Hamburg. Architektenwettbewerb für Baakenhafen ist abgeschlossen. Genossenschaften, Baugemeinschaften und Sozialverbände bauen hier.
Vor etwa sieben Jahren tat sich Peter Kurz mit einigen Mitstreitern zusammen, um eine Idee zu verwirklichen: Sie wollten ein neues großes Wohnhaus selbst bauen, in Eigenregie ohne Rendite-Aufschlag von irgendwelchen Investoren, möglichst nahe bei ihren Jobs im Zentrum ihrer Stadt, möglichst in der HafenCity und das auch noch in Holzbauweise. Zehn Jahre später können der Betriebswirt und die anderen Mitglieder der Baugemeinschaft „Tor zur Welt“ diesen Traum wohl verwirklichen. Voraussichtlich 2019 wird ihr Haus mit 40 Wohnungen fertig sein, ganz nahe an der Elbe, mitten in der HafenCity im östlichen Baakenhafenquartier.
Es wird Teil von drei größeren Wohnblocks sein, für die am Dienstag Oberbaudirektor Jörn Walter das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs vorgestellt hat: Die Häuser werden zum Teil direkt in Wasserlage an der Norderelbe gebaut und das Gesicht der Stadt künftig prägen, wie Walter sagte. Und es wird ein vielfältiger Mix unterschiedlicher Bauherren, Architekten und Konzepte sein, die hier zusammenkommen. Von „einer Stadt für alle“, spricht die städtische HafenCity GmbH, die die Grundstücke dazu nun vergeben hat: Insgesamt sechs Baugenossenschaften, verschiedene soziale Träger und auch Baugemeinschaften werden auf den drei Grundstücken vom nächsten Jahr an insgesamt 361 Wohnungen bauen. 170 davon werden geförderte Wohnungen sein mit Kalt-Mietpreisen von 6,30 Euro pro Quadratmeter im ersten Förderweg und 8,20 Euro im zweiten. Es sind zwar nicht die ersten Sozialwohnungen in der HafenCity, aber im Baakenhafen wird der geförderte Wohnungsbau eben eine weit größere Rolle spielen als bisher. Ein Drittel der insgesamt dort geplanten 1800 Wohnungen sollen staatlich subventioniert werden, um günstige Mieten zu realisieren.
Die Gewinner der Architekturwettbewerbs Quartier Baakenhafen
Auch die Mietpreise der frei finanzierten Wohnungen dürften bei den jetzt vorgestellten Wohnbauten deutlich unter dem üblichen HafenCity-Niveau liegen. Sie werden nach Angaben des Bauvereins der Elbgemeinden (BVE) zwischen elf und 14,50 Euro pro Quadratmeter liegen. Gängig sind in dem neuen Stadtteil sonst Kaltmieten von 16 bis 18 Euro. Geplant sind dort zudem Wohnkonzepte für ganz unterschiedliche Bedürfnisse, etwa Wohnungen speziell für Senioren, behinderte oder auch kranke Menschen.
Zu den sozialen Trägern, die dort Wohnungen anbieten, gehört beispielsweise die gemeinnützige Hamburg Leuchtfeuer GmbH, die ein Wohnprojekt für jüngere, unheilbar Kranke plant, etwa für Menschen mit multipler Sklerose oder Aids. Die Alsterdorfer Assistenz hingegen will dort ein Wohnprojekt für geistig behinderte Menschen realisieren.
Beteiligt an den jetzt vorgestellten Wohnblöcken sind zudem vier Baugemeinschaften, die teils mit den Baugenossenschaften als professionelle Partner kooperieren. Die Baugemeinschaft „Tor zur Welt“ von Peter Kurz baut allerdings weitgehend in Eigeninitiative. Sie wird dort das erste größere Hamburger Wohnhaus in Holzbauweise errichten, das immerhin acht Geschosse umfasst. 18 Haushalte gehören zu der Gemeinschaft derzeit: Freiberufler, Angestellte, Studenten, Familien mit Kindern, Paare mit Kinderwunsch, Senioren, Singles. „Ein buntes Abbild der urbanen Gesellschaft“, wie Kurz sagt. Der Vorteil: In der langen Zeit der Planung konnten sich die Mitglieder kennenlernen „mit allen Stärken und Schwächen – aber das ist etwas anderes als eine neue Eigentümergemeinschaft“, sagt Kurz. Und günstiger bauen könne man auch: Rund 6000 Euro pro Quadratmeter müsse man heute für Wohneigentum investieren, schätzt Kurz. Seine Baugemeinschaft kalkuliert hingegen mit Finanzierungskosten von etwa 4000 Euro für das Haus. Kurz: „Was es aber an Zeit gekostet hat, das darf man dann nicht mitrechnen.“