Hamburg. TV-Kultkoch und andere Anlieger wehren sich gegen die Sperrung eines Abschnitts der Alsterterrasse in Richtung Alsterufer.
Eigentlich fühlen sich Wilko Schwitters und Tim Mälzer am Alsterufer wohl. Der TV-Kultkoch betreibt in der Straße mit Wasserblick sein Restaurant Die gute Botschaft und sein Nachbar das edle Einrichtungshaus Bornhold.
Doch seit geraumer Zeit ist die Stimmung im Quartier gereizt. Wie Schwitters und Mälzer geht es vielen Anliegern: Auch namhafte Unternehmen wie die Signal Iduna Versicherung oder die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC, die hier ansässig sind, regen sich auf.
Tim Mälzer: "Verkehrsverstopfung" an der Außenalster
Der Stein des Anstoßes sind zwei runde rote Schilder mit einer durchgezogenen weißen Linie an der Straße Alsterterrasse. Dort wurde Ende Juni in Höhe der Neuen Rabenstraße eine Einbahnstraße eingerichtet. Sie ist nur etwa hundert Meter lang und endet an der Warburgstraße. Autofahrer, die bislang vom Mittelweg kommend über die Neue Rabenstraße in die Alsterterrasse einbiegen und an das Alsterufer gelangen wollten, werden dadurch gestoppt.
Das Schild kam ohne Vorwarnung – versichern die Anlieger. „Diese neue Einbahnstraßenregelung ist schwachsinnig und überhaupt nicht nachvollziehbar. Das trägt nicht zu einer Verkehrsentlastung, sondern zu einer Verkehrsverstopfung bei“, kritisiert Tim Mälzer.
„Für alle die, die ihre Büros oder Gastronomie am Alsterufer vom Mittelweg aus erreichen wollen, bedeutet das einen langen Umweg über die eh schon stark belastete Dammtorkreuzung durch die Innenstadt.“ Auch die Polizei habe ihm bei einem Ortstermin gesagt, dass sie keinen Nutzen in dieser Einbahnstraßenregelung sehe, versichert Mälzer.
Anlieger wurden von der Regelung überrascht
Beim Ortstermin an der Alsterterrasse mit dem Abendblatt war Mälzer auf Reisen, aber Wilko Schwitters und einige Mitstreiter machten ihrem Ärger Luft. „Die Einbahnstraßenschilder waren plötzlich da. Es gab keine Information vom Bezirk Eimsbüttel oder von der Polizei für die Anlieger. Das ist wirklich reine Behördenwillkür. Diese neue Regelung nutzt keinem, es ist ja auch nur ein kurzer Abschnitt, der nur leider für unsere Kunden, die vom Mittelweg kommen, einen großen Umweg bedeutet“, sagt Schwitters, der mit seinem Geschäft vor rund vier Jahren vom Neuen Wall an das Alsterufer gezogen ist. Für Schwitters gibt es nur eine Lösung. „Das Bezirksamt muss die Schilder wieder abbauen.“
Die Einbahnstraßenregelung an den Alsterterrassen gilt seit Ende Juni und – jetzt bitte aufgepasst – basiert laut einer Sprecherin des Bezirksamts Eimsbüttel „auf einer straßenbehördlichen Anordnung aus dem Februar 2011“. Die Pläne seien bereits im April 2017 im Kerngebietsausschuss des Bezirks vorgestellt worden. „Durch eine Baustelle wurde die Einführung sehr verzögert“, so die Sprecherin.
Welche Auswirkungen die neue Regelung für die Signal Iduna mit rund 1800 Mitarbeitern am Standort Neue Rabenstraße/Alsterterrasse hat, schildert Vize-Pressesprecher Thomas Wedrich.
Kaum Chance, die richtige Anfahrt zu finden
„Da wir an der Neuen Rabenstraße, Alsterrasse und Warburgstraße mehrere nicht verbundene Zufahrten zu Parkplätzen, Tiefgaragen und dem Wirtschaftshof mit Anlieferung haben, erschwert uns die neue Einbahnstraßenregelung die Anfahrten sehr. Der komplette Anreiseverkehr von Norden und Abreiseverkehr in Richtung Osten ist davon betroffen. Das betrifft Mitarbeiter, Dienstleister, Anlieferer, Handwerker und Gäste.“ Gerade wer von außerhalb komme, habe kaum eine Chance die richtige Anfahrt zu finden. Alle anderen müssten große und komplizierte Umwege in Kauf nehmen, sagt Wedrich.
Auch bei PricewaterhouseCoopers, die mehr als 1100 Mitarbeiter an ihrem Standort am Alsterufer beschäftigen, herrscht Unverständnis über die neue Regelung: „Durch die Einrichtung der Einbahnstraße muss zum Erreichen unserer Firmenparkplätze ein erheblicher Umweg über die Innenstadt (Stephansplatz/Esplanade/Kennedybrücke) und wieder zurück in Richtung Alsterufer/Alsterterrasse vorgenommen werden.
In diesem gesamten Bereich staut sich der Verkehr im Berufsverkehr in besonderem Maße“, heißt es in einem Schreiben an das Bezirksamt Eimsbüttel, das dem Abendblatt vorliegt. Unterzeichnet hat es PWC-Standortleiter Thorsten Dzulko. „Dies kann weder im Sinne einer Entlastung der ohnehin angespannten Verkehrssituation in Hamburg noch im Sinne des in aller Munde befindlichen Umweltschutzes sein“, schreibt Dzulko.
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Auch Thomas Martens, der am Alsterufer wohnt, ist genervt. „Die Verkehrssituation in diesem Quartier ist eh schon angespannt, auch wegen der Straßensperrung vor dem US-Konsulat. Das jetzt an der Alsterterrasse die Einbahnstraße eingerichtet wurde, ist für Anwohner wie die Firmen, die hier ihre Büros haben, ein großes Ärgernis. Wir müssen jetzt alle miteinander darum kämpfen, dass die Autos bald wieder in Richtung Alsterufer die Alsterterrasse befahren dürfen.“ Heiko Carstens, Geschäftsführer von CPMS Consulting mit Sitz am Alsterufer, ärgert sich nicht nur über die Regelung, sondern die mangelnde Informationspolitik. „Es ist mir völlig unverständlich, dass das Bezirksamt nicht vor dieser Entscheidung den Dialog mit den Anliegern gesucht hat.“