesentlich höher. Ein wichtiger variabler und veränderbarer Risikofaktor sei das Übergewicht. Aber auch Diabetiker seien gefährdet und auch Dauerstress könne den Blutdruck verändern, sagt der Experte: „Wir wissen, dass Bluthochdruck auch zusammen mit viel Alkoholkonsum auftritt und mit erhöhten Cholesterinwerten.“
Einer der wichtigsten Faktoren sei falsche Ernährung. „Wenn ich die falsche Ernährung abstelle und blutdrucksenkende drauf sattele, habe ich eine riesige Maßnahme, die ich nutzen kann. Die Genetik können wir nicht verändern, aber wir können diese Risikofaktoren verändern und das müssen wir auch.“
Jeder sollte seinen Blutdruck kennen – unbedingt messen!
Riedl macht Betroffenen Mut: „Bluthochdruck ist heilbar, wenn man es rechtzeitig angeht. Wenn sich das ganze System verstellt, dann kriegen wir diesen Bluthochdruck nicht mehr weg.“ Naturvölker hätten bis ins hohe Alter einen Blutdruck von 120 zu 80. Es sei keine zwangsläufige Altersentwicklung, sondern in Deutschland der Lebensweise vieler geschuldet. Nicht umsonst seien Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefolgt von Krebs die wichtigsten Todesursachen.
Jeder sollte seinen Blutdruck kennen, rät Riedl. „Wenn er normal ist, dann kann ich ein, zwei Jahre warten bis zur nächsten Kontrolle. Allerspätestens sollte jeder seinen Blutdruck gemessen haben, egal ob dick oder dünn, mit dem Check ab 35 Jahren. Das sollte man nutzen, um das Ganze früh zu erkennen.“ Menschen mit Risikofaktoren, also solchen mit familiärer Vorbelastung, mit Übergewicht, Diabetes oder mit erhöhten Cholesterinwerten, sollten daher ihren Blutdruck kennen.
Ernährungs-Doc: Viele reagieren auf hohen Salzkonsum mit erhöhtem Blutdruck
Bei der Ernährung müsse man Folgendes beachten, sagt der Ernährungs-Doc: „Der Salzkonsum ist in unserer westlichen Ernährung ein wichtiger Faktor. Die Marge liegt bei fünf Gramm am Tag. Wenn wir sehen, dass manche Fertiggerichte schon 2,5 Gramm Salz enthalten, dann sind viele einfach deutlich drüber.“
Ein Drittel der Bevölkerung ist laut Riedl salzsensitiv. Das bedeute, dass Menschen eine genetische Grundausstattung haben, auf zu viel Salz mit einem erhöhten Blutdruck zu reagieren. Diese müssten sich beim Salz einschränken und könnten damit eine deutliche Blutdrucksenkung erreichen.
Ernährungs-Tipp: Kalium im Gemüse hat eine therapeutische Wirkung
Als „Blockbuster“ bezeichnet der Ernährungs-Doc das Gemüse. „Gemüse hat in vielerlei Hinsicht eine präventive Wirkung für Bluthochdruck oder auch eine therapeutische. Das liegt einmal daran, dass Gemüse sehr viel Kalium enthält – und das ist der natürliche Gegner vom Salz.“ Salz sei ein billiger Geschmacksstoff – zusammen mit Zucker und Aromen. „Das sind die Regler, mit denen die Nahrungsmittelindustrie arbeitet. Die ultra-hochverarbeiteten Fertigprodukte sind für den Blutdruck ein Fluch.“
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Beim Gemüse gelte: „Viel hilft viel! Es enthält auch Nitrat und dieses wirkt gefäßerweiternd. Sportler kennen das auch als natürliches Dopingmittel – wie zum Beispiel in roter Bete.“ Auch Feldsalat und Spinat seien wichtige Nitratlieferanten. Nüsse hätten ebenfalls einen blutdrucksenkenden Effekt. Viele Gemüsearten wirkten zudem antientzündlich.
Bluthochdruck – Ernährungs-Doc: Fleischkonsum reduzieren, mehr Gemüse essen
Fleisch, besonders rotes Fleisch, sollte man reduzieren, das gelte vor allem für Menschen, die an weiteren Risikofaktoren wie beispielsweise Diabetes leiden, so Riedl. „Man sollte immer überlegen, ob es vielleicht auch eine vegetarische Alternative gibt.“
Wer jetzt noch nicht überzeugt sei, dem liefert er noch ein weiteres Argument: „Ein hoher Blutdruck steigert am Ende nicht nur das Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko, sondern belastet unsere geistige Fähigkeit – Bluthochdruck fördert die Demenzentwicklung.“
Matthias Riedls Rezept für Auberginenlasagne
FÜR 2 PERSONEN | 40 MIN. ZUBEREITUNG | 40 MIN. GAREN | PRO PORTION: CA. 560 KCAL | 39 G EW | 37 G F | 17 G KH
Zutaten: 2 Auberginen (ca. 700 g), Salz, 1 EL Olivenöl, 1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 200 g Rinderhackfleisch, Pfeffer, 1 EL Tomatenmark, 1 Dose stückige Tomaten (400 g), ½ TL getr. Oregano, ½ TL getr. Thymian, ½ TL edelsüßes Paprikapulver, 100 g Frischkäse (Doppelrahmstufe), 50 ml Milch (1,5 % Fett), frisch geriebene Muskatnuss, 50 g geraspelter Emmentaler.
Zubereitung: Backofen auf 200° (Umluft) vorheizen. Zwei Backbleche mit Backpapier belegen. Auberginen putzen, waschen und längs in dünne Scheiben schneiden. Nebeneinander auf die Bleche legen, etwas salzen und ca. 5 Min. ziehen lassen. Trocken tupfen und mit Öl bestreichen. Im Ofen (Mitte) ca. 10 Min. garen, herausnehmen und abkühlen lassen, die Temperatur auf 200° (Ober- und Unterhitze) schalten. Zwiebel und Knoblauch schälen und fein würfeln. Hack in einer Pfanne ohne Fett unter Rühren ca. 5 Min. krümelig anbraten. Zwiebel und Knoblauch dazugeben und 4–5 Min. mitgaren, mit Salz, Pfeffer und Tomatenmark würzen. Tomaten, Oregano, Thymian, Paprika, Salz und Pfeffer dazugeben, zugedeckt bei kleiner Hitze ca. 20 Min. köcheln lassen.
Frischkäse, Milch, Salz, Pfeffer und Muskatnuss verrühren. Nacheinander Auberginen, Hack- und Käsesauce in eine Auflaufform schichten, mit der Frischkäsesauce abschließen. Lasagne mit Käse bestreuen und im Ofen (Mitte) ca. 30 Min. backen. Herausnehmen und sofort servieren.