Hamburg. Wegen der Elbphilharmonie müssen sich Schiffe für Brückenöffnung tagelang vorher anmelden. Neuer Anleger mit weniger Problemen.
Wer in diesen Tagen auf den Traditionsschiffhafen in der HafenCity blickt, sieht nur wenige Windjammer mit Masten. Auch regen Schiffsverkehr vermisst man hier. Stattdessen verkündete die Stiftung Hamburg Maritim vor einem Tag den Neubau einer Ponton-Anlage am Hafenmuseum am Kleinen Grasbrook für Traditionsschiffe. 900.000 Euro kostet das Projekt, das von den norddeutschen Bundesländern zur Hälfte gefördert wird, weil es dort ab Herbst einen festen Anlaufpunkt für solche historischen Schiffe aus der gesamten Region geben soll.
Die 2001 von der Handelskammer initiierte Stiftung betreibt aber auch den Traditionsschiffhafen in der HafenCity. Erst vor zehn Jahren war das historische Hafenbecken in dem heute modernen Stadtteil für 14 Millionen Euro angelegt worden. Es sollte ein „lebendiger Museumshafen“ werden, versprachen seinerzeit alle Beteiligten. Doch der neue Anleger lässt daran nun Zweifel aufkommen: Denn nicht nur historische Besucherschiffe aus der Region, sondern auch Schiffe der Stiftung wie der Lotsenschoner „Nr.5 Elbe“ werden dort wohl einen neuen Standort bekommen – zumindest im Sommer.
Solche Traditionsschiffe finanzieren sich meist mit Gästefahrten, zu denen die ehrenamtlichen Crews tageweise auslaufen. Doch das sei in der HafenCity immer schwieriger geworden, heißt es etwa an Bord des Lotsenschoners, wo man über den neuen Heimathafen heilfroh ist. Aus gutem Grund: Seit Eröffnung der Elbphilharmonie macht die Klappbrücke zum Traditionsschiffhafen nur auf Anforderung und per Fernsteuerung auf. Und das auch nur, wenn sich eine Besatzung sieben Tage vorher anmeldet! Ein normaler Betrieb mit Gästen sei so kaum möglich, heißt es bei der Schoner-Crew. Und ihr Urteil zur Zukunft des Hafens in der HafenCity: „Das ist doch bald eine tote Kiste, wenn sich da nix ändert.“
In der HafenCity gibt es immer wieder Beschwerden
Ganz so hart will die Stiftung die Entwicklung nicht kommentieren. Die Öffnungsregelung sei „schwierig“, sagt Sprecher Julian Matzner. Man sei aber mit den Behörden im Gespräch, um bessere Öffnungszeiten zu erhalten. Und kleinere Boote und Barkassen könnten auch ohne geöffnete Brücke hinein.
Wird der Traditionsschiffhafen nur ein Hafen für Dauerlieger und kleine Boote? Eine Art „Zoo für ausgestopfte Tiere“ und kein lebendiger Hafen mit ankommenden und abfahrenden Schiffen mehr? Tatsächlich gab es von Beginn an schon Einschränkungen. Die historischen Dampfschiffe etwa durften ihre Kessel dort nicht mehr anheizen, weil der Qualm zu einer Belästigung der neuen Anwohner führen könnte. Später häuften sich auch Lärmbeschwerden. Denn auf alten Schiffe muss ständig repariert werden.
Am Bremer Kai könnte auch das nationale Hafenmuseum entstehen
Am neuen Traditionsschiffanleger am Bremer Kai dürfte es damit keine Probleme mehr geben. Das Areal liegt zwar in Sichtweite der HafenCity – aber eben noch immer mitten im Hafen. Auch der historische Frachter „Bleichen“ wird hier seit Jahren Stück für Stück restauriert. Hier könnte bald das neue nationale Hafenmuseum entstehen, das in Hamburg gebaut werden soll und eine deutliche Vergrößerung des jetzigen Hafenmuseums bedeuten würde.
Wahrzeichen des neuen Museums soll der legendäre Viermaster „Peking“ werden, der noch in New York liegt, in Kürze aber zurück zur Restaurierung an die Elbe gebracht werden soll. Zuletzt hatten sich vier Werften um den interessanten Millionenauftrag beworben: Doch jetzt wird wohl die Peters Werft im schleswig-holsteinischen Wewelsfleth den Auftrag zur Restaurierung des Windjammers „Peking“ bekommen, wie die Stiftung am Freitag informierte. Auch Blohm+Voss hatte sich beworben, das Angebot von dem Unternehmen an der Stör war aber günstiger.
Der 1911 bei Blohm+Voss gebaute Viermaster liegt seit Jahren schon als Museumsschiff am Pier in New York und verfiel zusehends. 120 Millionen Euro hat der Bund nun für den Aufbau des Museums bewilligt, 26 Millionen davon sind für die Restaurierung der „Peking“ vorgesehen. Voraussichtlich am 5. Juli soll der mehr als 100 Meter lange Windjammer nun an Bord eines so genannten Dockschiffs nach Deutschland und dort eben an die Stör gebracht werden. Rund zwölf Tage braucht ein solches Spezialschiff für diese Reise.