Hamburg. Auch Sanierungsarbeiten haben negative Folgen für die Vögel. Vor allem bei einer Art ist die Population stark zurückgegangen.
Die Sanierung von alten Häusern, aber auch die modernen Neubauten vertreiben immer mehr Gartenvögel aus Hamburg. Darauf macht jetzt der Naturschutzbund (Nabu) aufmerksam. Weil in den neuen und sanierten Gebäuden enge Spalten und Nischen fehlen, fallen für etliche Vogelarten die beliebten Brutplätze weg. Die Folge: sinkende Populationszahlen.
Nabu warnt vor Artenschwund: Immer weniger Stare in Hamburg
„In den vergangenen Jahrzehnten konnte vor allem bei einigen gebäudebrütenden Arten ein gravierender Rückgang verzeichnet werden“, sagte Franziska Schmidt-Lewerkühne, Referentin für Vogelschutz beim Nabu-Landesverband in Hamburg, dem Abendblatt.
„In den vergangenen 15 Jahren sind die Populationen der Stare um circa 40 Prozent und die der Haussperlinge in Hamburg sogar um 45 Prozent zurückgegangen, wodurch beide auf die Rote Liste gekommen sind.“ Zum einen sei das auf den Wegfall der Brutplätze zurückzuführen. Beide Arten wohnen in engen Spalten und Nischen am Gebäude. „Durch Sanierungsarbeiten fallen diese jedoch zunehmend weg. Neubauten weisen kaum noch Nischen auf.“
Nabu Hamburg: Haussperlinge finden keine Hecken mehr
Ein weiterer Aspekt sei zum anderen vor allem für den Haussperling der erhebliche Struktur- und Flächenverlust, da der gesellige Vogel dichte Hecken als soziale Versammlungsplätze und offene Sandstellen für die Gefiederpflege benötigt.
An diesem Wochenende sind die Hamburger aufgerufen, die Gartenvögel zu zählen und die Ergebnisse dem Nabu mitzuteilen.
„Stunde der Gartenvögel“ in Hamburg an diesem Wochenende
Und so funktioniert die Vogelzählung bei der traditionellen „Stunde der Gartenvögel“: Von einem ruhigen Platz im Garten, Park, auf dem Balkon oder vom Zimmerfenster aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet werden konnte. Die Beobachtungen können am besten online unter www.stundedergartenvoegel.de gemeldet werden, aber auch per Post oder Telefon – kostenlose Rufnummer am 13. Mai von 10 bis 18 Uhr: 0800-1157115.
Während die Welt der Gartenvögel durch den Hamburger Wohnungsbau durcheinander gewirbelt wird, fliegen seit einiger Zeit zunehmend Waldvögel auf die Innenstadt. „Man kann beobachten, dass einige Waldvogelarten mehr und mehr die Stadt besiedelt haben“, sagt Franziska Schmidt-Lewerkühne. „Zum Beispiel gehören Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Buntspecht, Schwanzmeise und Dompfaff dazu.“
Raben und Elstern suchen die Nähe der Menschen
Auch die Amsel war früher eher ein scheuer Waldvogel und ist heute aus den Gärten nicht mehr wegzudenken. Diese Entwicklungen sind zum einen der Durchgrünung in der Stadt zuzuschreiben. „Zum anderen passen sich die Vögel aber auch immer mehr an das urbane Leben an.“
In die Nähe der Menschen zieht es seit langem auch die Raben und Elstern. So kann man auch in Hamburg beobachten, dass zunehmend Rabenvogelarten wie der Eichelhäher, die Rabenkrähe und die Elster in die Städte kommen. In den offenen Landschaften, wo sie früher sehr verbreitet waren, scheint es immer weniger Nahrung zu geben – dort nehmen die Bestände der Elster ab.
Mauersegler fliegen auf die Hamburger Innenstadt
Die Stadt bietet offensichtlich ein gutes Nahrungsangebot, da sich diese Vögel auch gern von Abfällen und Aas ernähren. Der Einzug der Elstern und Rabenkrähen in die Stadt erfolgte ab den 1980er- und 1990er-Jahren. „In den vergangenen Jahren ist der Bestand der Elster wieder leicht rückläufig, da sie in Konkurrenz mit der Rabenkrähe steht“, sagt die Nabu-Expertin.
Selbst in einem so vergleichsweise begrenzten Raum wie in der Stadt Hamburg gibt es regionale Unterschiede. Mauersegler, die jetzt gerade aus ihren Brutgebieten zurückgekommen sind und noch weiter eintreffen, suchen ihre Brutplätze eher in der Stadt mit großen Gebäudekomplexen. Sie zählen ebenfalls zu den Gebäudebrütern und benötigen Spalten und Nischen, vor allem an hohen Gebäuden.
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Nabu: Rauchschwalben brüten in ländlichen Gebieten der Stadt
Andere Gebäudebrüter wie die Mehl- und Rauchschwalbe findet man eher im ländlichen Bereich. Sie benötigen für den Nestbau offene, feuchte Lehmstellen. Rauchschwalben brüten gern in halboffenen Strukturen wie Pferdeställen und Scheunen.
Mehlschwalben bauen ihre Nester außen an die Fassade von Gebäuden. In der Stadt gibt es durch die dichte Bebauung mit glatten Fassaden wenig Möglichkeiten und offene Bodenstellen sind auch eher selten.
HafenCity: Hier leben Mehlschwalben und Mauersegler gut
Nur in der Neustadt, der Hamburger HafenCity und der Geesthachter Hafencity gibt es verstärkt Mehlschwalbenkolonien, ansonsten findet man sie eher außerhalb. Den Mehlschwalben und Mauerseglern gehe es gut im Quartier, schreibt die HafenCity-Zeitung. „Das allerdings ist vor allem der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille zu verdanken, die sie an ihrem Gebäude am Lohsepark nisten lässt.“
Folgen bringt unterdessen auch der Klimawandel mit sich: In den vergangenen Jahren gab es in Hamburg etliche trockene Frühjahre. Das kann für Vogelarten wie die Amsel oder für die Dohle problematisch werden, weil sie auf Insekten und Würmern aus dem Boden angewiesen sind.