Hamburg. Etwa 300 Millionen Euro wurden in das neue Quartier investiert, das mit Wohnungen, Büros und Restaurants viele Hamburger anlocken soll.
Aus der großen Fensterfront fällt der Blick auf die Hamburger HafenCity mit der Elbphilharmonie. Direkt gegenüber liegt das imposante Mahnmal St. Nikolai. Über eine Treppe gelangen die Bewohner dieses Penthouses in der neunten Etage auf die eigene Dachterrasse. 150 Quadratmeter misst die Wohnung mit Fußbodenheizung, ausgelegt mit Parkett und einer Arbeitsplatte aus Quarzstein im offenen Küchenbereich.
Insgesamt sind in dem Gebäude mit der Natursteinfassade unweit vom Rathaus 63 Wohnungen entstanden. Im April werden die ersten Bewohner einziehen. Die Durchschnittsmiete liegt bei 18,50 Euro kalt, für die vier Penthouse-Wohnungen bei mehr als 26 Euro. Ein Platz in der Tiefgarage kostet 250 Euro. Die Nachfrage nach den Wohnungen, die alle einen Balkon haben und eine Gemeinschaftsdachterrasse, sei groß, sagt Adam Filipiak.
Neues Burstah Viertel: Die Bauarbeiten hatten 2019 begonnen
Der Geschäftsführer der Bilton Real Estate GmbH verantwortet das wohl aktuell größte Immobilienprojekt in der Innenstadt mit rund 44.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Die Rede ist vom Burstah Viertel unweit vom Rathaus. Dazu gehören die Wohnungen im Haus Carillon und drei weitere Gebäude mit rund 32.000 Quadratmeter Bürofläche. In den Erdgeschossen ziehen auf insgesamt 4000 Quadratmetern Gastronomie und Handel ein.
Der erste Spatenstich für den Tiefbau war im Juni 2019. Ein Jahr wurde mit dem Hochbau begonnen und jetzt bestätigt Filipiak im exklusiven Abendblatt-Gespräch. „Wir haben es geschafft. Am vergangenen Mittwoch haben wir die Bauabnahme mit dem Generalunternehmer Hochtief vollzogen. Wir waren trotz der Komplexität sogar noch vor dem Zeitplan, und auch der Kostenrahmen wurde eingehalten.“ Wirklich stolz sei er auf die positive und produktive Arbeitsatmosphäre, die dies ermöglichte.
Die Bohnenstraße soll wieder geöffnet werden
Dem Vernehmen nach sprechen wir hier von einer 300-Millionen-Euro-Investition. Inzwischen steht Filipiak zwischen den neu errichteten Häusern Trident, Kastell und Kurant auf dem Kopfsteinpflaster der leicht geschwungenen Bohnenstraße. Manch einer mag sich die Augen reiben. Denn diese Wegeverbindung zwischen dem Großen Burstah und der Trostbrücke war Ende der 60er-Jahre, als hier das Allianz-Hochhaus errichtet wurde, zugebaut worden.
Jetzt ist die Straße wieder da. „Wir haben uns an der früheren Bebauung orientiert und hier ein aufgelockertes Viertel mit neuen Wegeverbindungen geschaffen.“ Noch ist die Bohnenstraße – die natürlich auch noch Schilder an beiden Seiten erhält – abgesperrt. Aber Filipiak verspricht. „Wir werden die Bohnenstraße in Kürze öffnen. Dann kann diese mit dem Auto aus der Richtung Trostbrücke befahren werden und die Fußgänger können auf den breiten Fußwegen flanieren. Im Sommer werden hier auch Tische und Stühle für die Gastronomie aufgebaut.“
In einem der Häuser wird bald neapolitanische Pizza reserviert
Vier Flächen stehen dafür im Erdgeschoss der miteinander verbundenen Häuser Kastell und Kurant zur Verfügung. Eine ist bereits an einen Gastronomen vermietet, der dort Asiatische Fusionsküche anbieten wird. „Wir wollen hier keine Systemgastronomie haben, sondern individuelle Konzepte“, sagt Filipiak.
