Hamburg. Micky Hensel bekommt eine Stele an der Reeperbahn. Damit steht sie neben anderen Promis für das Herz des Viertels.
Was haben Udo Lindenberg, Corny Littmann und Hans Albers gemeinsam? Diese Prominenten sind nicht nur Hamburger, sondern allesamt als lebensgroße Figuren auf der Reeperbahn vertreten. In die Reihe der auf St. Pauli geehrten Kiezgrößen gesellt sich nun eine weitere bekannte Hamburgerin: Micky Hensel.
Die 57-Jährige ist Chefin der beliebten Kneipe Nachtschicht. Bekannt ist die Wirtin aus der Gerhardstraße für ihr großes Herz und die flotten Sprüche. Das in Blankenese aufgewachsene Original mit den vielen Tattoos liebt den Kiez, zeigt bei manchen Gästen auch schon mal klare Kante und findet, dass hier nicht das „Was“ zählt, sondern „wer man ist“.
St. Pauli: Kiez-Wirtin ist jetzt ein Kunstwerk an der Reeperbahn
Hensel wird ab dem 11. Juli ebenfalls als lebensgroßes Kunstwerk auf dem Kiez zu bewundern sein. Das Team des Business Improvement District (BID) Reeperbahn+, das für eine attraktivere Umgebung des Viertels sorgen will, hat am Donnerstag den Neuzugang der Kunstmeile präsentiert.
Unter der großen Pappel auf dem Hans-Albers-Platz, verfolgt von zahlreichen Zuschauern, Presse und Touristen, die aus den Fenstern der benachbarten Hotels das Geschehen verfolgten, wurde die Figur enthüllt.
Eingerahmt wurde die Stele dabei von weiteren bunten Modellen, die bereits rund um die Reeperbahn für so manchen neugierigen Blick der Besucher sorgen und als Stationen eines Kunstspaziergangs dienen.
St. Pauli: Hans Albers und Co – Besucher können Kiez-Originale kennenlernen
Was zeichnete den Musiker Hans Albers aus? Wer ist noch gleich Olivia Jones? Wer hinter die immer kommerzieller werdende Fassade des Vergnügungsviertels schauen möchte, erhält auf den Kunstwerken nicht zuletzt über QR-Codes fürs Smartphone Antworten auf offene Fragen.
Seit 2017 veranstaltet das BID jedes Jahr diesen „Artwalk“ aus lebensgroßen Figuren von verschiedenen Persönlichkeiten, um an die Menschen zu erinnern, die das Amüsierviertel mit ihrem Handeln und ihren Ideen geprägt haben oder immer noch prägen.
Der diesjährigen Wahl der besten Figur vorausgegangen waren eine Ausschreibung und ein Onlinevoting einer Jury aus Kultur, Bezirk und Nachbarschaft, bei dem sich der Künstler Ralf Leidinger durchsetzen konnte.
Ausgezeichneter Künstler liebt den Stadtteil St. Pauli
Der nun ausgezeichnete Kreative lebt in Pirmasens, zählt aber dennoch (oder deshalb?) zu den Kiezfans: „Als Nicht-Hamburger liebe ich den Stadtteil St. Pauli und seine bunte Vielfalt, die ich gerne mit meiner Kunst bereichern möchte. Als mich meine Hamburger Galerie popstreet.shop auf die Möglichkeit ansprach, über eine Ausschreibung eine Figur für den Artwalk zu gestalten, war ich sofort ,Feuer und Flamme’'“, berichtet Leidinger.
Es sei ihm dabei wichtig gewesen, den weiblichen Tresenkräften und Wirtinnen auf St. Pauli ein unverwechselbares Gesicht zu geben. „Micky Hensel steht für mich für die bunte Vielfalt und Frauenpower auf St. Pauli,“ sagt Leidinger über seinen Entwurf, bei dem er auf Wunsch der Protagonistin allerdings noch die Pumps durch Turnschuhe austauschen musste. Das sei „eher ihr Stil“, sagt Leidinger lachend über den Schaffensprozess. Als Anerkennung für seine Arbeit erhält der Künstler ein Preisgeld in Höhe von 1500 Euro.
Ihr Kunstwerk bringt Kiez-Original Micky Hensel zum Weinen
Micky Hensel selbst war bei der Zeremonie am Donnerstag hin- und hergerissen. Zum einen war da natürlich die Freude über ihre neue Prominenz: „Ich bin megastolz, hier als Kunstwerk dargestellt zu werden, das wird kaum ein zweites Mal passieren“, sagte die pinkfarben gewandete Wirtin mit neonfarbenen Sneakern gerührt.
Zum anderen gab es einen Moment der Trauer. Denn ihr Hund Diva, ebenfalls über dem Herz in ihrer Hand auf der Stele verewigt, ist vor zwei Wochen gestorben. „Sie war 15 Jahre mein Ein und Alles“, sagte die Hamburgerin über ihre französische Bulldogge, und es flossen ein paar Tränen.
Kneipe Nachtschicht ist St. Paulis „pinkfarbenes Wohnzimmer“
Dass Micky Hensel stellvertretend für die Wirtinnen der Reeperbahn in den Mittelpunkt rückt, kommt nicht von ungefähr. Ihre Kneipe steht für den traditionellen Kiez, für die Werte, die das Viertel berühmt gemacht haben. Als „pinkfarbenes Wohnzimmer“ beschreibt die Inhaberin ihre „Nachtschicht“, als einen Ort, wo sich die Menschen treffen, wo auch die Gestrandeten mal ihre Sorgen loswerden können, ohne direkt über allzu laute Musik hinwegschreien zu müssen.
Aber es gebe hier durchaus beides, „Party und Ruhepol“, sagt Micky Hensel, die in der Nachbarschaft auch ihr eigenes Zuhause hat, seitdem sie mit 18 „im Kiez aufgeschlagen ist“.
St. Pauli: Kunstwerk der Kiez-Wirtin wird ab 11. Juli an der Reeperbahn stehen
Julia Staron, Quartiersmanagerin des BID Reeperbahn+, verriet bei der Enthüllung der Sieger-Stele die Gründe für die Wahl der Jury: „Die herausragende Qualität der Arbeit von Ralf Leidinger, seine künstlerische Darstellung in Farbe und Form sowie die gelungene Übersetzung der Persönlichkeit von Micky Hensel haben letztendlich den Ausschlag gegeben.“
- Bei Hamburgs erstem Beatles-Festival bleiben die Fans aus
- Heiraten ist jetzt auch auf dem Hamburger Dom möglich
- Thomas Collien verrät seine Lieblingsorte – und Geheimtipps
Übrigens wird die Figur noch einmal aus der Öffentlichkeit verschwinden. Der Grund: Sie soll nicht direkt überrannt werden. Denn schon am Wochenende steht das nächste Event auf dem Kiez an. Der Schlagermove wird durch die Straßen ziehen, wie immer bunt, schrill und mit bester Partylaune bei laut Meteorologen herrlichem Sommerwetter. Erst ab Dienstag, 11. Juli, wird das Micky-Modell dann auf dem Hans-Albers-Platz zu sehen sein.