Hamburg. Was wollten Sie schon immer mal über den Michel sagen und verewigen lassen? Anlass dieser Aktion ist ein Jubiläum.

Traditionell gehören die Herzen der Hamburger dem Wahrzeichen ihrer Hansestadt, dem Michel. Zehn Gründe dieser innigen Zuneigung sollen nun verewigt werden – auf einer großen Kupfertafel, die auf dem Vorplatz der Hauptkirche verlegt wird. In einer gemeinsamen Aktion suchen St. Michaelis, die Hamburger Sparkasse sowie das Hamburger Abendblatt besonders treffliche, markante „Liebeserklärungen“.

„Wir sind gespannt, was sich die Hamburger in Bezug auf unseren Michel einfallen lassen“, sagte Alexander Röder, Hauptpastor von St. Michaelis. Die Sympathiebekundungen sollen schnörkellos auf den Punkt gebracht werden. Gefragt sind Textvorschläge, die den Satzanfang „Mein Herz gehört dem Michel, weil...“ vervollständigen. Inhaltliche Vorgaben gibt es nicht. Je nach eigenem Gusto können die Ergänzungen fröhlich, nachdenklich oder originell ausfallen. Fantasie und Gefühl sind gefragt. Und selbstverständlich wird auch der Name des Absenders dieser Liebesbotschaft eingraviert.

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Anlass dieser buchstäblich einmaligen Initiative ist ein Jubiläum: Vor bald 25 Jahren, im Oktober 1994, wurde die erste von bisher 199 „Michel-Tafeln“ im Rahmen einer Zeremonie im Vorfeld der Kirche mit Metallankern in einem 20 Zentimeter tiefen Betonbett eingelassen. Erinnerungsstück Nummer 200 soll im Herbst dieses Jahres verlegt werden – eben mit zehn besonderen Liebeserklärungen von Bürgern aus Hamburg und darüber hinaus.

Eine Michel-Tafel für 12.500 Euro

Im vergangenen Vierteljahrhundert verewigten sich bislang mehr als 16.000 Menschen mit gut 10.000 Gravuren. Sie hinterließen so dauerhafte Spuren. Auch Dank der Hamburger Sparkasse, die von Anfang an als Mitinitiator und Partner präsent ist, ergaben sich unter dem Strich mehr als 1,5 Millionen Euro an Spenden. Diese Summe kam komplett der Sanierung der 1669 erstmals errichteten Barockkirche zugute. Die Rechnung geht so auf: Für jede Zeile mit maximal 30 Buchstaben und Leerzeichen steuert der Unterstützer aktuell 125 Euro bei. In Zeiten der D-Mark fiel der Obolus geringer aus.

Hier ist Platz für zehn Liebeserklärungen für den Michel.
Hier ist Platz für zehn Liebeserklärungen für den Michel. © HA

Insgesamt ergibt sich auf den bisher 199 Tafeln ein faszinierendes Kaleidoskop unterschiedlicher Gründe und Gefühlswelten. Einige hinterließen ausschließlich ihre Namen, andere nahmen freudige Familienereignisse, Trauerfälle oder persönliche Erlebnisse als Anlass für ihre Teilnahme an einer Wohltätigkeitsaktion mit Charme und Charakter.

Wieder andere dichteten, ließen Spitznamen wie „Kaltohrkuschel“ oder „Miefmuckelchen“ einarbeiten, wählten Danksagungen oder entschieden sich für Gravuren mit Windjammern, Märchenfiguren, Seemannsknoten oder einem Elchgeweih. So etwas kostet natürlich mehr. Wer 12.500 Euro spendet, kann eine dieser 80 mal 60 Zentimeter umfassenden Messingtafeln ganz nach seinen Vorstellungen gestalten. Die fachgerechte Umsetzung übernimmt eine Traditionsfirma aus Altona, die heutzutage in der Nähe von Itzehoe ansässig ist.

Eine Tafel ist Helmut Schmidt gewidmet

„Bisher mussten wir nicht eingreifen und eine Bitte ablehnen“, weiß Michael Kutz, Geschäftsführer der Stiftung St. Michaelis. Der ausgebildete Diakon begleitet die Initiative der „Michel-Tafeln“ seit sieben Jahren erfolgreich und bezeichnet die verewigten Botschaften als „emotionale Anker“.

