Hamburg. Nach einer weitgehend friedlichen Demo zum 1. Mai gab es doch Randale im Schanzenviertel.

Nach einem weitgehend friedlichen Protestzug am Vorabend des 1. Mai ist es am späten Sonnabend am S-Bahnhof Sternschanze zu Zusammenstößen zwischen Polizei und teils vermummten Randalierern gekommen. Nach Angaben der Polizei wurden Beamte mit Flaschen und Böllern beworfen. Zudem richtete die Polizei Straßensperrungen im Schanzenviertel ein.

Die Polizei hat im Vorfeld bereits mit Krawall nach dem Ende der offiziellen Kundgebungen gerechnet. „Da, wo es erforderlich ist, wird die Polizei konsequent vorgehen“, kündigte Polizeisprecher Timo Zill an. In den vergangenen Jahren war es im Schanzenviertel zu teils massiven Ausschreitungen in der Nacht zum 1. Mai gekommen.

Von Sonnabendnachmittag bis zum Abend zogen rund 1800 Demonstranten unter dem Motto „Breite Solidarität gegen Rassismus und Repression“ vom Schanzenviertel nach St. Pauli. Dort sammelten sie sich am Park Fiction neben dem Golden Pudel Club, der im Februar durch ein Feuer beschädigt worden war, zu einer Abschlusskundgebung. Die Demonstranten forderten den Wiederaufbau des Szenelokals. Auf Transparenten hieß es: „Burn to be alive“.

Kurz nach dem Start war der Marsch zunächst von der Polizei gestoppt worden, weil mehrere Dutzend Teilnehmer sich vermummt hatten, einige Demonstranten Pyrotechnik zündeten und Böller warfen. Die Teilnehmer der Demo setzten sich größtenteils aus Anhängern der linken Szene zusammen, rund 150 Linksextreme hatten sich angeschlossen. Die Demonstranten zogen auf ihrem Weg zum Hafen auch durch die Straße, in der Innensenator Andy Grote (SPD) wohnt, und skandierten ironische Grußworte.

Bundeswehr-Pkw in Brand gesetzt

Unbekannte haben zudem an der Bernhard-Nocht-Straße einen Pkw der Bundeswehr in Brand gesetzt. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen. Mit Krawall wird von Seiten der Polizei nach dem Ende des „offiziellen Teils“ im Schanzenviertel gerechnet.

Die Polizei hatte die Bartelsstraße, Schanzenstraße, Budapester Straße und Stresemannstraße rund um das Schanzenviertel für den Verkehr gesperrt. Auch die Reeperbahn war teilweise nicht befahrbar. Die Abschlusskundgebung hatte am Park Fiction auf St. Pauli stattgefunden und ist gegen 20.30 Uhr beendet worden.

Am S-Bahnhof Sternschanze fand ein kostenfreies HipHop-Open Air unter dem Motto „Klassenfest gegen Staat und Kapital“ statt. Zhlreiche Künstler wie Disarstar oder BOZ traten auf. Die Polizei zählte gegen 21.50 Uhr rund 1350 Teilnehmer.

Auswärtige Polizeikräfte angefordert

Die Polizei wird auch am 1. Mai mit einem Großaufgebot vor Ort sein. Neben der kompletten Bereitschaftspolizei werden auch die Alarmhundertschaften mit Beamten von den Hamburger Polizeiwachen eingesetzt. Darüber hinaus sind auswärtige Kräfte angefordert. Der Einsatz wird aus dem Polizeipräsidium von dem großen Stab aus geführt. Die Bundespolizei wird verstärkt an den Bahnhöfen im Einsatz sein.

Während die Ladenbesitzer ihre Geschäfte verbarrikadieren, warten Teilnehmer auf den Beginn des Protestzugs
Während die Ladenbesitzer ihre Geschäfte verbarrikadieren, warten Teilnehmer auf den Beginn des Protestzugs © dpa | Bodo Marks

In der Schanze rüstete man sich schon früh für die kommende Nacht. Zahlreiche Restaurantbetreiber und Gewerbetreibende verbarrikadierten am Sonnabend vorsorglich ihre Fensterscheiben mit Spanholzplatten. Die Polizei war bereits am Nachmittag mit zahlreichen Kräften im Einsatz.

Der Carsharing-Anbieter Car2go hat zudem eine Sperrzone für seine Leihwagen rund um das Schanzenviertel eingerichtet. In der Vergangenheit war es wiederholt zu Brandanschlägen auf Autos des Unternehmens gekommen. Betroffen ist der Bereich zwischen Glacischaussee und Karolinenstraße bis zur Schöderstiftstraße im Norden und der Max-Brauer-Allee in Altona. Auch im nördlichen Bereich von St. Pauli können Kunden keine Fahrzeuge mehr abstellen.

Böller-, Stein- und Flaschenwürfe im vergangenen Jahr

Am Sonntag haben der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB zu seiner traditionellen Demonstrationen zum Tag der Arbeit und die linke Szene zur revolutionären 1. Mai-Demonstration aufgerufen. Die Demonstration unter dem Motto „Klasse gegen Kasse - heraus zum 1. Mai!“ startet um 18 Uhr am Bahnhof Altona.

Die Polizei geht dabei von 1000 bis 1500 Demonstranten auch aus der linksextremistischen Szene aus. Im Vorjahr gab es einzelne Scharmützel, doch blieben die Ausschreitungen unter dem Niveau früherer Jahre. Insgesamt gab es nach Polizeiangaben 18 Festnahmen. 34 Polizisten wurden verletzt, als die Beamten zwei sogenannte revolutionäre Kundgebungen mit insgesamt 2200 Teilnehmern nach Böller-, Stein- und Flaschenwürfen auflöste.

Ob es diesmal zu schwereren Ausschreitungen kommt, hängt nach Angaben der Polizei auch davon ab, ob die bundesweit mobilisierte linke Szene nach Hamburg kommt oder doch nach Berlin fährt, wo bei der revolutionären 1. Mai-Demo etwa 20.000 Teilnehmer erwartet werden. Bislang geht die Polizei davon aus, dass die Demonstranten in der Hansestadt vornehmlich aus dem Hamburger Umfeld kommen.

Olaf Scholz bei traditioneller DGB-Demonstration

Der DGB erwartet am Sonntag bei seiner traditionellen 1. Mai-Demonstration mehrere Tausend Teilnehmer. Unter dem Motto „Zeit für mehr Solidarität“ wollen die Gewerkschafter - begleitet von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) - um 11.00 Uhr von der S-Bahnstation Hasselbrook zum Museum der Arbeit im Stadtteil Barmbek ziehen. Dort ist um 12.00 Uhr eine Abschlusskundgebung unter anderem mit Hamburgs DGB-Chefin Katja Karger und Annelie Buntenbach vom DBG-Bundesvorstand geplant. Weitere DGB-Demonstrationen sind in Harburg und Bergedorf vorgesehen. Im Vorjahr gingen nach DGB-Angaben in Hamburg mehr als 6000 Menschen auf die Straße.