Hamburg. Trotz Verzögerungen soll der pyramidenartige Aufbau in der zweiten Jahreshälfte fertig werden. So läuft der Bau am Bunker.
Die schwindelerregende Höhe, der imposante Ausblick, die Bedeutung für die Stadt und das Stadtbild: Ganz klar, die Baustelle auf dem Dach des Hochbunkers an der Feldstraße ist derzeit wohl die spektakulärste der Stadt. Doch der Sonderstatus schützt sie offensichtlich nicht vor Wind, Wetter und den Folgen der Corona-Pandemie.
Denn wie Sprecher Frank Schulze am Dienstag mitteilte sei man etwas langsamer vorangekommen als geplant. Nicht nur Schnee und Frost, sondern auch der Wind stellten das Team nicht selten vor Herausforderungen. „Wir müssen sämtliche Baustoffe und -teile mit Kränen aufs Bunkerdach transportieren. Bei höheren Windstärken sind Kranarbeiten allerdings nur eingeschränkt oder gar nicht möglich.“
Corona könnte Bauarbeiten am Bunker verzögern
Der Zeitplan aber könne eingehalten werden. Stand jetzt sollen die Bauarbeiten der fünf pyramidenartigen neuen Etagen im Laufe des zweiten Halbjahres abgeschlossen werden. Frank Schulze, Sprecher der Aufstockung, betonte jedoch, dass sich durch eine mögliche erneute Zuspitzung der Corona-Lage die Situation auch noch einmal ändern könnte.
„Dafür braucht es noch nicht mal einen Corona-Fall auf unserer Baustelle. Es würde reichen, dass dies in einem Zulieferunternehmen passiert und Lieferzeiten dann nicht eingehalten werden können.“ Auch beim Transport selbst könne es zu Verzögerungen etwa an den Grenzen kommen. „Wir arbeiten hier meist just in time“, erklärt Sprecher Schulze weiter. „Das heißt, dass alles, was morgens angeliefert wird, im Laufe des Tages verbaut wird. Kommt eine Lieferung verspätet an, verzögern sich die Arbeiten, und der Tag muss umgeplant werden.“
Neue Halle auf Bunker für 2300 Besucher
Am Dienstag aber zeigte sich im positiven Sinne die Anfälligkeit von Zeitplänen. Denn ein besonders wichtiger Bauschritt war Stunden früher erledigt als geplant. Bereits am Vormittag konnten drei stählerne Träger à 13 Tonnen für das nächste Level der Aufstockung per Autokran hochgewuchtet und dann montiert werden.
Diese Träger bilden zum einen die Decke der Sport- und Eventhalle und sind zum anderen das Tragwerk für die nächsten Level. Die auf dem Bunker entstehende neue Halle mit Platz für bis zu 2300 Besuchern kann abends und am Wochenende für Konzerte, Theater, Lesungen und Ähnliches sowie tagsüber für den Schulsport genutzt werden.
Innovativer Glasboden kann Optik ändern
Das Besondere an der Halle ist laut Sprecher Schulze ein innovativer Glasboden. „Durch LED-Lichter kann der Boden in kürzester Zeit seine Optik ändern und zum Beispiel zu einem Handball- oder Basketballfeld werden, aber auch zu einem neutralen Boden bei einem Konzert.“ Weiterer Vorteil: „Die Reinigung geht sehr schnell. So kann am Abend noch ein Event und am nächsten Morgen wieder Schulsport stattfinden.“
Rund 180 Menschen arbeiten an der Umsetzung des Projekts, zu dem neben der Halle unter anderem auch eine Bar, Kunst- und Kulturflächen, ein Hotel mit 136 Zimmern, ein Gedenkort für Opfer des NS-Regimes, aber vor allen Dingen auch der begrünte Dachgarten zählt. Die Arbeiten am Bergpfad, der an der Bunkerfassade entlang verläuft, haben bereits begonnen.
Der Bergpfad soll schon bald montiert werden
In den kommenden Woche soll der Aufstieg montiert werden „Dieser Weg nach oben wird für Besucher zum Teil eines besonderen Erlebnisses: Der Bergpfad wird üppig grün bepflanzt und führt einmal rund um die Bunkeraußenseiten – angefangen an der Nordseite – hoch zum öffentlichen Dachpark“, so Sprecher Schulze. „Wann mit der Begrünung begonnen werden kann, hängt davon ab, wie die Rohbauarbeiten voranschreiten“, so Schulze weiter.
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„Bis zur Fertigstellung werden zum Teil aber schon einige Ebenen grün bepflanzt sein. Bis es so dicht gewachsen ist, wie es die Visualisierung zeigt, wird aber noch einige Zeit vergehen.“ Etwa 4700 Bäume, Gehölze, Sträucher, Hecken, Kletterpflanzen und Bodendecker sollen den Bergpfad und den Park bilden. Die Bäume und Pflanzen werden derzeit in einer Baumschule vor den Toren der Hansestadt herangezogen.
Umbau des Bunkers kostet 46 Millionen Euro
Der privat finanzierte Umbau kostet den Angaben zufolge mittlerweile rund 46 Millionen Euro. In den ersten Kalkulationen waren die Investoren noch von etwa 25 Millionen Euro ausgegangen. „Teile der frühen Bauplanungen erwiesen sich im Nachhinein als wenig belastbar, sodass leider Neuplanungen notwendig wurden. Hinzu kommen zum Beispiel die allgemein gestiegenen Baukosten, coronabedingte Verzögerungen, unerwartete bauliche Herausforderungen und die auferlegte Betonsanierung“, so Schulze weiter.
Zuletzt hatte ein Anwohner gegen die Aufstockung des massiven Gebäudes aus dem Zweiten Weltkrieg geklagt, weil er die Baugenehmigung nicht für rechtmäßig hielt. Das Hamburger Verwaltungsgericht hatte die Klage im Juli abgewiesen. Der Kläger will das Urteil beim Oberverwaltungsgericht anfechten und hatte bereits die nächste Instanz angerufen. Der Zulassungsantrag sei noch immer anhängig, sagte ein Gerichtssprecher. Wann über den Antrag entschieden wird, war zunächst nicht klar.