Der erste Angehörige der Kommission der Kulturbehörde sagt: „Das ist keine Kunst, sondern reine Provokation“.
Die geplante „Vergoldung der Veddel“, für die die Kunstkommission der Kulturbehörde dem Künstler Boran Burchhardt mehr als 85.600 Euro bewilligt hat, sorgt weiter für Wirbel. Zum ersten Mal kritisiert jetzt ein Angehöriger der Kommission selbst die Entscheidung: „Ich bin entsetzt, dass die Mitglieder der Kulturkommission dieser Vergoldung eines Saga-Hauses zugestimmt haben. Das ist keine Kunst, sondern reine Provokation“, sagte Jens Homann dem Abendblatt. Der 73-Jährige ist seit einem Jahr stellvertretendes Mitglied der Kommission.
Schon während der Sitzung der Kommission am 7. Oktober, bei der der Antrag von Burchhardt mit acht Jastimmen und zwei Enthaltungen beschlossen wurde, hatte Homann seine Bedenken geäußert. Und zwar noch vor der Abstimmung, an der er als stellvertretendes Mitglied nicht teilnehmen durfte; er hatte nur Rederecht. Homann: „Ich habe deutlich gemacht, dass die Kommission durch diese Entscheidung in Erklärungsnot geraten wird.“
Wie berichtet, will Burchhardt sein Projekt im März 2017 beginnen. Die Fassade eines Mehrfamilienhauses an der Veddeler Brückenstraße soll auf einer Fläche von rund 300 Quadratmetern mit „23,5 Karat Doppelrollen-Gold“ versehen werden. Das Abendblatt hatte über das Vorhaben berichtet – und die Politik parteiübergreifend mit Kritik auf die Entscheidung der Kunstkommission reagiert. Auch deshalb, weil der Künstler selber der Kommission angehört. Die CDU und der Bund der Steuerzahler forderten, die Vergoldung zu stoppen.
Homann sagt: „Eine vergoldete Wand ist per se kein Kunstwerk. Wenn zum Beispiel ein Millionär die Dachpfannen seiner Villa vergolden möchte, dann ist das seine Sache. Aber wenn es sich dabei um die Wand eines Hauses eines städtischen Wohnungsbauunternehmens handelt und das die Steuerzahler bezahlen sollen, ist das nicht zu akzeptieren.“
Unterdessen verteidigt Architekt Christoph Winkler (SEHW Architekten), der ebenfalls Mitglied der Kommission ist, die Entscheidung: „Dass über die Vergoldung der Veddel so kontrovers diskutiert wird, finde ich positiv. Allerdings kann ich die Kritik der Politik und vom Bund der Steuerzahler nicht nachvollziehen, dass die Mittel nicht für soziale Projekte verwendet werden.
Denn die Kommission entscheidet über Zuwendungen aus dem Etat der Kulturbehörde für Kunst im öffentlichen Raum.“ Auch die Summe von rund 85.600 Euro sei angemessen. Dass auf der Veddel eine Fassade vergoldet werden soll, „sei das spannende an diesem Projekt. Ein solches Kunstwerk in einem sozial schwächeren Viertel zu platzieren wird ein Gewinn für den Stadtteil sein.“
Es sei laut Winkler kein Problem, dass Burchhardt selbst Mitglied der Kommission sei: „Es ist völlig legitim, dass auch Projekte von Künstlern gefördert werden können, die der heterogen besetzten Kommission angehören. Das hat nichts mit Mauschelei zu tun, denn schließlich werden alle Vorhaben vorher eingehend geprüft und sehr kontrovers diskutiert, ohne Beteiligung des jeweiligen Antagstellers.“