Hamburg. Fridays For Future veranstaltet Demo in der City – das hat Auswirkungen auf den Verkehr. Veranstalter spricht von 12.000 Demonstranten.
Nina Chuba hämmert aus den Boxen, Seifenblasen fliegen durch die Luft, Menschen aller Altersgruppen stehen mit bunten Schildern am Jungfernstieg: Um 13 Uhr hat am Freitag ein großer Klimastreik in Hamburg gestartet. Die Bewegung Fridays for Future rechnet laut Polizei mit rund 7000 Menschen, die vom Jungfernstieg aus durch die Innenstadt ziehen wollen.
Es ist bereits der zwölfte globale Klimastreik. Bundesweit sind dieses Mal mehr als 200 Aktionen geplant. Den Aktivisten zufolge sind zudem Demos auf allen Kontinenten geplant. Aus Sicht der Aktivisten handelt die Politik nicht ausreichend, um die Klimakrise zu bekämpfen.
Laut der Hamburger Polizei haben sich gegen 14.45 Uhr rund 5500 Menschen in der Hamburger Innenstadt versammelt. Der Demonstrationszug ist um 14.20 Uhr gestartet. Fridays for Future sprach am frühen Abend von 12.000 Teilnehmern.
Um 16 Uhr meldet die Polizei, dass die Demo am Platz der Endkundgebung angekommen ist und viele Verkehrssperren bereits aufgehoben werden konnten.
Mit der ganzen Familie zum Klimastreik
Die 24-jährige Klara sammelt Spenden für Fridays for Future - und zwar auf eine besondere Art: Sie geht auf ungefähr drei Meter hohen Stelzen. „Es ist gar nicht so schwierig - ich mache das nun schon zum dritten Mal“, sagt sie lächelnd.
Marcel Peragine aus New York fällt mit einem besonderen Plakat auf: „Dirty Oil Money“ - also „Böses Öl-Geld“ ist darauf zu lesen. Der Filmemacher ist für den Beruf nach Hamburg gezogen. Er ist auf der Demo in Begleitung von dem 29-jährigen Espen Melin Hugedorn - er hat das Plakat gemalt. „Die Klimakrise ist eine Krise der Ignoranz. Was wir brauchen ist bessere Bildung, damit Menschen aufgeklärt sind,” so Peragine. Er kritisiert die Macht der Kraftstoff-Lobby, welche seiner Ansicht nach zu viel Einfluss auf die Politik hat.
“Das geht alles viel zu langsam, die Politik ist nicht mutig genug”, findet auch Steffen, der mit seiner Familie an dem globalen Klimastreik teilnimmt. Seine Partnerin Susan, die selbst Umweltwissenschaftlerin ist, sieht es ähnlich: “Ich denke, dass sich viele darauf ausruhen, zur Wahl gegangen zu sein. Das ist zu wenig.” Ihre Kinder Selma und Wanja sind mit dabei, sowie die befreundete Brida.
Fridays for Future Hamburg: "Beste Tag um anzufangen, ist heute"
„Moin Hamburg!“, begrüßten die beiden Moderatorinnen die Demo-Teilnehmer am Freitagmittag. Unter dem Motto „#tomorrowistoolate“ haben sie sich versammelt, um für mehr Klimaschutz zu protestieren. „Der beste Tag um anzufangen, ist heute. Deswegen stehen wir hier. Eigentlich sollte ich gerade in der Schule sein, aber es ist mir wichtiger heute mit euch hier zu sein – für eine lebenswerte Zukunft", so eine der Moderatorinnen. Es folgte Jubel von der Menge.
Auch Annika Rittmann, Sprecherin von Fridays for Future Hamburg, wandte sich an die Protestierenden: „Wir werden gewinnen, weil wir viele sind. Wir werden gewinnen, weil wir wissen, dass wir in einer besseren und gerechteren Welt leben können.“
Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace ist in Hamburg dabei:
Fridays for Future schätzt die Zahl der Teilnehmer auf 3000
Silke Kobow von der Gewerkschaft Verdi steht nun auf der Bühne. Die Betriebsrätin der Hochbahn setzt sich seit Jahren für einen besseren und gerechteren Nahverkehr in Hamburg ein. „Viele von uns Babyboomern haben es verstanden. Wir sind die Generation der Vielen - und wir sind verdammt nochmal in der Verantwortung, uns für das Klima einzusetzen,“ ermahnt Kobow.
Musiker Ingo Pohlmann sorgt mit seiner Gitarre für melancholische Stimmung: „Ich denke deine Tränen sind auch für was gut. Sie löschen ganz heimlich das Feuer der Wut. Und nach und nach kommt auch der Mut, und der Wille zurück.“ Statt den erwarteten 7000 Teilnehmenden sind weniger Menschen gekommen - ein Sprecher von Fridays For Future sprach in einer ersten Schätzung von 3000 Teilnehmern.
Großer Klimastreik in Hamburg – Demo-Route durch die City
Ab 14.15 Uhr startet der Demonstrationszug: Die Route verläuft über die Steinstraße und die Lombardsbrücke bis zum Stephansplatz und geht anschließend über den Gänsemarkt zurück zum Jungfernstieg.
Wie die Polizei Hamburg erklärt, soll die Demo mit einer abschließenden Kundgebung von 16 bis 18 Uhr enden.
Fridays For Future: Nazis und Querdenker unerwünscht
Fridays for Future Hamburg twitterte am Freitag, welche Teilnehmer beim Klimastreik unerwünscht sind. "Wir stehen für Klimagerechtigkeit, für bunten und vielfältigen Protest. Nazis und Querdenker können sich explizit ausgeladen fühlen!", heißt es in dem Tweet.
Die Hamburger Hochbahn wies am Freitagmorgen darauf hin, dass Fahrgäste in der City ab 12 Uhr mit Einschränkungen und Umleitungen im Busverkehr rechnen müssen. "Bitte prüft, ob ihr euer Ziel mit anderen Verkehrsmitteln erreichen könnt", schreibt die Hochbahn bei Twitter.
Fridays For Future in Hamburg: "Verkehrswende dringend notwendig"
„Die Klimakrise geht uns alle an – und um den Klimawandel zu stoppen, ist die Verkehrswende dringend notwendig," so Sandra Goldschmidt, die Hamburger Landesbezirksleiterin von Ver.di, in einer Mitteilung. Das 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 habe gezeigt, dass der gesellschaftliche Wille für eine Verkehrwende da sei.
Doch mangelnde ÖPNV-Anbindungen, Personalmangel und schlechte Arbeitskonditionen führten sowohl bei Fahrgästen als auch bei ÖPNV-Mitarbeitenden zur Frustration. "Eine radikale und gerechte Verkehrswende funktioniert nur mit fairen Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten und massiven Investitionen in Taktung und Infrastruktur,“ erklärt Annika Rittmann, Sprecherin von Fridays for Future.
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Klimastreik: Deutschlandweit über 240 Demos angemeldet
Nicht nur in Hamburg wird am Freitag demonstriert: In Deutschland sind über 240 Klima-Demos angemeldet. Unter dem Hashtag #Tomorrowistoolate – also "Morgen ist zu spät" – fordert Fridays For Future die Politik zur Einhaltung des Klimaschutzgesetzes auf.
Der letzte weltweite Klimastreik war am 23.09.2022: Hier waren laut Veranstalter 19000 Menschen in Hamburg auf der Straße. Die Polizei Hamburg sprach von 15000 Demonstrierenden.