Hamburg. Die Verhandlungen über den Neubau ziehen sich hin. Anwohner befürchten, dass der Investor von vereinbarten Punkten Abstand nehmen will.
Das Areal der ehemaligen Esso-Häuser auf St. Pauli liegt seit fast vier Jahren brach. Ein seelenloser Ort mitten im trubeligen Partyviertel. Doch der Geist der Esso-Häuser lebt weiter – zumindest wenn es nach einigen Anwohnern aus St. Pauli geht. Sie riefen am Dienstagabend zu einer spontanen Geisterstunde auf. In Kostümen und mit zahlreichen Plakaten demonstrierten sie auf dem Kiez: „Der Esso-Geist befiehlt: St. Pauli Code durchsetzen! Das Eckpunktepapier ist nicht verhandelbar!“
Hintergrund. Am Dienstag wurden auf St. Pauli die Verhandlungen zwischen Bayerischer Hausbau, Bezirk und PlanBude um den städtebaulichen Vertrag fortgeführt. Die "Geisterbeschwörer" befürchten, dass die Bayerische Hausbau als Investor von einigen bereits vereinbarten Punkten abweichen könnte, um ihre "Interessen einseitig durchzudrücken", wie es heißt.
Vertragsunterzeichnung verzögert sich
Dass hinter den Kulissen nicht alles rund läuft, deutete sich bereits im Herbst des vergangenen Jahres an. Denn eigentlich sollte der städtebauliche Vertrag zwischen Bezirk und Bayerischer Hausbau, der mit den Aktiven der PlanBude ausgearbeitet wird, noch im Herbst 2017 unterschrieben werden. In diesem sollen unter anderem die Details zur genauen Aufteilung und Nutzung der einzelnen Gebäudeteile, wie die Zahl der öffentlich geförderten Wohnungen und die Laufzeiten der Sozialbindung, festgeschrieben werden. Doch eine Vertragsunterzeichnung ist weiterhin nicht absehbar.
Noch immer verhandeln die Beteiligten über die Details für den Bau des sogenannten Paloma-Viertels auf dem ehemaligen Esso-Areal an der Reeperbahn. Genaue Details wollten die Verhandlungspartner mit Rücksicht auf die laufenden Gespräche bis zuletzt nicht bekannt geben. Ein Baubeginn, bislang für Herbst 2018 geplant, könnte sich somit um unbestimmte Zeit verschieben.
Die Pläne zur Bebauung des Geländes um Deutschlands einst wohl bekannteste Esso-Tankstelle waren anfangs heftig umstritten. In einem als vorbildlich geltenden Beteiligungsverfahren einigten sich Anwohner und die Bayerische Hausbau schließlich auf die nun vorliegenden Architektenpläne. Bislang ist geplant, dass dort rund 200 Wohnungen, Läden, ein Hotel sowie das sogenannte Subkultur-Cluster für Initiativen und Ideen aus dem Stadtteil entstehen soll. Auch der Musikclub Molotow und die Kneipe Kogge, die bislang an der Bernhard-Nocht-Straße liegt, sollen hier ihr neues Zuhause finden. "Der St. Pauli Code muss umgesetzt werden – ohne Wenn und Aber", forderten die "Geister" am Dienstagabend und schickten zugleich eine kleine Warnung in Richtung des Investors hinterher: "Sonst könnte es schon bald ziemlich gruselig werden auf St. Pauli.“