Hamburg. Konzern Akelius will 30 Millionen Euro investieren. Mieterverein kritisiert Geschäftsgebaren des Unternehmens.

149 Häuser mit rund 4350 Wohnungen in 39 Hamburger Stadtteilen, darunter St. Pauli und St. Georg. Das sind zunächst einmal die Fakten zu einem der größten ausländischen Bestandshalter in Hamburg. Der Name des börsennotierten schwedischen Immobilienunternehmens ist Akelius. Neben Berlin – dort hat Akelius rund 14.000 Wohnungen – ist Hamburg der wichtigste Markt für den Vermieter in Deutschland.

Vor 13 Jahren hat Akelius in der Hansestadt die ersten Immobilien erworben: „Hamburg ist eine wachsende Stadt und deshalb für unsere Aktivitäten sehr inter­essant. Wir wollen in dieser attraktiven Metropole weiterwachsen“, sagt Europa-Chef Ralf Spann beim Abendblatt-Gespräch.


In Berlin ging es zuletzt um überhöhte Mieten

Der 44-Jährige empfängt in der Niederlassung an der Straße Beim Strohhause in einem Bürohaus. Hier arbeiten rund 50 Angestellte für das Unternehmen. Spann gibt selten Interviews. „Wir drängen nicht in die Öffentlichkeit.“

In den Medien gab es aber schon häufiger Berichte über Akelius, in denen Mietervereine oder die Politik Kritik an dem Geschäftsgebaren übten. In Berlin ging es zuletzt um überhöhte Mieten. Der Europa-Chef sagt dazu: „Wir wollen zufriedene Mieter, und bei uns wird keiner wegen zu hoher Mieten aus der Wohnung gedrängt. Wenn eine Wohnung frei wird, dann wird diese saniert und danach eine dem Markt entsprechende Miete verlangt.“

Die Akelius-Hamburg-Chefin Stefanie Schulke will anhand von Zahlen zeigen, wie hoch die Zufriedenheit der Mieter ist: „In den letzten zwölf Monaten hatten wir durchschnittlich 50 Auszüge im Monat. Das entspricht einer durchschnittlichen Fluktuation von 14,3 Prozent.“ Diese Fluktuation sei „gering“ und auch auf den „sehr guten Mieterservice“ zurückzuführen, sagt Stefanie Schulke und nennt Beispiele: „Wir organisieren Mieterversammlungen, wenn wir eine neue Liegenschaft in unseren Bestand übernehmen oder eine umfangreiche Baumaßnahme ansteht.

Akelius will in Hamburg 120 neue Wohnungen schaffen

Das dürfte schon bald wieder der Fall sein. Denn im Abendblatt-Gespräch kündigte Spann an: „In den nächsten zwei Jahren wird Akelius durch Nachverdichtung auf eigenen Grundstücken oder Dachgeschossausbauten 120 neue Wohnungen schaffen.“ Die Investition schätzt Spann insgesamt auf rund 30 Millionen Euro. „Die Nachfrage nach Wohnraum in der Hansestadt ist groß und wir leisten unseren Beitrag dazu.“ Für das Unternehmen stehen nicht einzelne Lagen im Fokus, so Spann: „Für uns ist es wichtig, dass es möglichst citynahe Stadtteile mit einer funktionierenden Infrastruktur sind.“ Eine feste Expansionsstrategie für Hamburg gibt es nicht: „Wir wollen unseren Bestand ausbauen und unsere Mitarbeiter prüfen ständig Angebote. Wir haben aber keine Eile. Wir kaufen dann, wenn die Konditionen und die Lage stimmen.“

Die Schweden haben weltweit einen Bestand von rund 47.000 Wohnungen - gehören damit in der Branche zu den „Big Playern“. Etwa 80 Prozent des Immobilieneigentums von Akelius verteilen sich auf Metropolen wie New York, Toronto, Stockholm, Paris oder London. Spann ist wichtig: „Wir spekulieren nicht mit Wohnraum, sondern wir setzen darauf, die Objekte lange im Bestand zu halten und sie behutsam zu modernisieren.“ Was das heißt, zeigt Ralf Spann in einer frisch renovierten Wohnung in einem 50er-Jahre-Backsteinbau an der Bramfelder Straße im Stadtteil Barmbek-Nord. Die 52 Quadratmeter große Wohnung ohne Balkon direkt an einer Hauptstraße ist mit Holzparkett, einer modernen Einbauküche inklusive Kühlschrank, Geschirrspüler und Waschtrockner ausgestattet. Der neue Mieter wird dafür 850 Euro kalt bezahlen. Das sind 16,36 Euro pro Quadratmeter. „Marktüblich“, sagt Stefanie Schulke.

Mieterverein sieht den Konzern sehr kritisch

Seit Jahren beschäftigt sich der Mieterverein zu Hamburg, der direkt gegenüber der Zentrale des Unternehmens seinen Sitz hat, mit Akelius. „Wir haben häufig Beschwerden von Mietern. Auch das Beispiel der Wohnung an der Bramfelder Straße zeigt wieder, wie Akelius den Markt ausreizt und die seit 2015 geltende Mietpreisbremse umgeht, indem eine umfangreiche Modernisierung für die Wohnung angeführt wird. Eigentlich wären hier in dieser Gegend mitten an einer stark befahrenen Straße acht bis neun Euro pro Quadratmeter ortsüblich“, sagt der Vorsitzende Siegmund Chychla. „In diesem Fall wird eine Wohnung in einem 50er-Jahre-Haus für den Preis einer Neubauwohnung vermietet.“

Die Philosophie des Unternehmens (90 Prozent der Aktien gehören einer Stiftung) beschreibt Spann so: „Wir wollen, dass sich unsere Mieter wohlfühlen. Bestandsmieter genauso wie neue Mieter. Unsere Gewinne werden reinvestiert. Das kommt unseren derzeitigen und zukünftigen Mietern zugute.“ Zum Schluss nennt der Europa-Chef noch eine andere Zahl. Akelius habe in den letzten zehn Jahren 100 Millionen Euro an SOS-Kinderdörfer, Ärzte ohne Grenzen und Unicef gespendet.