Hamburg/Berlin. Innensenator Andy Grote lobt Leistung der Polizei. Demonstranten kritisieren “brutalen Einsatz“. 14 Polizisten verletzt.

Wasserwerfer in Hamburg, Ruhe in Berlin: Während der 1. Mai in der Hauptstadt weitgehend friedlich verlaufen ist, kam es in Hamburg nach dem Ende einer Demonstration zu Attacken auf Polizeibeamte. Innensenator Andy Grote fand jedoch lobende Worte. "Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung und dem Einsatz der Polizei", sagte er. Sie sei gut aufgestellt gewesen.

Jedoch sprach Grote am Montag auch von "denselben sinnleeren Gewaltritualen wie in den Vorjahren". Der Innensenator zeigte sich erschüttert über die schon vor der Demonstration festgenommenen Jugendlichen, die an Spraydosen geklebte "Polenböller" bei sich hatten. Grote: "Wenn die auf Augenhöhe detonieren, dann ist der Kopf nicht mehr da. Da fragt man sich schon, was in solchen Jugendlichen vorgeht." Die Polizei hatte die jungen Leute bereits vor Beginn der Demonstration festgenommen. Für einen sicheren Abtransport der Böller, die sie bei sich hatten, mussten die Entschärfer der Polizei anrücken.

Das passierte bis Sonntagabend

In einer vorläufigen Zwischenbilanz sprach die Hamburger Polizei am Montag von 20 vorläufigen Festnahmen und 21 Ingewahrsamnahmen. Ein Polizeisprecher sprach zwar von einer "sehr aggressiven Demonstration". Es habe jedoch weniger Auseinandersetzungen und Festnahmen als im Vorjahr gegeben. Nach Angaben einer Sprecherin wurden 14 Polizisten leicht verletzt. "Drei mussten in Krankenhäusern ambulant behandelt werden", sagte sie.

Die "Revolutionäre Linke", die die Demonstration angemeldet hatte, gab noch in der Nacht zu Montag eine Mitteilung heraus, in der sie der Darstellung widersprach, die Aktion habe wegen der von den Protestierenden ausgehenden Gewalt aufgelöst werden müssen. "Es stimmt nicht, dass die Demonstration aufgrund von Flaschen- und Böllerwürfen aufgelöst werden musste. Flaschen wurden erst nach Beginn der Prügel-Attacke geworfen, und man hätte hier problemlos deeskalieren können", sagte Sprecher Maik Wehner. Die Polizei habe den Organisatoren jedoch keine Möglichkeit zur Deeskalation oder Vermittlung geboten. Man verurteile den "brutalen Polizeieinsatz".

Die „Revolutionäre 1. Mai-Demonstration“ wurde mit Wasserwerfern aufgelöst. Mehr als 1650 Polizisten waren im Einsatz.

Ein Polizist soll durch einen Flaschenwurf eine Schnittwunde am Bein erlitten haben. "Schade. Wir hatten auf einen friedlichen Verlauf der Demo gehofft", twitterte die Polizei zum Abschluss.

So verlief der Sonnabend

Wie viele Demonstrationsteilnehmer in Hamburg verletzt wurden, stand zunächst nicht fest. Nach Angaben der Polizei rückte die Feuerwehr zu neun Rettungseinsätzen aus. Ein Demonstrant lag längere Zeit bewusstlos vor einer Pizzeria an der Ecke Schulterblatt/Juliusstraße, bis ein Notarztwagen kam.

Abendblatt.de hält Sie auch nach dem 1. Mai über die Ereignisse rund um die Demos auf dem Laufenden:

Müllcontainer brennen, Autos beschädigt

Sechs Gewahrsamnahmen gab es schon vor der Hamburger Demo unter dem Motto "Klasse gegen Klasse - Heraus zum revolutionären 1. Mai!". Dabei wurde bei den mutmaßlichen Versammlungsteilnehmern in der Ehrenbergstraße Pyrotechnik sichergestellt.

Nach der vorzeitigen Auflösung des Demonstrationszuges an der Fruchtallee kam es rund um die Langenfelder Straße zu Sachbeschädigungen. Dort wurden unter anderem eine Mobiltoilette sowie Müllcontainer in Brand gesetzt und Autos beschädigt. Am Schulterblatt wurden Polizisten mit Flaschen beworfen.

6200 Polizisten bei Berliner Demos

In Berlin verliefen die Demonstrationen und Feiern zum 1. Mai hingegen weitgehend friedlich - zu Ausschreitungen kam es nur vereinzelt. Am Sonntagabend lobte Innensenator Frank Henkel (CDU) das Vorgehen der Einsatzkräfte bei der „Revolutionären 1. Mai Demonstration“ in Kreuzberg. „Kein Verständnis habe ich für das Verhalten einzelner Gewalttäter nach Ende der Demo“, sagte Henkel. Die Polizei sei entschlossen eingeschritten und habe die Lage schnell beruhigt.

Rund um den 1. Mai waren in Berlin etwa 6200 Polizisten im Einsatz. Die Hauptstadt-Polizei setzte auch in diesem Jahr auf eine Doppelstrategie aus Gesprächen und hartem Durchgreifen bei Gewalt.