Die Premiumfläche im Haus Trident mit Terrasse am Nikolaifleet – es führt auch ein Fußweg am Wasser vom Großen Burstah auf die Bohnenstraße – ist bereits vergeben. Auf 800 Quadratmetern wird „60 seconds to Napoli“ einziehen (Abendblatt berichtete). 200 Plätze stehen in den Räumen mit den rund vier Meter hohen Decken zur Verfügung und an den Gastraum wird sich an der Spitze auch noch eine Bar anschließen. Serviert wird neapolitanische Pizza. Die Eröffnung ist für Juni geplant, jetzt wird mit dem Innenausbau begonnen.
Die Räume locken mit edlem Parkett und großen Fenstern
Nebenan mit einer großen Glasfront hin zum Großen Burstah und der Bohnenstraße hat bereits der vietnamesische Autobauer Vinfast eine Fläche übernommen. Dort sollen in Kürze E-Fahrzeuge präsentiert werden. Ein weiterer Mieter ist der Schweizer Küchenhersteller V-ZUG, der sein Geschäft im Sommer eröffnen wird.
Der Rundgang geht weiter. Der Fahrstuhl hält in der siebten Etage im Haus Kastell. In dieser und in der achten Etage hat die Anwaltskanzlei Clyde & Co rund 1500 Quadratmeter angemietet. Hier legen Techniker letzte Hand an, damit die Displays in den Büros funktionieren, mit denen die Temperatur und der in den Fenstern eingelassene Sonnenschutz gesteuert werden können. Der Flur ist mit Parkettboden in Fischgrät ausgelegt. Glasfronten geben den Blick in die Büros frei, in denen künftig die Rechtsanwälte sitzen werden.
Das Unternehmen hat sich für kleinteilige Vermietung entschieden
Im Laufe der Bauphase haben sich die Ansprüche und der Bedarf an Büroflächen verändert. „Wir hatten eigentlich geplant, die Flächen in den drei Häusern jeweils an große Ankermieter zu vergeben. Doch die Unternehmen, die einen Flächenbedarf von bis zu 10.000 Quadratmetern haben, zögern aktuell bei der Anmietung neuer Büros. Die Flächenbedarfe reduzieren sich, werden aber hochwertiger. Deshalb haben wir uns für eine kleinteiligere Vermietung entschieden“, sagt Adam Filipiak.
Wie berichtet, hatte ursprünglich der Hamburger Projektentwickler Quantum rund 6000 Quadratmeter im Haus Trident angemietet und war dann aber wieder von dem Vertrag zurückgetreten. „Wir sind in der komfortablen Situation, dass wir für diese Flächen mehrere Interessenten haben. Wir gehen davon aus, dass wir da in den nächsten Wochen zu einem Abschluss kommen.
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1200 Quadratmeter Bürofläche sind noch frei
Zu den Büromietern im Burstah Viertel gehören unter anderen das Pharmaunternehmen Almirall, Hapeko (Hanseatisches Personalkontor) und die Anwaltskanzlei Lupp + Partner. Auch Bilton, aktuell mit Sitz an den Hohen Bleichen, wird in das Ensemble ziehen. Das Unternehmen gehört einem Familienzweig der Hamburger Kaffeedynastie Tchibo.
Aktuell seien noch 1200 Quadratmeter Bürofläche verfügbar, sagt Filipiak. Und wer hier mietet, sollte über ein entsprechendes Budget verfügen. Denn dem Vernehmen nach, werden hier teilweise mehr als 30 Euro kalt pro Quadratmeter aufgerufen. Der Bilton-Geschäftsführer sagt: „Die Grundstücks- und Baukosten sind in den letzten Jahren stark gestiegen, die Mieten entsprechend auch.“
Die letzte Baustelle: Der Globushof muss noch saniert werden
Eine Baustelle hat Adam Filipiak allerdings noch in dem neuen Quartier. Der historische 1908 erbaute Globushof ist Teil des Gesamtensembles und soll revitalisiert werden. Außerdem durch einen Anbau und ein neues Dach erweitert werden. Hier sollen wieder Büros entstehen und im Erdgeschoss eine großzügige Fläche mit Gastronomie am Nikolaifleet. „Der Architekturwettbewerb und die Vorabstimmungen mit den Behörden sind nun abgeschlossen. Wir steigen jetzt in die konkreten Planungen für dieses Projekt ein“, kündigt Adam Filipiak an.