Hamburg. Gwosdz hatte auf Facebook geschrieben, alle Männer seien potenzielle Vergewaltiger. Nun hat der Politiker sich erneut zu Wort gemeldet.
Mehrere Bürger haben gegen den stellvertretenden Hamburger Grünen-Vorsitzenden Michael Gwosdz Strafanzeige wegen Beleidigung und Volksverhetzung erstattet. Laut Polizeiangaben waren am Sonnabendnachmittag bereits insgesamt fünf Anzeigen über das Online-Portal der Polizei und schriftlich eingangen. Ob Ermittlungen aufgenommen werden, muss nun in den kommenden Tagen geklärt werden.
Gwosdz hatte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in einer öffentlich gewordenen Nachricht an eine Bürgerin bei Facebook geschrieben: "Als Mann weiß ich, jeder noch so gut erzogene und tolerante Mann ist ein potenzieller Vergewaltiger. Auch ich. Wir Männer müssen uns dessen bewusst sein – nur dann sind wir auch in der Lage, erkennen zu können, wenn sexuelle Gewalt und Nötigung beginnt. (…) Wer das nicht für sich selbst akzeptiert, wird mit dem Erkennen von Grenzen Schwierigkeiten haben“ (Abendblatt berichtete exklusiv).
Diese Aussage hatte für bundesweite Empörung vor allem in den sozialen Medien gesorgt. Bei Facebook und Twitter ging ein regelrechter Shitstorm auf Gwosdz nieder. Teilweise wurde er auch auf justiziable Weise verunglimpft.
Persönliche Entschuldigung gefordert
Einer der Anzeigenden, der Brandenburger Kommunalpolitiker Sebastian Erxleben, der nach eigenem Bekunden kürzlich wegen der Flüchtlingspolitik aus der CDU ausgetreten ist, schrieb dem Abendblatt: "In meiner Anzeige bitte ich die Polizei und Staatsanwaltschaft der Freien Hansestadt Hamburg darum, Herrn Gwosdz dazu zu veranlassen, die Aussage öffentlich zurückzuziehen oder wie folgt zu korrigieren: 'Alle Männer sind potenzielle Vergewaltiger, außer Herr Dr. Sebastian Erxleben', da ich solche Kapitalverbrechen für mich — offenbar im Gegensatz zu Herrn Gwosdz — kategorisch ausschließen kann. Zudem erwarte ich eine persönliche Entschuldigung von Herrn Gwosdz. Offenbar beabsichtigt er, aus dem Frauenbild einer bestimmten Ethnie ein Frauenbild eines bestimmten — nämlich männlichen — Geschlechts abzuleiten, da er sich offensichtlich nicht dazu im Stande sieht, die Ereignisse in Köln mit seiner Ideologie in Einklang zu bringen. Ich lehne es entschieden ab, solche Umdeutungsversuche und derartige Unterstellungen unkommentiert hinzunehmen und mich aufgrund meines Geschlechts in dieser Form beleidigen lassen zu müssen. Ich fühle mich als Mann von Herrn Gwosdz in direkte Verbindung mit Schwerstkriminellen gesetzt. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, den Rechtsweg zu beschreiten."
Gwosdz entschuldigt sich auf Facebook
Gwosdz selbst hat sich für seine jüngsten Äußerungen im Kontext der sexuellen Übergriffe auf Frauen in Köln und Hamburg mittlerweile entschuldigt. "Die Verbrechen in Hamburg, Köln und anderswo, bei denen Männer Frauen nicht nur beraubt sondern auch sexuell attackiert haben, haben mich wie wahrscheinlich alle anderen Menschen auch erschüttert. Es tut mir leid, wenn meine Aussage, die nicht auf diese Vorfälle bezogen war, den Eindruck erweckt, ich wolle die schlimmen Gewalterfahrungen der Frauen in der Silvesternacht bagatellisieren“, schrieb Gwosdz am Sonnabendnachmittag auf seiner Facebook-Seite. "Was die Frauen erlebt haben, ist durch nichts zu relativieren."
Es tue ihm auch leid, "wenn Männer sich durch meine Aussage persönlich angegriffen fühlen". Jeder Täter trage seine eigene Verantwortung und sei für seine Taten zu bestrafen. "Die Sozialisation in einem anderen Kulturkreis darf keine Entschuldigung sein. Mit meiner provokativen Aussage wollte ich deutlich machen, dass sexualisierte Gewalt und Grenzüberschreitungen traurige Realität sind – mit Tätern aus allen gesellschaftlichen Schichten und jeglicher Nationalität. Es gilt, die Frauen davor zu schützen."
Genauso richtig sei es, "dass die große Mehrheit der Männer — egal woher sie kommen – Frauen keine sexuelle Gewalt antun wollen". Es sei nicht Sinn seiner Aussage gewesen, das in Zweifel zu ziehen, "und ich bedaure, wenn es so verstanden wurde".
Die Ereignisse der Silvesternacht hätten das Vertrauen in die Sicherheit im öffentlichen Raum erschüttert. "Es hat jetzt die höchste Priorität, die Geschehnisse aufzuklären, Täter zu verfolgen und das Vertrauen wieder herzustellen“, so Gwosdz. "Meine Aussage, die nicht auf die Vorfälle in der Silvesternacht bezogen war, aber jetzt in diesem Kontext steht, lenkt davon ab."