Hamburg. 100-Millionen-Euro-Projekt im Herzen Hamburgs: Fast alle Altbauten zwischen sollen weichen. Ein ganz spezieller nicht.
Der Domplatz liegt im Herzen Hamburgs. Hier soll einst die im achten Jahrhundert errichtete Hammaburg ihren Standort gehabt haben. In unmittelbarer Nähe plant der Hamburger Projektentwickler Aug. Prien ein spektakuläres Bauvorhaben.
Das rund 3200 Quadratmeter große zusammenhängende Areal grenzt an die Domstraße, den Alten Fischmarkt und die Große Reichenstraße. In dieser Eins-a-Citylage nahe der Einkaufsmeile Mönckebergstraße soll ein bis zu elfgeschossiges Gebäude mit rund 10.000 Quadratmeter Bürofläche entstehen und ein weiteres sechsgeschossiges Haus in Backsteinoptik mit 60 Wohnungen. Ein Drittel von ihnen soll öffentlich gefördert werden.
Neubau für 100 Millionen Euro
Außerdem sind mehrere Ladenflächen im Erdgeschoss für Gastronomie und Einzelhandel geplant. Auch eine Tiefgarage mit rund 150 Plätzen ist Teil des Bauvorhabens. Der Neubau soll nach Abendblatt-Informationen rund 100 Millionen Euro kosten.
Es ist ein bisschen wie bei dem beliebten Gesellschaftsspiel Monopoly, denn Aug. Prien hat die Grundstücke nach und nach aufgekauft: zunächst im Jahre 2011 ein schmuckloses Parkhaus an der Großen Reichenstraße. Allmählich wurden fünf weitere Immobilien auf aneinandergrenzenden Grundstücken erworben, darunter das in den 60er-Jahren errichtete Hochhaus an der Domstraße. Dort ist der Sitz der Wirtschaftsprüfung Mazars.
Alle Häuser, die derzeit als Büroflächen und im Erdgeschoss unter anderen von der angesagten Brooklyn Burger Bar genutzt werden, sollen abgerissen werden: „Es steht keines der Gebäude unter Denkmalschutz. Wir betreiben hier Stadtreparatur und planen zwei neue Gebäude mit anspruchsvoller Architektur und in sehr hochwertiger Bauweise. Es wird ein neues Quartier am Domplatz geschaffen“, sagte Frank Holst, Geschäftsführer der Aug. Prien Projektentwicklung, dem Abendblatt. Das Domquartier habe sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt und sei inzwischen eine der attraktivsten Lagen in der Innenstadt.
Scientology-Gebäude steht nicht zum Verkauf
Direkter Nachbar ist die umstrittene Scientology-Organisation, die direkt an der Spitze in einem denkmalgeschützten Gebäude an der Domstraße sitzt. Dem Vernehmen nach hätte Aug. Prien auch Interesse an dieser Immobilie gehabt, doch das Gebäude steht nicht zum Verkauf.
Allerdings müssen, bevor die Planungen für die beiden neuen Gebäude umgesetzt werden können, alle Mieter ausziehen: „Wir führen dazu Gespräche und werden gemeinsam mit unseren Mietern Lösungen finden. Außerdem haben wir natürlich auch ein Interesse daran, wenn Mieter nach der Fertigstellung in die neuen Gebäude zurückkehren“, sagte Holst. Einen exakten Zeitplan gibt es unterdessen noch nicht.
Der Projektentwickler sagt: „Wir würden gerne 2021 beginnen und rechnen mit einer Bauzeit von drei Jahren. Es wäre auch eine Option, zunächst die Wohnungen zu realisieren und danach mit dem Bürogebäude zu beginnen.“ Wichtig ist Holst: „Wir arbeiten eng mit dem Bezirk Mitte, der Politik und dem Oberbaudirektor zusammen.“
Roth: Blockbebauung ist einmalige Gelegenheit
Der Architektenwettbewerb wurde bereits vor geraumer Zeit abgeschlossen. Den Zuschlag hat der renommierte Hamburger Architekt Carsten Roth erhalten. Roth sagte dem Abendblatt: „Die Blockbebauung an der Domstraße ist eine einmalige Gelegenheit für ein einprägsames Merkzeichen durch einen Hochpunkt an der Grenze zwischen Altstadt und Kontorhausviertel.“ Endlich entstehe in der Nachbarschaft des historisch so bedeutsamen Domplatzes ein in sich stimmiges Quartier.
Die Politik unterstützt die Pläne von Aug. Prien: „Die Neubebauung des gesamten Areals ist für die Stadt eine wichtige Entwicklung, der Entwurf ist ansprechend und passend zu dem Ort. Die Durchsetzung des Wohnungsbaus und besonders des geförderten Teils war ein hartes Stück Arbeit der Politik“, sagte Michael Osterburg, Grünen-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Mitte. Der Grünen-Politiker sagte weiter: „Ich hätte mir an der Domachse noch mehr Wohnungen vorstellen können.“
Für SPD-Fraktionschef Tobias Piekatz steht fest: „Durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Aug. Prien ist dieses Bauvorhaben in exponierter Lage, zu dem auch öffentlich geförderte Wohnungen gehören, eine tolle Weiterentwicklung für das Domquartier. Das ist ein Beispiel dafür, wie gute Projektentwicklung in Hamburg geht.“
Unterdessen baut Aug. Prien ein weiteres Großprojekt in der Innenstadt, das in den vergangenen Jahren für Diskussionen gesorgt hat. Es ist das Areal der City-Hochhäuser am Klosterwall. Diese werden abgerissen, und es entsteht ein neues Viertel mit Wohnungen, Büros und Einzelhandelsflächen.