Hamburg. Gibt es eine Möwenplage in Hamburg? Man sieht die Vögel häufiger auch abseits des Hafens. Was Füchse damit zu tun haben.
Hamburgs Möwen erobern zunehmend neue Brutgebiete in der Stadt. Bei der Auswahl werden sie immer erfinderischer: Mal sind es Balkone, Blumenkästen und Flachdächer inmitten von Wohngebieten, mal Duckdalben und technische Anlagen im Hafen. Etliche Hamburger sprechen bereits von einer „Möwenplage“, weil die Vögel in dicht bevölkerten Stadtvierteln lautstark durch die Lüfte fliegen und bei der Nahrungssuche sowie bei der Verteidigung ihrer Jungen in dieser Jahreszeit aggressiv auftreten.
Dabei fliegen die Möwen zum Brüten am liebsten auf Kies, Sand, Trockenrasenflächen und Brachen im Hamburger Hafengebiet. Die unmittelbare Nähe zur Elbe bietet ihnen ideale Lebensbedingungen und reichlich Nahrung. Doch ausgerechnet dort tummeln sich seit einiger Zeit die gefährlichsten Feinde der Sturm-, Silber- und Heringsmöwen: Greifvögel, Marder – und Füchse. Sie vertreiben die Vögel aus ihrer Heimat und zwingen sie, neues Terrain zum Brüten zu erobern.
Hafen Hamburg: Möwen brauchen neue Brutplätze – wegen der Füchse
„Weil im Hamburger Hafenrandbereich seit einigen Jahren vermehrt Füchse und andere räuberische Säuger unterwegs sind, brüten Möwen nunmehr auf geeigneten Flachdächern, technischen Anlagen fern des Bodens oder auf alten Booten und säugerfreien Inseln“, sagte ein Sprecher der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA), dem Abendblatt.
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Häuslich eingerichtet hat sich nach Angaben des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg eine Sturmmöwenkolonie auf der Elbinsel Hohe Schaar auf einem ehemaligen Spülfeld, das nur spärlich mit Gras bewachsen ist. Ein Teil der Population brütet inzwischen auch außerhalb des umzäunten Spülfeldes auf einem angrenzenden Firmengelände, wo Neststandorte zwischen den Öltanks am Fuß von Betonmauern zu finden sind.
Hafen Hamburg: Möwen suchen im Umkreis von 30 Kilometern nach Futter
Um Fische im Süß- und Brackwasser, Insekten und andere wirbellose Tiere, Samen und Beeren als Futter zu finden, fliegen Hamburgs Möwen nach Telemetrieuntersuchungen in einen Umkreis von gut 30 Kilometern. Auf Äckern und Kirschplantagen finden sie zusätzlich Larven und in der Nähe der Menschen unter deren Abfällen so manche Delikatesse. Da kann es schon mal zu unerwünscht engen Begegnungen zwischen Vogel und Mensch kommen. „In den Monaten Mai und Juni schlüpfen die Jungtiere. In dieser Zeit sind die Möweneltern besonders besorgt, sodass sie gerne laut ihre Brut verteidigen“, sagt David Kappenberg von der BUKEA.
Dazu kommt, dass Möwen sehr lernfähig sind. Weil Menschen diese Tiere auch im nahrungsreichen Frühjahr, Sommer und Herbst trotzdem füttern, gewöhnen sie sich daran, Lebensmittel zu schnappen, die offen zugänglich sind. „Dieses Verhalten ist dann nicht mehr umkehrbar und verursacht an Stränden und Promenaden ernste Probleme. Ohne Fütterung wäre es jedoch gar nicht erst entstanden“, sagt David Kappenberg. Dass die Möwenpopulation in Hamburg zugenommen hat, kann die Umweltbehörde allerdings nicht bestätigen. Eher sei bei Sturm- und Silbermöwen ein abnehmender Trend zu beobachten.
Hafen Hamburg: Möwen gehören zu geschützten Tieren
Weil Möwen wie alle heimischen Vogelarten zu den besonders geschützten Tieren gehören, ist eine Begrenzung der wild lebenden Populationen weder vorgesehen noch rechtmäßig, heißt es in der Umweltbehörde. Dennoch gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, sich gegen Möwen präventiv zu wehren. Dazu gehören die sogenannten Taubenspikes (Vogelabwehr-Spitzen), wie sie beispielsweise auf dem Rathausgebäude zu finden sind. Gegen größere Möwenkolonien im Stadtgebiet helfen nach Behördenangaben praktisch nur bauliche Maßnahmen. So gelte es, große Kies-, Sand- und Trockenrasenflächen zu vermeiden. Wirksam bei der Brutvermeidung sind vor allem Bäume und schiefe Ebenen.
„Gegen einzelne Bruten auf Balkonen, Dächern, Mauern und Kästen gibt es außer ständiger Störung durch Menschen, Hunde, Katzen und Greifvögel, dem Einsatz von Taubenspikes und Netzen keine weitere Strategie“, heißt es in der Umweltbehörde. Bauliche, akustische und optische Vogelvergrämungsmaßnahmen dürften jedoch nur außerhalb der Brutzeit durchgeführt werden. Im Übrigen gehören Möwen nun einmal zu einer Hafenstadt und damit zur Biodiversität, betont David Kappenberg. Auch wenn sie manchmal aufdringlich sind.