Hamburg. Investor präsentiert neue Visualisierung. Doch die Verhandlungen über die entscheidenden Details gestalten sich schwierig.

Der Name steht bereits seit Monaten fest, doch hinter den Kulissen wird weiter vehement um die Details für den Bau des sogenannten Paloma-Viertels auf dem ehemaligen Esso-Areal an der Reeperbahn gerungen. Eigentlich sollte der städtebauliche Vertrag zwischen Bezirk und Bayerischer Hausbau, der mit den Aktiven der PlanBude ausgearbeitet wird, noch im Herbst unterschrieben werden.

In diesem sollen die Details zur genauen Aufteilung und Nutzung der einzelnen Gebäudeteile, wie die Zahl der öffentlich geförderten Wohnungen und die Laufzeiten der Sozialbindung, festgeschrieben werden. Die Bayerische Hausbau als Investor soll sich zudem verpflichten, dass die ehemaligen Bewohner der Esso-Häuser zu ihren alten Mietkonditionen in die neuen Wohnungen einziehen können. Darüber hinaus soll auch festgeschrieben werden, dass die durchschnittliche Nettokaltmiete für insgesamt 2.500 Quadratmeter Gewerbeflächen im „Subkultur Cluster“ des neuen Gebäudekomplexes, das für stadtteilbezogene Nutzungen zur Verfügung steht, bei 10 und 15 Euro pro Quadratmeter liegt. „Es ist uns wichtig, dass unser neues Quartier auch von vielen Akteuren aus St. Pauli genutzt wird“ , sagte Bernhard Taubenberger, Sprecher der Bayerischen Hausbau, zuletzt. Auch bei den übrigen rund 11.400 Quadratmetern Gewerbefläche werde auf St. Pauli affine Konzepte geachtet.

"Entscheidende Fragen noch nicht entschieden"

Doch hinter den Kulissen herrscht in vielen Punkten offenbar Uneinigkeit zwischen den Beteiligten. "Bisher ist noch nichts schief gegangen. Aber die Bedingungen für eine Unterzeichnung des Vertrages durch den Bezirk sind derzeit noch nicht gegeben", sagt Margit Czenki, eine der Aktiven von PlanBude, die den Beteiligungsprozess für eine Neubebauung des Areals organisiert haben. Viele Details sind laut Czenki noch ungeklärt, entscheidende Fragen noch nicht entschieden.

Genaue Details wollen die Verhandlungspartner mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht bekannt geben. Wenn es nach Bernhard Taubenberger geht, soll der anvisierte Zeitplan jedoch eingehalten werden. "Die Planungen sind noch nicht ganz am Ende, aber schon relativ weit", so Taubenberger am Sonnabend. Derzeit sei man noch dabei, das Wettbewerbsergebnis der Architekten noch einmal zu überarbeiten, um Anforderungen wie Fluchtwege oder Brandschutzvorgaben umzusetzen. Ebenfalls Gegenstand der aktuellen Verhandlungen seien die Ergebnisse aus dem Beteiligungsprozess von PlanBude. "Wir besprechen gemeinsam, was und in welcher Intensität wir davon erfüllen können", so Taubenberger. "Wir gehen davon aus, dass wir den städtebaulichen Vertrag noch in diesem Jahr unterzeichnen können."

Davon ist auch Falko Droßmann (SPD), Bezirksamtsleiter in Hamburg-Mitte, überzeugt. Er fordert die Beteiligten auf, weiter konstruktiv an einer Lösung der noch offenen Punkte zu arbeiten. "Es gibt noch eine ganze Menge unbeantworteter Detailfragen. Aber wenn beide Seiten sich noch einen Zentimeter aufeinander zu bewegen, bin ich sehr zuversichtlich." Im Anschluss an den städtebaulichen Vertrag soll dann das Bebauungsplanverfahren starten. Der Baubeginn ist nach Erteilung der Baugenehmigung im Herbst 2018 geplant. Die Fertigstellung bis Ende 2020.

Investor präsentiert neue Visualisierung

Um die Wartezeit etwas zu überbrücken, stellte die Bayerische Hausbau am Sonnabend schon einmal eine neue Visualisierung des Paloma-Viertels vor. Der Betrachter blickt dabei von der gegenüberliegenden Straße der Reeperbahn auf die Frontseite des Gebäudeskomplexes, dessen Fassade noch mit Phantasienamen geschmückt ist. Fest steht bislang nur, dass dort rund 200 Wohnungen, Läden, ein Hotel sowie das sogenannte "Subkultur-Cluster" für Initiativen und Ideen aus dem Stadtteil entstehen soll. Auch der Musikclub Molotow und die Kneipe Kogge, die bislang an der Bernhard-Nocht-Straße liegt, sollen hier nach Angaben des Investors ihr neues Zuhause finden.

Die Pläne zur Bebauung des Geländes um Deutschlands einst wohl bekannteste Esso-Tankstelle waren anfangs heftig umstritten. In einem jahrelangen Beteiligungsverfahren einigten sich Anwohner und die Bayerische Hausbau schließlich auf die nun vorliegenden Architektenpläne. Bezirksamtsleiter Falko Droßmann lobte die vorliegende Visualisierung am Wochenende als "den in Stein gewordenen St.-Pauli-Code". "Das ist tausend Mal besser als jede lieblose Glasfassade, von denen wir leider schon zu viele haben, unverwechselbar und originell. Das passt dazu, wie sich St. Pauli versteht."