Hamburg. Bezirk Hamburg-Mitte plant Modellprojekt mit Straßenmusikern. Jury soll entscheiden. Diese Stationen sind vorgesehen.
Straßenmusik – Belästigung oder Bereicherung? Unbedingt Letzteres, sagt die Koalition aus dem Bezirk Hamburg-Mitte: SPD, CDU und FDP stellen deshalb am Donnerstagabend (22. Juni) in der Bezirksversammlung ihre „Komfortoffensive“ vor, machen sich gemeinsam stark für sogenannte Musikhaltestellen. Diese sollen die Fahrgäste „positiv“ stimmen und Künstlern Einnahmen ermöglichen.
Bisher verbietet der HVV Straßenmusik in U-Bahnhöfen. Ein Fehler, findet Oliver Sträter, Fraktionsvorsitzender der SPD-Bezirksfraktion in Mitte: „In unseren U-Bahn-Stationen soll zukünftig Musik grooven. Das kann ein Sprungbrett sein für den künstlerischen Nachwuchs und bringt gleichzeitig gute Laune für die Fahrgäste.“
HVV: Bezirk Hamburg-Mitte schlägt acht U-Bahnhöfe als Bühnen vor
Die Bezirkskoalition wünscht sich, dass künftig die Musik an folgenden Haltestellen spielt:
- Reeperbahn
- Landungsbrücken
- Jungfernstieg
- Rathausmarkt
- Stephansplatz
- Hauptbahnhof (Nord und Süd)
- Billstedt
- Berliner Tor
„Da kann sich Hamburg mal eine Scheibe abschneiden von Metropolen wie Paris oder London“, so Sträter weiter. In der britischen Hauptstadt läuft nämlich bereits seit 2017 sehr erfolgreich das Projekt „London Busking Scheme“, bei dem eine fachkundige Jury zweijährige Auftrittslizenzen an Straßenmusiker vergibt. 39 markierte Flächen in mittlerweile 25 innerstädtischen Underground Stations würden auf diese Weise zu Bühnen.
Der ein oder andere Künstler sei bereits entdeckt worden, heißt es von den Machern des britischen Programms. „3,5 Millionen Pendler sind jeden Tag in London unterwegs. Wer hat schon so ein großes Publikum? Gleichzeitig kommen die Fahrgäste jedes Jahr in den kostenlosen Genuss von 100.000 Stunden Livemusik.“
HVV: Straßenmusik an U-Bahnhöfen – Jury soll Künstler auswählen
Die Bezirkskoalition in Mitte sieht ähnliches Potenzial für Hamburg: Auch in dem vorgeschlagenen Modellversuch, der zunächst auf ein Jahr begrenzt sein soll, wird eine Expertenjury auswählen, wer wo aufspielen darf. „Heute würden die Beatles in Hamburg auf der Straße auftreten, um ihre Musik zu feiern. Geben wir also Nachwuchsmusikern die Chance, aus Hamburg weiterhin eine Musikstadt zu machen“, sagt Gunter Böttcher, Fraktionsvorsitzender der CDU-Bezirksfraktion.
„Wir können Talenten eine Bühne bieten und Fahrgästen die Zeit verschönern“, sagt auch Timo Fischer, Vorsitzender der FDP-Bezirksfraktion Mitte. Straßenmusik mache aus einem „hektischen Durchgangsort“ eine „Musikhaltestelle“. Anwohner belebter Viertel könnten durch das Projekt sogar „entlastet“ werden, weil es Chancen für Auftritte in „geregeltem Rahmen“ ermögliche.
Bezirk Hamburg-Mitte verspricht: Anwohner sollen nicht belästigt werden
Denn das „Hauptaugenmerk“ der Koalition liege selbstverständlich gleichzeitig darauf, keine Anwohner durch Lärm zu beeinträchtigen. Daher würden die Verkehrsbetriebe gebeten, dies bei den Flächen für das Modellprojekt zu berücksichtigen.
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Zwei positive Beispiele für gelungene künstlerische Installationen ließen sich bereits jetzt in der HafenCity finden: An den Stationen Überseequartier und HafenCity Universität sorgen permanente Klanginstallationen laut Bezirkskoalition für eine „erhöhte Aufenthaltsqualität“. Ein Vorbild für viele weitere Haltestellen im Bezirk, an denen künftig Pop, Folk, Jazz und auch klassische Musik zu hören sein soll.