Hamburg. Sechs Jahre versperrten Gerüste die Sicht auf den Turm von St. Nikolai. Das Mahnmal in Hamburg hielt lange einen Weltrekord.

Fast 70 Jahre war sie eine Ruine aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Mahnmal, ja, aber eines in bedauerlichem Zustand. Sechs Jahre lang war der Turm der Nikolaikirche in der Hamburger Innenstadt von Baugerüsten umgeben, weil er saniert wurde. Bereits im August war das Ende der Bauarbeiten angekündigt worden – nun ist es endlich so weit.

Wie das Bezirksamt Mitte dem Abendblatt mitteilte, konnten sowohl der Zeit- als auch der Kostenplan voll eingehalten werden: Seit 2011 wurde an der Sanierung gearbeitet, die Fertigstellung war für Ende 2017 angekündigt. Dabei sind Kosten in Höhe von 14,2 Millionen Euro entstanden. Davon trägt der Bund 6,8 Millionen, die Stadt Hamburg 7,4 Millionen Euro.

Die Nikolaikirche in Hamburg ohne Gerüst
Die Nikolaikirche in Hamburg ohne Gerüst © ryb

Derzeit finden noch kleinere Endarbeiten statt. Die Sicht auf die Nikolaikirche ist jedoch uneingeschränkt möglich. Dadurch ergibt sich ein (ungewohntes) neues Hamburg-Panorama.

Nikolaikirche hielt Weltrekord

Die Gerüstteile an dem 147 Meter hohen Turm wurden etagenweise demontiert. Bis in die 1870-er Jahre war die Nikolaikirche das höchste Gebäude der Welt. Inzwischen gehört der Turm immer noch zu den fünf höchsten Kirchtürmen der Welt. Steinmetze und Maurer verwendeten unter anderem Oberkirchner Sandstein aus Niedersachsen, der als "Mercedes" unter den Sandsteinen gilt.

Das Ergebnis soll gefeiert werden: "Ende Januar ist eine Feier mit allen am Bau Beteiligten geplant", so Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirksamts Mitte.

Steine aus der Fassade fielen auf die Willy-Brandt-Straße

Vor sechs Jahren hatten sich Steine aus der Fassade gelöst und waren auf den Gehweg an der Willy-Brandt-Straße gefallen. Im Herbst 2014 wurde damit begonnen, beschädigte Steine durch neue Sandstein-Vierungen (Ersatzstücke) auszutauschen und defekte Fugen zu erneuern. Eisenteile wurden mit einem Korrosionsschutz versehen und das Turmkreuz neu vergoldet.

Lange Zeit war der Turm der Nikolaikirche von einem Baugerüst umgeben
Lange Zeit war der Turm der Nikolaikirche von einem Baugerüst umgeben © imago/CHROMORANGE

Warum die Sanierung so lange dauerte

Die alltäglichen Reparaturen am Stein waren eine große Herausforderung: 30 Kilometer Fugen mussten in Handarbeit mit speziellem Mörtel erneuert werden, um Wind und Wetter standhalten zu können. Außerdem mussten 12.000 Vierungen ausgearbeitet, vermessen, nach dem Vorbild angefertigt und schließlich eingebaut werden. Darüber hinaus wurden über 10.000 Ziegel ausgetauscht.

Auch die Vergoldung der Turmspitze sei schwierig gewesen: „Ganz oben wurde von den Gerüstbauern zwei Wochen lang jeden Tag aus Stangen und Planen ein ,Zimmer‘ hergestellt.“ Dorthin kletterten dann über Leitern zwei schwindelfreie Vergolderinnen, um das feine Blattgold aufzubringen. „Ohne diese Konstruktion wäre es in alle Winde verteilt worden“, sagt Alk Friedrichsen, Architekt und Denkmalpfleger.

In den nächsten 20 bis 25 Jahren seien erst einmal keine erneuten Investitionen geplant. Zukünftig müsse jedoch sichergestellt werden, dass kleinere Schäden rechtzeitig erkannt werden.