Hamburg. Rundgang durch das 300-Millionen-Projekt: Spektakuläre Wohnungen, attraktive Lokale – und die Auferstehung einer verschwundenen Straße.
Die Errichtung des neuen Burstah Viertels unweit vom Rathaus befindet sich auf der Zielgeraden. Dort entstehen vier Gebäude mit rund 44.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Davon sind mehr als 32.000 Quadratmeter für Büroflächen reserviert und 4000 Quadratmeter für Einzelhandel und Gastronomie. Außerdem gibt es 63 frei finanzierte Mietwohnungen und mehr als 200 Tiefgaragen-Stellplätze.
„Die Fertigstellung ist für den Jahreswechsel geplant, wir sind aktuell sogar vor dem geplanten Zeitplan. Dann wird mit dem Mieterausbau begonnen – die ersten werden im April 2023 ihre Büroflächen beziehen“, sagt Adam Filipiak, Geschäftsführer der Bilton Real Estate GmbH, die das 300-Millionen-Projekt am Großen Burstah realisiert. Auf dem Areal stand einst der Betonklotz der Allianz Versicherung. „Wir haben unseren Finanzplan eingehalten, trotz allgemein gestiegener Baukosten. Auch die Zusammenarbeit mit unserem Generalunternehmer Hochtief ist sehr partnerschaftlich und effizient“, sagt Filipiak im Abendblatt-Gespräch.
Burstah Quartier in Hamburg: Trident fast vollständig vermietet
Zunächst verlief die Vermietung der Büroflächen schleppend. „Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass viele Unternehmen eher zurückhaltender waren, wenn es um einen Wechsel an einen neuen Standort ging“, sagt Filipiak. „Das Thema Homeoffice trug dazu bei, dass man sich die Frage stellte, wie viel Fläche benötigen wir zukünftig?“ Aber dann habe sich die Nachfrage positiv entwickelt. „Die Findungsphasen sind nun abgeschlossen oder ausgesetzt. Der Trend geht eindeutig hin zu effizienten, aber hochwertigen Flächen in sehr guten Lagen.“
Das zehngeschossige Gebäude Trident, das von den Londoner Architekten Caruso St. John entworfen wurde und über mehr als 12.200 Quadratmeter Bürofläche verfügt, ist laut Filipiak weitgehend vermietet. Die Preise: ab 30 Euro kalt pro Quadratmeter. Nach Abendblatt-Informationen hat hier der renommierte Hamburger Projektentwickler Quantum in den oberen Etagen mehr als 6000 Quadratmeter angemietet. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz bislang am Dornbusch, nur wenige Hundert Meter vom neuen Standort entfernt.
Innovatives Gastrokonzept zieht ins Erdgeschoss
Weitere Flächen seien an Anwaltskanzleien und Firmen aus der Vermögensverwaltung vermietet worden. Filipiak ist zuversichtlich: „Wir stehen kurz vor dem Abschluss für weitere 6000 Quadratmeter in den Gebäuden Kastell und Kurant und führen eigentlich für alle noch freien Flächen bereits Gespräche.“
Eine rund 800 Quadratmeter große Fläche mit rund vier Meter hohen Decken im Erdgeschoss des Trident-Gebäudes hat ebenfalls schon einen Nutzer gefunden. „Dort zieht ein innovatives Gastrokonzept ein. Es heißt 60 seconds to napoli“, sagt Filipiak. Der Name ist Programm: Die Gäste, es wird rund 200 Plätze geben, erwartet hier echte neapolitanische Pizza. Von der Terrasse schauen die Besucher auf den Nikolaifleet. Es gibt bereits Standorte des italienischen Lokals etwa in Berlin und Leipzig.
Auch Autobauer Vinfast zieht ein
„Wir haben noch weitere Flächen für Gastronomie in den miteinander verbundenen Gebäuden Kastell und Kurant reserviert“, sagt Filipiak: „Wir wollen hier Konzepte präsentieren, die so attraktiv sind, dass auch in den Abendstunden Gäste kommen und so das Viertel beleben.“ Ein weiterer Mieter im Erdgeschoss steht ebenfalls fest: Der vietnamesische Autobauer Vinfast wird dort in einem Showroom seine E-Fahrzeuge präsentieren.
Und noch eine Besonderheit: Bevor 1969 an dieser Stelle das Allianz-Gebäude errichtet wurde, verlief hier die Bohnenstraße. Im neuen Burstah Viertel gibt es diese Straße wieder.
Fassaden werden bereits verkleidet
Unterdessen haben die Bauarbeiter bereits mit der Verkleidung der Fassaden mit Materialien wie Terracotta und Naturstein begonnen. Beim exklusiven Baustellenrundgang mit dem Abendblatt führt Filipiak auch in eine der vier Penthouse-Wohnungen (129 bis 159 Quadratmeter groß) in der neunten Etage des Wohngebäudes Carillon. Von hier aus haben die Bewohner das Mahnmal St. Nikolai und die HafenCity inklusive Elbphilharmonie im Blick. Eine Treppe führt auf die eigene Dachterrasse.
So viel Luxus hat seinen Preis: Wer hier einziehen möchte, muss mit mehr als 26 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter rechnen. Für die übrigen 59 Wohnungen mit 48 bis 169 qm Fläche werden ab 18 Euro kalt pro Quadratmeter aufgerufen. „Wir starten Anfang Oktober mit der Vermarktung. Es sind bereits Interessenten vorgemerkt. Der Erstbezug ist für April 2023 geplant“, sagt Filipiak.
Entwurf von Riemann Architekten wird realisiert
Zum Burstah Quartier gehört auch der historische Globushof, der 1908 erbaut wurde und unter Denkmalschutz steht. Eigentlich sollte dort ein Designhotel einziehen, aber diese Pläne wurden längst verworfen. Filipiak kündigt an: „Wir werden die zahlreichen Details der reich verzierten Gebäudefassade behutsam sanieren und technisch auf den neuesten Stand bringen. Hier schaffen wir sehr exklusive Büroflächen.“
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Entschieden ist inzwischen auch der Architekturwettbewerb für den Anbau mit rund 3100 Quadratmeter Fläche, der sich direkt an den Globushof anschließen wird. Fünf Büros hatten sich beteiligt. Die Jury, der auch Oberbaudirektor Franz-Josef Höing angehörte, entschied sich für einen Entwurf von Riemann Architekten aus Lübeck. „Dieser Entwurf hat es geschafft, die detailreiche Fassade des Globushofes weiterzubauen, ohne sie zu kopieren oder in Konkurrenz zu treten. Sie ist dennoch sehr eigenständig, elegant und fügt sich ganz subtil ins Quartier ein“, sagt Filipiak. Im Erdgeschoss des insgesamt 11500 Quadratmeter großen Baus solle eine „gehobene Gastronomie mit Fleetblick“ einziehen. „Das Souterrain könnte zum Beispiel für einen Musikclub genutzt werden“, sagt Filipiak.
Burstah Quartier: Globushof und Neubau werden verbunden
Übrigens werden der Globushof und der Neubau in der obersten Etage miteinander verbunden sein. Unter dem futuristischen neuen Dach wird die Bilton Gruppe, die das Burstah Quartier entwickelt, mit dem Firmensitz einziehen. Das Unternehmen gehört einem Familienzweig der Hamburger Kaffeedynastie Tchibo. Das neue Burstah Viertel soll nicht verkauft, sondern im Bestand gehalten werden.