Hamburg. Ex-„Spiegel“-Feuilleton-Chef spricht von “Flut muslimischer Bodybuilder“. 200 Zuhörern stehen 900 Gegendemonstranten gegenüber.

Rund 200 Männer und Frauen haben sich am Montagabend erneut zur „Merkel muss weg“-Demons­tration auf dem Dag-Hammarskjöld-Platz am Dammtor-Bahnhof versammelt. In 100 Metern Entfernung skandierten nach Polizeiangaben etwa 900 Gegendemonstranten „Nazis raus“. Die Polizei war mit einem Großaufgebot, Wasserwerfern und der Reiterstaffel vor Ort, um Ausschreitungen zu verhindern. Der Straßenverkehr in der westlichen Innenstadt war mehr als zwei Stunden weitgehend lahmgelegt.

Die Organisatoren der „Merkel muss weg“-Demo hatten mit dem früheren „Spiegel“-Feuilleton-Chef und Ex-„Welt“-Autor Matthias Matussek ein prominentes Zugpferd als Redner aufgeboten. Und Matussek, der sich als „Journalist, Buchautor, Christ und – noch schlimmer – Katholik“ vorstellte, enttäuschte seine Zuhörer nicht. „Kanzlerin Merkel hat durchregiert wie eine Staatsratsvorsitzende durch Abnicken der Blockparteien, denn eine Opposition gab es ja nicht im Parlament“, sagte Matussek mit Blick auf die Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge 2015. Merkel habe den „Zustand des andauernden Verfassungsbruchs zu verantworten“, rief Matussek unter starkem Beifall.

Matussek bedient sich bei Seehofer

„Weiterhin fluten zwei Millionen muslimische Bodybuilder das Land“, sagte der Journalist und war damit schnell bei dem Thema, das neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Zentrum der Demonstrationen steht. „Der Islam gehört nicht zu Deutschland", rief Matussek und wählte damit exakt dieselben Worte wie der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) vor wenigen Tagen. "Wir wollen keine Islamisierung Deutschlands“, sagte Matussek. Das Abendland sei christlich geprägt. Das gelte auch für die Bereiche Wissenschaft, Entdeckungen und Erfindungen. „Von einer muslimischen Erfindergeneration habe ich noch gehört“, sagte Matussek und bemühte damit gängige Klischees. „Sie haben nichts erfunden, sondern gefunden, nämlich Öl. Von dem Geld kaufen sie Waffen, Regierungen und Kunst.“

Der Journalist ging mit seiner eigenen Zunft ins Gericht und konstatierte „das Versagen der Presse“ im Zuge der Berichterstattung über das Flüchtlingsthema. Matussek sprach von einem „kümmerlichen Haufen angepasster Kugelschreiberträger“, worauf die Zuhörer „Lügenpresse, Lügenpresse!“ skandierten und der Redner einstimmte.

Ausdrücklich wandte sich Matussek gegen den Hinweis von Polizei und Verfassungsschutz, unter den Demonstranten seien auch Rechtsextremisten und Neonazis. „Nazis raus! Nazis raus!“, riefen die Anti-Merkel-Demonstranten darauf hin und unterschieden sich darin in nichts von den Gegendemonstranten, die ebenfalls „Nazis raus!“ riefen. Nach knapp einer Stunde verließen die Teilnehmer, eskortiert von der Polizei, den Platz. Mehrere Hundert Gegendemonstranten zogen zum Rathaus, wo die AfD eine der ersten Anmelderinnen der „Anti-Merkel-Demo“ zur Diskussion eingeladen hatte.