Hamburg. Von den monatelangen Baumaßnahmen sollen nur Radfahrer profitieren, während die Anlieger noch gegen die Corona-Folgen kämpfen.

Die Esplanade gehört zu den bekanntesten und am stärksten befahrenen Straßen in der Hamburger Innenstadt. Vom Frühjahr kommenden Jahres an, ist die Sanierung von Fahrbahnen, Fußwegen und Parkplätzen geplant. Auf beiden Seiten sollen beispielsweise auf gesamter Länge Radfahrstreifen gebaut werden.

Die Federführung hat der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG). Die Kosten werden bei rund 2,5 Millionen Euro liegen. Doch die Anlieger wollen diese Baumaßnahmen, die sich bis Ende 2021 hinziehen werden, nicht.

Esplanade: Hoteliers und Gastronomen über Bauarbeiten verärgert

„Wir haben eigentlich nur einen Wunsch an die Stadt und zwar, dass die Sanierung und die Neugestaltung der Esplanade auf 2022 verschoben wird. Wenn wir hier wie bislang geplant, im kommenden Jahr eine Dauerbaustelle vor der Tür haben, dann werden wir große wirtschaftliche Probleme bekommen und das in einer Zeit, in der wir eh schon wegen Corona genügend Herausforderungen meistern müssen“, sagt Niklaus Kaiser von Rosenburg, der geschäftsführende Gesellschafter des Traditionshotels Baseler Hof und dem benachbarten Palais Esplanade.

Gemeinsam mit anderen Anliegern steht der Hotelier beim Ortstermin mit dem Abendblatt an der Esplanade. Und die ist bereits auf der südlichen Seite, wo auch der Baseler Hof ist, eine Baustelle. Vor den Häusern wurde von Stromnetz Hamburg der Fußweg aufgerissen, ein Fahrstreifen ist teilweise nicht befahrbar.

Hotelier kündigt Widerstand gegen Esplanade-Baustelle an

Das sind bereits vorbereitende Leitungsarbeiten für den Umbau der Esplanade und die sollen noch bis März 2021 dauern. „Als wir Mitte Mai nach dem Lockdown wieder unser Haus geöffnet haben, da hatten wir dann gleich diese Baustelle vor der Tür. Die meisten Gäste kommen mit dem Auto, können aber wegen der Bauarbeiten gar nicht vorfahren, dazu kommt der Lärm und der Dreck. Und deshalb werden wir es nicht hinnehmen, dass der LSBG uns hier quasi im direkten Anschluss wieder eine Großbaustelle vor die Tür stellt“, sagt Anna Hendewerk, Geschäftsführerin vom alteingesessenen Hotel Alster-Hof an der Esplanade.

Auch Gerhard Balazs, der seit drei Jahrzehnten einen Copy Shop an der Straße führt, hat eine klare Meinung: „Die sollen die Esplanade erstmal so lassen, wie sie jetzt ist. Wir hatten hier in den vergangenen 30 Jahren bestimmt zwei Baustellen pro Jahr. Jetzt müssen wir erstmal wieder wirtschaftlich auf die Beine kommen und brauchen hier nicht wieder neue Bauarbeiten vor der Tür. Das wäre echt geschäftsschädigend.“

Hofbräuhaus kämpft noch mit den Corona-Folgen

Auch das Hofbräuhaus hat seit 15 Jahren seine Heimat an der Esplanade und Betriebsleiter Ulrich Schnell sagt: „Wir haben wegen Corona nach wie vor Umsatzeinbußen und wir haben hier bereits seit Monaten eine Baustelle. Wenn die Stadt tatsächlich kommendes Jahr hier mit dem großen Umbau der Esplanade beginnt, können uns die Gäste noch schlechter erreichen, mal abgesehen von dem Lärm.“

Der LSBG hält allerdings an seiner Planung fest. Ein Sprecher sagte dem Abendblatt: „Eine Verschiebung der Maßnahme ist derzeit nicht vorgesehen und die Forderung muss insbesondere unter dem Aspekt umliegender, anstehender Baumaßnahmen im Innenstadtbereich auch genau bedacht werden. Eine Verschiebung kann bedeuten, dass wir aus Gründen der Baustellenkoordinierung erst mehrere Jahre später tätig werden können.“

"Vom Umbau der Esplanade profitieren nur die Radfahrer"

Doch die Anlieger fordern nicht nur die geplante Straßensanierung und den Umbau zunächst „auf Eis“ zu legen, sondern kritisieren auch die Planungen grundsätzlich. „Eigentlich wurde bei der Sanierungsplanung nur die Verbesserung des Radverkehrs beachtet. Demnach soll eine der Fahrspuren in Richtung Lombardsbrücke zum Fahrradweg umgebaut werden. Das ist lebensgefährlich, denn alle die zum Beispiel vor dem Hotel mit dem Auto vorfahren wollen, müssen dann über den Radweg. Außerdem kommt es eh schon zu ständigen Behinderungen, weil Handwerker und Taxis in zweiter Reihe stehen. Wenn es dann nur noch eine Fahrspur auf dieser stark frequentierten Straße gibt, dann ist das Chaos programmiert“, sagt Hotelchef Kaiser von Rosenburg.

Es sei auch bei den Planungen gar nicht beachtet worden, dass durch die Sperrung des Jungfernstiegs künftig noch mehr Autos durch die Esplanade fahren werden. Kaiser von Rosenburg und seine Nachbarn sind verärgert: „Wir haben zahlreiche Gespräche mit dem LSBG geführt, doch unsere Anregungen wurden nicht aufgenommen. Wir haben sogar den Architekten Peter Erler beauftragt, der für uns Planungen für eine Neugestaltung der Esplanade ausgearbeitet hat, doch das hat den LSBG nicht interessiert. Wir wollten zum Beispiel breitere Fußwege und die Straßenführung verändern“, so Kaiser von Rosenburg. Und Hofbräuhaus-Betriebsleiter Schnell hat noch eine andere Sorge: „Mal abgesehen davon, dass außer den Radfahrern von diesem Umbau niemand profitiert, werden wir auch noch die Ladezone vor dem Haus verlieren, weil doch dann der Radweg dort hinkommt.“

Baustellen-Kordinator ist mit Öffentlichkeitsarbeit zufrieden

Anna Hendewerk vom Alster-Hof fordert: „Wir brauchen hier keine Schnellschüsse vom LSBG, sondern eine fundierte mit den Anliegern abgestimmte Planung und keinen Baubeginn vor 2022.“ Und was sagt Experte Erler, der in der Vergangenheit auch mal Präsident der Hamburgischen Architektenkammer war? „Das, was der LSBG da vorgelegt hat, ist keine Stadtplanung sondern eine reine Straßenplanung.“

Der LSBG ist unterdessen mit seiner Öffentlichkeitsarbeit zufrieden. „Der LSBG hat im November 2019 in der Handelskammer eine Veranstaltung für die Gewerbetreibenden und Anlieger der Esplanade und der Colonnaden durchgeführt, auf der die Planung zum damaligen Stand detailliert vorgestellt und diskutiert wurde. Dabei konnten wertvolle Anregungen eingesammelt und in die Planung mit aufgenommen werden. Auch im Nachgang zu der Veranstaltung gab und gibt es fortlaufend weiteren Kontakt zu Anliegern“, so der Sprecher.

Die aus diesem Prozess hervorgegangene, kürzlich final schlussverschickte Planung sei allerdings immer Ergebnis diverser Abstimmungsprozesse, die auch anderen Randbedingungen Rechnung tragen müssen.