Hamburg. Abriss der alten Flutschutzanlage und des Restaurants an der Überseebrücke hat begonnen. Im Prinzip ist es eine Generationenaufgabe.
Jahrzehntelang prägte der kantige Bau des Restaurants Überseebrücke das Bild an Hamburgs Hafenkante zwischen HafenCity und Landungsbrücken. Seit Montag nun ist dort schweres Gerät aufgefahren, um das in den 60er-Jahren gebaute Gebäude abzureißen. Es ist zugleich eine Art Startsignal für den letzten Abschnitt des neuen Flutschutzbauwerks, an dem dort bereits seit rund fünf Jahren gearbeitet wird. Wobei der Landesbetrieb Straßen, Brücken Gewässer hier im Auftrag der Umweltbehörde nicht ein rein technisches Bauwerk schafft, sondern quasi eine völlig neue Promenade: Die wird bis zu 1,70 Meter höher sein als die alte, nach der Sturmflutkatastrophe von 1962 gebaute Anlage. Aber der Entwurf der Architektin Zaha Hadid nimmt dem eigentlichen Hochwasserschutz dennoch die optische Wucht. Treppenkegel sollen ein Verweilen am Wasser ermöglichen und Blickverbindungen zwischen Hafen und Stadt schaffen.
Zudem sieht der Entwurf eine Gestaltung aus dunklem Basaltstein vor, der auch an dem dort geplanten Neubau eines Restaurants Verwendung finden soll. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne), der am Montag die Baustelle besuchte, sprach dann auch von einen „schönen städtebaulichen Übergang“. Gleichwohl sei der Bau angesichts des Klimawandels und damit einhergehenden, vermehrten Sturmfluten eine „existenzielle Aufgabe für Hamburg“.
Im Prinzip ist es auch eine Generationenaufgabe: Bereits seit den 90er-Jahren lässt die Stadt ihre etwa 100 Kilometer lange Deichlinie Stück für Stück erhöhen, nachdem sie im Anschluss an 1962 schon einmal ein großes Sturmflutschutzprogramm aufgelegt hatte. Deiche und Flutmauern sind nunmehr zwischen 7,90 und 8,90 Meter über Normalnull hoch. Die 625 Meter lange Elb-Promenade bildet das Schlussstück dieses Programms.
2012 war mit dem ersten Abschnitt vom Baumwall bis zur Überseebrücke begonnen worden – dort ist die Promenade seit Herbst bereits zugänglich. Der zweite Abschnitt bis zu den Landungsbrücken soll nun Ende 2018 fertig sein. Etwa eineinhalb Jahre später als zunächst geplant. Grund war ein Rechtsstreit zwischen Stadt und Betreiber des Restaurants Überseebrücke, der eigentlich mit der Stadt einen Vertrag bis 2021 hatte. Die Stadt pochte auf eine vorzeitige Beendigung, um mit dem Bau beginnen zu können. Am Ende konnte sie sich durchsetzen, zahlt aber auch eine Entschädigung.
Anstelle des alten Restaurants soll nun ein neues gebaut werden. Die städtische Sprinkenhof GmbH sucht nach einem Betreiber. Rund ein Dutzend Interessenten hätten sich bereits gemeldet, sagte der neue Sprinkenhof-Geschäftsführer Martin Görge bei der Baustellen-Besichtigung. Rund 1000 Quadratmeter Nutzfläche werde das neue Restaurant haben. „Da braucht man schon einen Profi mit einem hochwertigen Angebot“, so Görge.
Bevor aber der Neubau beginnen kann, wird derzeit die alte Promenade komplett abgerissen, weil die Fundamente nicht für die neue ausgelegt sind. Insgesamt wird die neue Flutschutz-Flaniermeile zwischen Baumwall und Landungsbrücken laut Umweltbehörde 78,4 Millionen Euro kosten.
Doch ein Ende des Hamburger Flutschutzprogramms ist auch nach Abschluss dieses letzten Teils nicht in Sicht. „Der letzte Abschnitt ist zugleich der erste des neuen Programms“, sagte Umweltsenator Kerstan. Tatsächlich geht man in Hamburg seit einigen Jahren von der Möglichkeit aus, dass Sturmfluten noch höher auflaufen, als in den 90er-Jahren angenommen worden war. Deshalb rechnen die Ingenieure des Landesbetriebs nun mit einem zusätzlichen Sicherheitsaufschlag von 80 Zentimetern, der bei der Elb-Promenade schon mitberücksichtigt wurde. In den kommenden Jahren baut Hamburg daher erneut an seinen Schutzanlagen, um sie zu höher zu machen und zu verbreitern. Besonders gefährdete Abschnitte wie die Deiche in Wilhelmsburg sollen dabei zuerst erhöht werden.
Insgesamt ist auch dieses Programm auf mehrere Jahrzehnte ausgelegt. Ob am Ende dann auch die Elb-Promenade abermals erhöht wird, bezweifelte der Umweltsenator jedoch: „Wenn es nicht gelingt, den Klimawandel zu stoppen, muss man sich hier etwas anderes überlegen.“ Mitten in der Stadt immer höher zu bauen, sei eben kaum möglich.