Hamburg. Anzeigen wegen Übergriffen in Hamburg auf 133 gestiegen. Grünen-Vize Gwosdz entschuldigt sich für Aussage – und stellt Forderungen.

Die Zahl der Strafanzeigen nach den sexuellen Attacken auf Frauen in der Silvesternacht in Hamburg ist auf 133 gestiegen. Das teilte die Polizei am Sonntag mit. Am Freitag hatte die Zahl bei 108 gelegen. Der Großteil der Strafanzeigen bezog sich demnach auf Übergriffe im Bereich der Großen Freiheit an der Reeperbahn. In einigen Fällen wurden Frauen auch im Bereich des Jungfernstiegs Opfer von Straftaten.

Erst am Freitagabend kam es erneut zu einem sexuellen Übergriff auf eine Frau am Jungfernstieg. Mehrere Männer sollen dort gegen 20.30 Uhr eine Passantin bedrängt haben. Die für die Silvestervorfälle zuständige Ermittlungsgruppe sucht weiterhin nach dem Opfer, Begleiterinnen und Zeugen und bittet sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen (LKA-Rufnummer 040-4286-56789).

„Nein heißt nein!“

Am Sonntag äußerte sich Grünen-Vize Gwosdz erneut zu den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht. In einer gemeinsamen Erklärung mit der Landesvorsitzenden Anna Gallina forderte der Grünen-Politiker „Härte gegen sexualisierte Gewalt“. „Die schrecklichen Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht haben uns alle erschüttert. Was in Köln, Hamburg und anderen Städten passiert ist, verurteilen wir zutiefst“, heißt es in dem Text. „Wer Frauen betatscht, nötigt oder vergewaltigt, muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden, ohne Wenn und Aber, und egal woher er kommt. Nein heißt nein!“

Die Täter müssten „ermittelt und mit voller Härte des Gesetzes bestraft werden“, fordern Gallina und Gwosdz. Ohne von Flüchtlingen zu sprechen, gehen die Politiker auf das Thema Integration ein. Sie könne nur „auf der Basis unserer Grundwerte stattfinden.“ Diese müssten verinnerlicht und von allen vorgelebt werden.

„Müssen über Ursachen sexualisierter Gewalt debattieren“

„Leider sind sexuelle Handlungen gegen den ausdrücklichen Willen einer Person nicht automatisch strafbar“ schreiben Gallina und Gwosdz weiter. „Viele Täter nutzen gerade den „Überraschungsmoment“ im öffentlichen Raum aus.“ Sie würden einer Bestrafung entgehen, da Straftatbestand der sexuellen Nötigung in diesen Fällen nicht greife. „Deshalb fordern wir, dass die sexuelle Selbstbestimmung in Deutschland voraussetzungslos geschützt werden muss.“

„Ein eindeutiges Nein zu sexuellen Handlungen“ solle die „Schwelle der Strafbarkeit“ markieren. Gallina und Gwosdz wollen nach eigenen Angaben den Opferschutz offensiv diskutieren. „Genauso müssen wir auch die Debatte über die Ursachen sexualisierter Gewalt führen.“

Grünen-Vize Gwosdz sorgte für Eklat

Für viel Aufsehen hatte der stellvertretende Hamburger Grünen-Vorsitzende Michael Gwosdz zuvor gesorgt. In einer Nachricht auf Facebook hatte er geschrieben, alle Männer seien potenzielle Vergewaltiger. Mehrere Strafanzeigen wurden aufgrunddessen gegen den Politiker gestellt. „Als Mann weiß ich, jeder noch so gut erzogene und tolerante Mann ist ein potenzieller Vergewaltiger. Auch ich“, hatte Gwosdz geschrieben.

Die Hamburger Grünen sprachen in einem Tweet von „viel Hysterie“ wegen einer alten These. Gwosdz hatte sich bereits am Wochenende auf Facebook für seine „provokante“ Äußerung entschuldigt. „Es tut mir leid, wenn meine Aussage, die nicht auf diese Vorfälle (an Silvester) bezogen war, den Eindruck erweckt, ich wolle die schlimmen Gewalterfahrungen der Frauen in der Silvesternacht bagatellisieren.“ Er habe nur deutlich machen wollen, „dass sexualisierte Gewalt und Grenzüberschreitungen traurige Realität sind - mit Tätern aus allen gesellschaftlichen Schichten und jeglicher Nationalität“.