Wer sich die Muße nimmt, einen intensiven Blick auf die Tafeln auf dem breiten Fußweg und dem Kirchplatz im Bereich Englische Planke/Ludwig-Erhard-Straße zu werfen, wird staunen. Im Erdreich festgehalten sind Glücksmomente, Sätze in fremden Sprachen, rätselhafte Wortkreationen, ein Dankeschön an James Last, Zitate wie „Hamburch, mein Hamburch“ oder „Kemm’sche Kuchen, meine Perle“ und persönliche Poesie. Oft handelt es sich um individuelle Dankesbekundungen an den Michel. Vielen bot die Krypta des Gotteshauses während der Bombennächte und des Feuersturms im Zweiten Weltkrieg Schutz. Ein Flüchtling aus Breslau dankt Hamburg von Herzen, ihm eine neue „schöne Heimat“ gegeben zu haben.

Und eine Tafel ist ausschließlich Helmut Schmidt gewidmet. Eingraviert ist der Staatsmann inklusive brennender Zigarette und dem Ausspruch: „Ich mache weiter, bis der Liebe Gott sagt: Jetzt ist Schluss.“ 72 Hamburgern war es eine Ehre, jeweils 300 Euro für den guten Zweck zu investieren – und namentlich darunter zu stehen.

Platz für rund 150 weitere Tafeln

Während eines Festakts am vergangenen Donnerstag mit rund 200 Gästen und Unterstützern wurden die Tafeln mit den Nummern 196 bis 198 mit insgesamt 180 Gravuren sowie das Erinnerungsstück an Helmut Schmidt verlegt. „Die Menschen nutzen die Tafeln, um zu verewigen, was sie bewegt und sie am Michel gut aufgehoben wissen“, sagte Hauptpastor Röder an Ort und Stelle. „Es sind Erinnerungen an Schlüsselmomente des Lebens, an geliebte Menschen, die Liebe zur Heimatstadt Hamburg und zum Michel.“

„Die Aktion ist so erfolgreich, weil hier die Michel-Liebe der Hamburger einen sichtbaren Ort findet,“ fügte Haspa-Chef Harald Vogelsang hinzu. Sein Unternehmen finanziert die 200. Tafel mit den zehn je dreizeiligen Liebeserklärungen.

Doch damit ist längst nicht Schluss. Mit offizieller Genehmigung des Bezirksamts Mitte darf St. Michaelis neben dem 400 Quadratmeter großen Kirchplatz auch die zusätzlichen 560 Quadratmeter des Fußgängerbereichs nutzen. Somit ist künftig Platz für etwa 150 weitere Tafeln. Das reicht für Jahrzehnte...

Sie wollen mitmachen? Textvorschläge bitte bis 15. Juni 2019 per Mail an michel@abendblatt.de , per Post an Hamburger Abendblatt, Redaktion „Wettbewerb Liebeserklärung“, Großer Burstah 18 – 32, 20457 Hamburg, oder direkt in der Abendblatt-Geschäftsstelle am Großen Burstah abgeben.

Die Jury besteht aus Alexander Röder (Michel), Harald Volgelsang (Haspa), Isabella Vértes-Schütter (Intendantin Ernst Deutsch Theater) und Vivian Hecker (Leiterin Marketing & Events Abendblatt).

Mit Ihrer Unterschrift erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten (Name, Vorname, Emailadresse, Telefonnummer) an das Hamburger Abendblatt und die Stiftung St. Michaelis gegeben und von diesen verarbeitet werden. Darüber hinaus willigen Sie ein, dass ggf. Ihr Vor- und Nachname sowie der von Ihnen vorgelegte Text Verwendung finden bzw. veröffentlich werden auf den Michel-Tafeln und im Hamburger Abendblatt. Für den Fall, dass Ihre Daten keine Verwendung finden, weisen wir daraufhin, diese spätestens am 30. September 2019 zu löschen.