Hamburg. Acht Jahre lang war der Fotograf Gregor Schläger immer wieder im Herzstück der Stadt unterwegs.
Die Kerndaten sind schnell aufgezählt: 320 Liegeplätze gibt es im drittgrößten Seehafen Europas, 43 Kilometer Kaimauern und Zigtausende Jobs: Der Hamburger Hafen ist zunächst einmal ein riesiges Industriegebiet, das gut ein Zehntel der Stadtfläche ausmacht. Und doch fasziniert er unglaublich viele Menschen auf eine ganz andere Weise, wie die mehr als eine Million Besucher regelmäßig zeigen, die wohl auch am kommenden Wochenende wieder zum Hafengeburtstags kommen werden. Windjammer, Kreuzfahrtschiffe, Seefahrromantik – das sind die Dinge, die dieses Volksfest dann vor allem prägen.
Den Magazin-Fotografen Gregor Schläger interessiert jedoch eine ganz andere Seite des Hafens. „Ich suche nicht die Romantik“, sagt er. Die Welt der Malocher – das ist es, was Schläger vor allem interessiert und was auch immer wieder Thema seiner Arbeiten ist.
Angefangen hatte alles mit einem Reportageauftrag für das Nachrichtenmagazin „Focus“ vor achten Jahren. Schläger lernte den anderen Teil jenseits der Glitzerfassade an den Landungsbrücken kennen. Und viele Menschen, die hier teilweise trotz aller Automatisierung noch immer hart arbeiten. In den Werfen etwa, wo auch im November bei Schneeregen weiter draußen geschweißt wird: oder bei Eisgang auf den Schuten und Barkassen. Und auch an den modernen Containerterminals, die längst das Bild des Hafens beherrschen. 98 Prozent aller Waren werden heute in diesen Metallboxen umgeschlagen.
Pulsierendes Wirtschaftsherz
Auch lange nach Ende des Reportageauftrags ging der Fotograf immer wieder hinein in dieses pulsierende Wirtschaftsherz der Stadt, von dem immerhin gut elf Prozent ihrer Arbeitsplätze abhängig sind. Ganz ohne Auftrag fotografierte Schläger weiter, lernte viele Menschen kennen – und sie ihn. Er durfte mitten in der Nacht auf Schleppern mitfahren, begleitet die Arbeiter in die hintersten Winkel der Docks.
Heraus gekommen ist ein Bildband mit beeindruckenden Fotos aus einem Malocher-Hafen – der trotzdem immer noch eine romantische Seite hat. Und darin liegt wohl auch der Kern der Faszination. Egal, ob für Fotograf oder Festbesucher.