Hamburg. In der Nähe des Hannoverschen Bahnhofs entsteht ein Gebäude, in dem an die Deportation von Juden erinnert werden soll. Das ist geplant.

Der Hannoversche Bahnhof in der HafenCity war in der Nazi-Zeit der schreckliche Deportationsort für 8000 Menschen. Zwischen 1940 bis 1945 wurden hier mehr als 8000 Jüdinnen und Juden, Sintize und Sinti, Romnja und Roma aus Hamburg und Norddeutschland in die Konzentrationslager transportiert. Nur sehr wenige Menschen überlebten in den Lagern.

Jetzt erhält Hamburg einen festen Erinnerungsort, nachdem es bereits im Lohsepark mit Informationstafeln und den Namen von mehr als 7700 bekannten Deportierten einen Beitrag zur kollektiven Erinnerungskultur gibt. In der HafenCity soll das Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof entstehen – ein zweigeschossiges Gebäude mit rund 1000 Quadratmeter Fläche.

Hannoverscher Bahnhof soll 2026 fertig werden

Die Fertigstellung des Gebäudes an der Ericusbrücke ist für 2026 vorgesehen. Am Freitag stellte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) die Pläne vor. Das Schweizer Architekturbüro Boltshauser Architekten AG wird das alleinstehende Gebäude im Auftrag des Gebäude-Stifters für das Dokumentationszentrum, Harm Müller-Spreer, und in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte als künftiger Nutzerin planen.

Das Dokumentationszentrum soll ergänzend zu dem 2017 eingeweihten Gedenkort als zentraler Lernort das Deportationsgeschehen in die Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung einbetten. Der Baubeginn kann nach Abschluss des B-Plan-Verfahrens erfolgen. „Mit diesem starken Entwurf für das Dokumentationszentrum an prominenter Stelle im Lohsepark wird der Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof endlich vollendet“, sagte Brosda.

NS-Dokuzentrum Hannoverscher Bahnhof bekommt große Ausstellungsfläche

„Hier werden Besucherinnen und Besucher ausführliche Informationen über das Deportationsgeschehen und über die Schicksale der Menschen in den aus Hamburg angefahrenen Konzentrations- und Vernichtungslagern erfahren. Der Entwurf der Architekten sieht ein markantes und gleichzeitig zum Lohsepark geöffnetes Gebäude in zentraler Lage vor. Genau dort, wo unter den Augen der Hamburgerinnen und Hamburger unfassbares Unrecht geschehen ist.“ Das Dokumentationszentrum werde mit seiner klaren Handschrift dabei helfen, die Erinnerung an das Geschehene wachzuhalten.

Das Dokumentationszentrum enthält eine Ausstellungsfläche sowie Seminar- und Arbeitsräume. Die öffentliche Hand wird den Innenausbau und den Einbau, der von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte erarbeiteten Ausstellung, übernehmen. Der Standort an der Ericusbrücke ermöglicht einen besonderen Bezug zum Lohseplatz und der Fuge entlang der historischen Gleisverläufe sowie dem 2017 eingeweihten Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof.

Hannoverscher Bahnhof – Seminarflächen werden ans neue Gebäude angepasst

Eine Jury aus externen Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichtern, Vertreterinnen und Vertretern der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, der HafenCity Hamburg GmbH und der Hamburger Behörden war an dem vom Stifter Harm Müller-Spreer ausgelobten Wettbewerb beteiligt. Darüber hinaus haben Vertreterinnen und Vertreter der Betroffenenverbände an dem Verfahren teilgenommen.

Der Hamburger Unternehmer Müller-Spreer stiftet das Gebäude an der Ericusbrücke und realisiert den „veredelten Rohbau“. Die Ausstellungs- und Seminarflächen werden von einem Projektteam der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte an das neue Gebäude angepasst und die Inhalte entsprechend der sich ergebenden neuen Möglichkeiten überarbeitet.

In Neuengamme (Vier- und Marschlande) befand sich das zentrale KZ für Nordwestdeutschland. Auch dorthin wurden Menschen vom Hannoverschen Bahnhof aus deportiert. Zwischen 1938 bis 1945 wurden hier und in den angeschlossenen 80 Außenlagern rund 106.000 Menschen aus fast allen europäischen Ländern interniert, darunter 13.500 Frauen. Knapp die Hälfte der Häftlinge hat den systematischen Terror, die mangelhafte Ernährung und die Arbeitstortur nicht überlebt. Die SS betrieb in Neuengamme ein KZ-Bordell.