Hamburg. Nach Razzia geschlossen, doch die Betreiber können nicht belangt werden. Was hinter dem Impfzentrum im Hauptbahnhof steckte.
Der Skandal um die Zustände im Corona-Impfzentrum am Hamburger Hauptbahnhof bleibt für die Betreiber folgenlos. Mehr als ein Jahr nach der amtlichen Schließung der kleinen Einrichtung oberhalb von Gleis 5 und 6 auf der Rückseite der Wandelhalle hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Wie Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering dem Abendblatt sagte, habe sich kein hinreichender Tatverdacht für eine Straftat ergeben.
Die Ermittler suchten seit dem Dezember 2021 nach Belegen vor allem für mutmaßliche fahrlässige Körperverletzungen. Denn als solche könnte eine nicht fachgerechte Corona-Impfung gelten. Das ließ sich aber nicht beweisen. Es wurden auch keine Hinweise darauf gefunden, dass die vorgeschriebene Kühlkette bei den Impfstoffen nicht eingehalten wurde. Außerdem war der verwendete Impfstoff offenbar der auch andernorts verspritzte. Die Verdachtsmomente konnten „nicht mit der notwendigen Sicherheit“ festgestellt werden, so Oechtering.
Impfzentrum Hamburg Hauptbahnhof: 500 Menschen gegen Corona geimpft
So kam es nicht zu einer Anklage gegen den rund eine Woche lang im Hauptbahnhof als Impfarzt tätigen Mann. Er war der Verantwortliche vor Ort für eine Firma und „virtuelle Klinik“, die in der HafenCity eine Postadresse hatte, aber kein Büro. Der Impfarzt war weder bei der Kassenärztlichen Vereinigung noch bei der Ärztekammer Hamburg für seine Tätigkeit am Hauptbahnhof angemeldet.
Nach einer Anfrage des Linken-Gesundheitspolitikers Deniz Celik hatte der Senat ausführlich dokumentiert, wie sich den Kontrolleuren und Polizisten die Lage im Impfzentrum am Hauptbahnhof darbot. So seien bei der Überprüfung am 8. Dezember die Mindestabstände in dem rund 20 Quadratmeter kleinen Raum nicht eingehalten worden.
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Impfausweise und Personalausweise auf dem Tisch
Gleichzeitig anwesend waren offenbar drei Impfkandidaten und sechs Mitarbeiter. Die Abstandsregeln waren offenbar lax gehandhabt worden. Die Impfausweise und Personalausweise seien auf Tischen zu sehen gewesen, Ampullen und Verpackungen seien im Hausmüll entsorgt worden. „Offene Speisen und Getränke“ lagen demnach im Arbeitsbereich. Die Lüftung: „mangelhaft“.
Den Impfkandidaten vom Hauptbahnhof wurde geraten, sich nach einigen Wochen erneut impfen zu lassen. Zu groß war die Unsicherheit, ob die Immunisierung von dort auch wirkte. Rund 500 Menschen hatten sich gemeldet, die am Hauptbahnhof geimpft wurden. Möglicherweise war die tatsächliche Zahl deutlich höher.