Hamburg. Mehr als 300 Festnahmen in der Sternschanze, in St. Georg und auf St. Pauli. Doch die Dealer sind weiterhin aktiv.
Die Polizei verbucht Erfolge im groß angelegten Kampf gegen den Drogenhandel: Seit April wurden bei 230 Einsätzen in der Sternschanze, auf St. Pauli und in St. Georg mehr als 315 mutmaßliche Dealer und Käufer festgenommen. Die Beamten stellten größere Mengen Marihuana, Kokain und Heroin sicher und stellten 2000 Strafanzeigen. „Die Szene reagiert mit Verunsicherung“, sagt Enno Treumann, Leiter der zuständigen „Task Force“ dem Abendblatt.
Knapp 10.000 Personen überprüft
Die Polizei ist seit Frühjahr verstärkt an Brennpunkten wie dem Florapark und der Balduintreppe präsent. Dort verkaufen Gruppen von Dealern seit Jahren Rauschgift, es gibt massive Beschwerden der Anwohner. Insgesamt wurden bislang 4500 uniformierte Polizisten und Zivilfahnder eingesetzt. „Ziel ist es, die Wahrnehmbarkeit der Drogenkriminalität zu reduzieren und das Sicherheitsgefühl der Anwohner zu stärken“, sagt Enno Treumann.
Bei den Einsätzen wurden knapp 10.000 Personen überprüft. Die Beamten erteilten 4000 Platzverweise und Aufenthaltsverbote. Die Dealer agieren arbeitsteilig, lagern die Drogen in Verstecken, der Handel ist schwer nachzuweisen. Mehr als 70 mutmaßliche Dealer wurden einem Haftrichter zugeführt, gegen 60 Haftbefehl erlassen. Bei den Tätern handelt es sich überwiegend um Afrikaner.
Weiterhin täglich bis zu 90 Dealer aktiv
Aus Teilen der Opposition und linken Szene gibt es massive Kritik an der Arbeit der „Task Force“. Die Kontrollen träfen unbescholtene Schwarzafrikaner und seien „rassistisch“. Nach einem Großeinsatz im Juli demonstrierten bis zu 750 Personen vor der Davidwache, weitere vor dem Wohnhaus von Innensenator Andy Grote (SPD) auf St. Pauli.
Trotz der Einsätze sind weiterhin täglich bis zu 90 Dealer in St. Georg, Sternschanze und auf St. Pauli aktiv. Hilfsstellen wie das Stay Alive in Altona beobachten den offenen Drogenhandel mit Sorge. 2015 starben in Hamburg 59 Menschen durch oder infolge von Drogenkonsum, oft an Vergiftungen mit Heroin und anderen Opiaten.
„Task Force“ bleibt auf unbestimmte Zeit bestehen
Infolge der Großeinsätze gebe es laut Polizei an einigen Brennpunkten nun eine rückläufige Tendenz. „Die Rückmeldungen von Gewerbetreibenden und Anwohnern sind positiv, die Beschwerden gehen zurück“, sagt Enno Treumann. Die Dealer würden sich nie vollständig vertreiben lassen. Die „Task Force“ bleibt auf unbestimmte Zeit bestehen. „Für einen nachhaltigen Erfolg benötigen wir einen langen Atem, das ist uns bewusst“, so Treumann.